Die in Berlin geborene Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin Jenny Schlenzka übernimmt ab September 2023 die Leitung des Gropius-Baus. Das teilten die Berliner Festspiele am Donnerstagnachmittag mit. Die Entscheidung traf der Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin und folgte damit einem Vorschlag des Festspiele-Intendanten Matthias Pees.
Die derzeit noch in den USA ansässige Leiterin des Performance Space New York tritt damit die Nachfolge von Stephanie Rosenthal an, die das Haus seit Februar 2018 leitete und ab September die Direktion des Guggenheim-Museums in Abu Dhabi übernimmt. Schlenzka, die auch den Performance-Bereich des Museum of Modern Art (MoMA) mit aufbaute, habe der Mitteilung nach in den vergangenen Jahren einen wichtigen Beitrag zur fortschreitenden Diversifizierung der New Yorker Kulturlandschaft geleistet und wolle auch im Gropius-Bau die interdisziplinären, performativen und thematischen Ansätze ihrer Vorgängerin in dem Haus weiter ausbauen.
Ausgangspunkt Kunst
Kulturstaatsministerin und Aufsichtsratsvorsitzende Claudia Roth (Grüne) freue sich laut Mitteilung, dass Schlenzka Rosenthals Kurs fortführen und weiterentwickeln werde. Matthias Pees, der von einem Expertengremium beraten wurde, spezifiziert das und lobt die kuratorische und institutionelle Praxis Jenny Schlenzkas, die die Künstler und ihre Arbeit in den Fokus stelle und zum Ausgangspunkt aller programmatischen und thematischen Überlegungen nehme. Das könnte als Kritik am zunehmend kunstbetriebsbestimmenden Selbstverständnis von Kuratoren aufgefasst werden. „Jenny Schlenzka“, so Pees weiter, „wird große Ausstellungen zeitgenössischer und moderner Kunst im Gropius Bau auch durch neue performative und transdisziplinäre Formate ergänzen.“
Schlenzka ist auf „zeitbasierte Kunst“ spezialisiert und arbeitete in New York unter anderem mit Hannah Black, Donna Haraway, Juliana Huxtable, Mette Ingvartsen, Ligia Lewis, Renata Lucas, Tiona Nekkia McClodden, Sarah Michelson, Precious Okoyomon, Sondra Perry und Underground Resistance zusammen. Am MoMA hat sie das wöchentliche Live-Programm „Sunday Sessions“ ins Leben gerufen und neue Ausstellungsformate für performative Kunst entwickelt, u. a. mit Anne Imhof und Xavier Le Roy. Entsprechend ihrer bisherigen Tätigkeit kündigt Schlenzka an, dass sie die Öffnung des Hauses weiterführen wolle. „Die stärkere Einbeziehung ephemerer Kunst in das Programm großer Ausstellungen wird eine wichtige Rolle spielen und die Ausrichtung der Institution zukünftig erweitern.“


