Kommentar zur neuen Serie

Schlaflos in Berlin? Das wollen wir ändern!

Haben Sie Schlafprobleme oder nachts unbewusst Atemaussetzer? Ob Lerche, Eule oder Typ Mittagsschlaf: Mit unserer Serie begleiten wir Sie ins Reich der Träume.

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Menschen mit Schlafproblemen deutlich gestiegen. 
In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Menschen mit Schlafproblemen deutlich gestiegen. imago

Berlin-Ich fühlte mich sehr abgeholt von einem Bericht in der Zeit vor ein paar Jahren. Es gehe ihr total auf den Zeiger, schrieb die Autorin, dass sie als Eulentyp sich ständig dafür rechtfertigen müsse, morgens müde zu sein. Vor allem Lerchenkollegen hätten noch nicht verstanden, dass Menschen unterschiedlich ticken. 

Während der frühe Vogel morgens frisch ans Tageswerk schreite, dann aber ab einem Zeitpunkt, der für Eulen noch nicht mal mittags ist, schon wieder nachlasse mit seiner Aktivität und am – für Eulenverhältnisse – frühen Nachmittag wieder nach Hause will, fängt der Tag für echte Spätaufsteher gerade erst richtig an. Und was passiert? Die Lerchen merken nicht einmal, dass die Eulenmenschen unter uns am Abend noch wahre Wunderwerke vollbringen, manche bis tief in die Nacht – weil die frühen Vögel dann längst schlafen und nichts mehr mitbekommen. Und sie die Eulen am nächsten Morgen schon wieder mit ihrem frühen Gezwitscher nerven, von dem sie meinen, es sei längst an der Zeit, und ohne sie würde eh nichts laufen.

Morgens fröhlich aufstehen? Kann ich nicht – dafür nachts super arbeiten!

Genau so ist es, dachte ich mir als Eulenmensch, der gerade an einer Nachtkritik schrieb, von 20 Uhr abends bis 2 Uhr morgens, bevor ich um 8.30 Uhr wieder in der Redaktion sein musste. Weil ich am liebsten und besten nachts arbeite, habe ich damals fast rund um die Uhr gearbeitet. Ich war jung und konnte es aushalten. Aber gab es jemals Lob für diesen Doppel-Einsatz? Selten. Denn die managenden Lerchen hielten meinen Nachteinsatz als Eule für ganz normal – den Tageseinsatz gab es frei Haus dazu.

Natürlich hält man so etwas nicht sein Leben lang durch, und auch Schichtarbeiter werden krank, wenn sie dauerhaft gegen ihren Biorhythmus arbeiten. Aber dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, das Bewusstsein für die unterschiedliche Chronobiologie des Menschen zu schärfen. Ich habe damals freiwillig zusätzlich nachts gearbeitet, weil es mir nachts viel mehr Spaß gemacht hat, ich war wacher und kreativer und mir gingen meine Texte besser von der Hand. Die Arbeit tagsüber war auch okay, nur hatte ich das Gefühl, das bin nicht ganz ich. Ganz ich, das bin ich nachts. So ist das bei Eulen – auch wenn ihr euch das oft nicht vorstellen könnt, liebe Lerchen. Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, morgens die Augen aufzuschlagen, sofort aufzustehen und auch noch gute Laune zu haben. Das ist schlicht unmöglich. 

Das Problem mit dem Schnarchen – und den Atemaussetzern

Inzwischen ist die Forschung weiter und hat mindestens zwei zusätzliche Schlaftypen identifiziert: Mittagsschläfer und solche, die nur nachmittags richtig wach sind. Letztere schlafen insgesamt am meisten. Am längsten wach sind – aufgepasst – die Eulen: Sie sind den ganzen Tag fit, von 10 bis 22 Uhr. Nur am Morgen überhaupt nicht. Weil eben nachts viel länger wach. Leider orientiert sich unser gesamtes öffentliches Leben immer noch am preußischen Morgenmenschen – abgesehen von den Berliner Clubs. Weshalb ich gerne in Berlin lebe. Wenn nicht gerade Pandemie ist. 

Zwar kann sich im Laufe des Lebens der Schlaftyp verschieben und die meisten Menschen sind Mischwesen. Dennoch gibt es viele ausgeprägte Eulen und Lerchen, und leben diese gar zusammen, kann es zu ausgeprägten Missverständnissen oder Missverhältnissen kommen. Ich erinnere mich an einen Freund, der nicht nach 17 Uhr zu Abend essen konnte. Unsere Beziehung hat nicht lange gehalten. 

Tipps zu Einschlafhilfen, Schichtarbeit und ein Bericht aus dem Schlaflabor

Und wenn dann doch mal beide gleichzeitig schlafen, kann es weitere Probleme geben mit dem Schlaf: das Schnarchen. Im Laufe des Lebens sind es eher Männer, die nachts laut tröten, doch mit dem Alter gesellen sich immer mehr schnarchende Frauen hinzu. Woran das liegt und warum es helfen kann, nachts einen Rucksack anzuziehen, davon handelt ein Text im Rahmen unserer neuen Serie „Schlaflos in Berlin“, die ich Ihnen sehr ans Herz lege und die heute mit einem Interview zum Zusammenhang zwischen Psyche und Schlaf startet. Meine Kolleg:innen Miray Caliskan, Elena Matera und Christian Schwager sind für Sie ausgeschwärmt, um das Reich der Träume und der Schlaflosigkeit zu erkunden.

Weil aufgrund immer mehr Stresses nicht nur – aber auch – durch Corona unser Schlaf immer schlechter wird und dadurch viele körperliche wie psychische Probleme auftreten, suchen viele Menschen nach professioneller Hilfe bei Schlafproblemen. Andere haben sie und wissen es gar nicht: Von Schlafapnoe sind laut Studie rund 26 Millionen Deutsche betroffen, 20 Millionen davon unbewusst. Ihnen stockt nachts der Atem, was zu erheblichen Gesundheitsproblemen führen kann. Wie genau das herausgefunden wird und was Abhilfe schafft, davon erzählt unsere Reportage aus einem Schlaflabor am nächsten Dienstag.

Am Mittwoch geht es weiter mit Tipps zur natürlichen Einschlafhilfen, am Donnerstag geht es ums Schnarchen, am Freitag um Schichtarbeit und Chronobiologie. Und übernächsten Dienstag befassen wir uns mit Doping im Alltag: Wie man den Schlaf hinauszögern und trotzdem leistungsfähig bleiben kann – wenn man denn will. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit unserer neuen Serie, die Sie auf den Wissens- und Gesundheitsseiten in der Berliner Zeitung finden sowie online am jeweiligen Erscheinungstag. Und wir wünschen Ihnen vor allem: einen geruhsamen Schlaf!