Umweltschutz

Wie bedrohte Korallenriffe weltweit vernetzt sind

Korallenriffe sind Hotspots der Artenvielfalt. Forschende zeigen nun, wie stark die Riffe miteinander verbunden sind und warum sie geschützt werden müssen.

Korallenriff vor der Insel Pulau Sipadan, Malaysia
Korallenriff vor der Insel Pulau Sipadan, Malaysiaimago/Andre Seale

Sydney-Korallenriffe zählen nicht nur zu den faszinierendsten Lebensräumen des Planeten. Sie sind auch Hotspots der Artenvielfalt und wichtig für den Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung – etwa über Tourismus und Fischerei. Nun zeigt eine Studie, wie stark Korallenriffe rund um die Erde miteinander vernetzt und damit auch voneinander abhängig sind. Bei vielen Fischarten treiben die Larven entlang der Meeresströmungen von den Laichgebieten zu ihren Kinderstuben – sodass manche Korallenriffe eher Quellgebiete der Artenvielfalt sind, andere Durchgangszonen und wiederum andere Empfängerregionen.

Mehr als 70 Prozent der für diese Netzwerke wichtigen Riffe stünden nicht unter Schutz, berichtet das Forschungsteam um Luisa Fontoura von der Macquarie University in Sydney in der Fachzeitschrift Science. Angesichts der überragenden Rolle von Korallenriffen für die Artenvielfalt und oft auch für die lokale Wirtschaft müsse die Rolle solcher Zonen bei der Ausweisung von Meeresschutzgebieten stärker berücksichtigt werden.

Wenig Schutzgebiete im Indopazifik

„Weltweit liegen derzeit 29 Prozent der Verteilungskorridore, 26 Prozent der Empfängergebiete von Larven und 24 Prozent der Quellregionen in Meeresschutzgebieten“, stellt das Team fest. Allerdings gebe es große regionale Schwankungen. Ausgerechnet im Indopazifik, der viele besonders wichtige und artenreiche Riffe enthalte und wo besonders viele Menschen von der Fischerei abhingen, gebe es nur wenige Schutzgebiete. Lediglich 5 bis 8,5 Prozent der bedeutenden Verteilungskorridore, Larvenempfänger und Quellgebiete stünden dort unter Schutz, schreibt das Team.

Anhand von Modellierungen der Ozeanströmungen und Charakteristika verschiedener Fischgruppen untersuchten die Forscher die Rolle von 272 Korallenriffen in den äquatornahen Regionen rund um die Erde. Gerade jene Korallenriffe, die besonders viele Larven empfangen, enthalten demnach nicht nur extrem viele Arten, sondern entwickeln grob doppelt so viel Biomasse wie die Ursprungsregionen. Daher seien sie auch besonders widerstandsfähig gegen Eingriffe des Menschen, sofern nachhaltig gefischt werde. Ursprungsregionen von Larven reagierten dagegen empfindlicher und sollten daher besonders geschützt werden.

„In Korallenriffen tragen verschiedene Fischgruppen auf unterschiedliche Weise zu den Funktionen der Ökosysteme bei“, sagt Fontoura. „Während große fleischfressende Fische mit einer relativ kurzen Laichsaison einen deutlichen Beitrag zur lokalen Fischerei leisten, sind kleine Rifffische, die sich regelmäßiger über das Jahr fortpflanzen, für einen Großteil der erstaunlichen Fischvielfalt verantwortlich, die wir heute an Korallenriffen beobachten.“

Gut 40 Prozent der Korallenriffe sind massiv bedroht

In den letzten Jahren hatten Forscher mehrfach auf den schlechten Zustand vieler Korallenriffe weltweit hingewiesen. Ein Forscherteam gab 2021 bekannt, dass 30 Prozent aller Korallenriffe bereits verloren und 40 Prozent massiv bedroht seien. Ursachen für die Zerstörung der Korallenriffe seien vor allem die Überfischung und die Verschmutzung der Meere sowie der Klimawandel. Bereits 2018 warnte der Weltklimarat IPCC, dass 70 bis 90 Prozent aller tropischen Korallenriffe der Welt absterben könnten, wenn die globale Temperatur um 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigt.

Die Erderwärmung lässt die Meerestemperaturen steigen, was wiederum zur Korallenbleiche führt. Durch solche Korallenbleichen hat etwa das Great Barrier Reef vor der Küste von Australien binnen weniger Jahrzehnte einen großen Teil seiner Korallen verloren.

Doch es gibt auch eine gute Neuigkeit: Ein Forschungsteam hat kürzlich ein Korallenriff vor der Küste Tahitis entdeckt. Die von Nesseltieren gebildete Struktur befinde sich in 35 bis 70 Metern Tiefe und scheine in einem guten Zustand zu sein, heißt es in der Fachzeitschrift New Scientist. Es handele sich dabei um eines der größten in dieser Tiefe entdeckten Riffe. Wissenschaftler wollen nun herausfinden, welche Arten in der Umgebung des Riffs leben. (mit dpa)