Betrugsvorwürfe

Corona-Sammelklage und Die Basis: „Eine dreiste Lügengeschichte“

Die Anwälte Reiner Füllmich und Viviane Fischer bezichtigen sich öffentlich der Lüge. Es geht um Spendengelder – und teure Klagen gegen Drosten und Wieler.

Virologe Christian Drosten sollte in den USA verklagt werden, so hat es der Anwalt Reiner Füllmich angekündigt – und dafür Geld eingesammelt. 
Virologe Christian Drosten sollte in den USA verklagt werden, so hat es der Anwalt Reiner Füllmich angekündigt – und dafür Geld eingesammelt. dpa

Es klang für manche wohl sehr vielversprechend, zudem konnte der Anwalt bereits auf frühere Erfolge mit einer Sammelklage in den USA verweisen: Reiner Füllmich hatte bereits in den 90er-Jahren eine Deutsche in einem großen Schadenersatzverfahren gegen schädliche Brustimplantate vertreten. Außerdem habe er es schon mit der Deutschen Bank und Volkswagen aufgenommen. Nun ziehe er gegen Christian Drosten und Lothar Wieler vor Gericht, verkündete Füllmich bereits 2020 auf seiner Homepage und in den sozialen Medien. 

Per Sammelklage in den USA wolle er den deutschen Charité-Virologen wegen des von ihm entwickelten PCR-Tests als auch den RKI-Chef wegen Unterstützung des „Betrugs“ verklagen. Die beiden seien zusammen mit der WHO die treibenden Kräfte hinter der Corona-Pandemie.

Es gebe keine weltweite Corona-Pandemie, stattdessen eine von Eliten gelenkte PCR-Test-Pandemie, so der Anwalt aus Göttingen, der zusammen mit der Berliner Anwältin Viviane Fischer bis August den sogenannten Corona-Ausschuss leitete, in dem vor allem Corona-Kritiker zu Wort kommen. 

Geschäftsinhaber, Friseure und Gastronomen, die während der Lockdowns Einbußen erlitten hätten, könnten sich der Klage anschließen, 800 Euro plus Mehrwertsteuer als Vorleistung zahlen und später womöglich von einem gigantischen Schadenersatz durch eine solche „class action“ (Sammelklage) profitieren, so das Versprechen. Der Anwalt selbst, der eine Zulassung in Deutschland und in Kalifornien hat, sprach von einer Aussicht auf „Billionen“. 

Nun hat die Nachrichtenseite T-online gemeldet, dass sich Mandanten und Partner wiederum von Füllmich betrogen fühlen. Konkret etwa ein Unternehmer, der erst durch die Rechnung eines Duisburger Gerichts über 120.000 Euro davon erfahren habe, dass Füllmich beziehungsweise ein zwischengeschalteter Anwalt in seinem Namen auch in Deutschland gegen Wieler klage. 

Schlammschlacht unter Anwälten

Mit im Spiel war auch die Berliner Kanzlei Hafenanwälte, die sich inzwischen öffentlich von Füllmich distanziert. Zuletzt schrieb die Kanzlei auf Telegram, dass sie ihre Zusammenarbeit mit Füllmich beendet und rechtliche Schritte eingeleitet habe. Es gebe „erhebliche Differenzen“, wörtlich: „Seine öffentlichen Erklärungen, warum es bisher zu keiner Sammelklage in den USA gekommen ist, weisen die Berliner Rechtsanwälte ausdrücklich als unwahr zurück.“

Vier Anzeigen wegen Betrugs seien wegen der Sammelklage auch schon bei der Staatsanwaltschaft Berlin eingegangen, berichtet T-online. Doch diese sehe keinen Handlungsbedarf, denn: Betrug läge nur dann vor, wenn ein Anwalt von vornherein nicht willens oder in der Lage sei, die von ihm geschuldete Leistung zu erbringen.

Leistung seien die Mandatsübernahme und das Tätigwerden, nicht ein eventueller Klageerfolg. Dagegen sei wiederum Beschwerde eingelegt worden, doch die Generalstaatsanwaltschaft habe der Nachrichtenseite bestätigt, dass es in Berlin keine weiteren Ermittlungen gebe. 

Dafür bezichtigen sich nun die beiden Anwälte Füllmich und Fischer, die außerdem die Doppelspitze der Corona-kritischen Partei Die Basis bilden, gegenseitig der Lüge – öffentlich. Am Mittwochabend hat Viviane Fischer dazu ein Video veröffentlicht, in dem sie erklärt: Sie habe in den vergangenen zwei Jahren sehr gerne mit Reiner Füllmich zusammengearbeitet, er habe aufgrund seines Charismas und seines „schnellen Geistes“ viel beitragen können zur „Aufklärungsarbeit“, jetzt seien aber Dinge zutage gekommen, die sie nur schwer in Einklang bringen könne mit diesem Bild. Unter anderem habe er Spenden für den Corona-Ausschuss in Höhe von 700.000 Euro in sein Haus gesteckt, die er nun auf Anfrage im Gegensatz zur vorherigen Abmachung nicht herausgebe – obwohl er die Immobilie gerade verkaufe, weil er in die USA umziehe. Sie bittet ihn im Video, diese und weitere finanzielle Probleme schnell zu lösen. 

Füllmich selbst reagiert in einem Video auf die Vorwürfe, in dem er von einem Schweizer interviewt wird. Darin spricht er von einem „psychischen Problem“ der ansonsten „intelligenten und manipulativen“ Viviane Fischer, bezeichnet ihre Vorwürfe als „dreiste Lügengeschichte“ und wirft ihr vor, dem Ausschuss ebenfalls noch 30.000 Euro Spendengelder schuldig zu sein. Außerdem ziehe er gar nicht in die USA, sondern verkaufe das Haus aus anderen Gründen und wolle jetzt die Sammelklage vorantreiben. Die Berliner Zeitung hat zu den Vorwürfen rund um seine Person bei Füllmich angefragt; seine Kanzlei kündigte an, er werde sich nächste Woche dazu äußern.

Die beiden Anwälte haben außerdem ein Buch zusammen geschrieben, von dem Viviane Fischer am Donnerstag mitteilte, dass es sich „gerade nicht gut anfühlt“, es zu veröffentlichen. Der Titel lautet: „Homo Amicus “, aus dem Lateinischen übersetzt: Menschenfreund.