Zwei blaue, elektronische Augen zwinkern einen jungen Mann an. Der Arm, auf dem sie stecken, streckt einen Becher dampfender Kaffee von sich. Als der Mann nicht reagiert, stellt die kleine Maschine den Becher auf einem Tisch ab. Ein „besseres Leben durch den Roboter-Arm“ verspricht ein Plakat hinter dem Tresen. Die Umstehenden sind amüsiert, doch ob „K-Robot“ überzeugen kann?
Wie viele andere neue Innovationen steht er in Halle 27 der Messe Berlin, zum Auftakt der frisch eröffneten IFA. Die Internationale Funkausstellung feiert dieses Jahr ihr 99. Jubiläum mit mehr: mehr Vernetzung, mehr Nachhaltigkeit, mehr Hallen und vor allem mehr Start-ups. Nachdem es zuvor nur um die 150 Start-ups auf der IFA gab, sind dieses Jahr laut Organisatoren 350 verschiedene junge Unternehmen aus aller Welt vertreten. In der beworbenen „IFA Next“-Halle findet man, wie versprochen, eine ganze Palette verschiedener Produkte, von nützlich bis skurril.
Ein Küchenkomposter verspricht häufig frische Erde
Ein Gerät soll Gemüsereste geruch- und geräuschlos in Komposterde verwandeln. Pflanzenabfälle produzierten so einiges an CO₂, was dadurch vermieden werden könne, erklärt eine Vertreterin des Start-ups. Das Gerät ist so groß wie eine Hotel-Minibar. Die Komposterde, die es herstellt, soll Familien zu einem „ganz neuen Gartenerlebnis“ verhelfen. Ob sich „Mu-Mu“ gegen die klassische braune Tonne durchsetzen wird, soll sich jetzt auf der IFA zeigen.

Wer trotz Komposthaufen im Minibar-Format immer noch Platz in der Küche hat, kann sich dank eines französischen Unternehmens noch ein Gewächshaus einbauen. So groß wie ein Ofen und mit LED und Bewässerungssystem ausgestattet, ist „Liv“, ihr Prototyp. Bis zu drei Kilogramm Gemüse monatlich sollen so auch ohne grünen Daumen wachsen. Alles, was man dafür braucht, ist das Gerät selbst (ab circa 500 Euro) und ein monatliches Abo für das Saatgut für etwa 25 Euro. Lokaler als in der eigenen Küche geht es nicht, wirbt das Unternehmen „Urban Cuisine“ und hofft auf Investoren und Kunden, wie Hunderte weitere Produkte.
Fast alles lässt sich im Alltag optimieren
Doch nicht alle Produkte wollen Weltretter sein, einige lösen auch Probleme, von denen man bislang nicht wusste, dass man sie hat. Ein Beduftungssystem mit App-Steuerung für Büro und Zuhause soll den perfekten Ozeangeruch zum Aufwachen produzieren. Die „Kapseln“, wie bei einer Kaffeemaschine, halten bei zwei Stunden Nutzung pro Tag circa zwei Monate. Intelligente Pillenboxen, beheizte Brotdosen und Programmiersprachen-Lernspiele für Kinder ab fünf Jahren wollen sich auf der IFA behaupten.
Eine App soll durch einen Scan des „unverwechselbaren Nasenabdrucks“ von Hunden und Katzen helfen, entlaufene Haustiere zu identifizieren und zum Besitzer zurückzubringen. Dafür müssen Nutzer für ihren Hund ein Profil in der App einrichtet, quasi ein Facebook-Profil für das eigene Tier. Im anderen Teil der Halle befindet sich ein Stand in Tarnfarben: Sie bewerben vernetzte Westen, das sind Kleidungsstücke, die eine „Ganzkörpererfahrung“ bei Videospielen versprechen. Die Musik- und Soundeffekte, besonders bei sogenannten Ego-Shootern, sollen auf den ganzen Körper übertragbar sein.

Berlin, die Start-up-Stadt?
Laut Oliver Merlin, Sprecher des IFA-Managements, sind Start-ups wie diese ein wichtiger Teil der neuen IFA, wie sie sich dieses Jahr präsentieren will. Nach der Pandemie erhole sich nicht nur langsam aber sicher die Wirtschaft und damit der Markt für neue Innovationen, auch die weltgrößte Technikmesse muss sich neu erfinden.
Circa 30 Prozent der IFA-Aussteller dieses Jahr sind zum ersten Mal dabei, und er sei stolz auf ihre Zahlen: 350 Start-ups sind es diesmal, fast dreimal so viel wie noch in den Jahren zuvor. Nächstes Jahr wollen sie die 500 knacken, denn gerade in Berlin, der „Stadt der Start-ups“, seien neue Unternehmen perfekt aufgehoben. Die Hauptstadt soll als „Global Player“ mit anderen Weltstädten mithalten können, auch dafür setzte sich die IFA ein.


