Kürzlich im ICE konnte ich meinen Ohren fast nicht trauen. Ich war auf dem Nachhauseweg nach einem tollen Wochenende an der Ostsee zurück nach Berlin. Der Zug der Deutschen Bahn hinkte dem Zeitplan um eine Dreiviertelstunde hinterher. Das hat der ICE-Zugführer auch aus dem Cockpit per Fernsprechanlage ins Zugabteil verkündet. Aber er sagte es ganz anders.
Er sprach nicht etwa von der altbekannten „Verspätung“, sondern von „Abweichung“ – „45 Minuten Abweichung“. Von „leider“ oder von „Entschuldigung“ war freilich nicht mehr die Rede. Wozu auch? Die Verspätung war ja „abgeschafft“. Auch in allen Ansagen danach, noch stundenlang. Die Blicke im Abteil: verärgert bis verstört. Eine alte Dame schüttelte missmutig den Kopf, sie konnte es nicht fassen.

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