Berlin-Mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk in Deutschland enthält nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch zu viel Zucker. Bei insgesamt 463 untersuchten Limonaden, Energydrinks, Fruchtsäften, Schorlen, Brausen und Eistees fanden sich in rund 60 Prozent der Produkte mehr als fünf Prozent Zucker, teilte Foodwatch am Mittwoch mit.
In mehr als einem Drittel (37 Prozent) der Flaschen und Dosen wiesen die Kontrolleure mehr als acht Prozent Zucker nach - das entspreche sechseinhalb Stück Würfelzucker auf 250 Milliliter. Lediglich 55 Getränke waren zuckerfrei, fast 90 Prozent davon enthielten jedoch Süßstoffe.
Gefahr von Diabetes und Fettleibigkeit
Flüssiger Zucker in Form von Getränken erhöhe das Risiko für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes, sagt Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Leipzig bei der Vorstellung der Studie. Foodwatch fordert deshalb eine Zucker-Abgabe für die Getränke-Industrie.
Großbritannien will ab 2018 eine Zucker-Steuer einführen, damit es weniger gesüßte Getränke zu kaufen gibt. Ferner fordern die Verbraucherschützer eine Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln in den Farben einer Ampel sowie eine gesetzliche Beschränkung der Werbung, die sich mit Spielzeugbeigaben oder Comicfiguren speziell an Kinder richtet.
Verbrauch in Deutschland deutlich über dem Richtwert
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt in ihrer jüngsten Richtlinie aus dem Jahr 2015 im Mittel nicht mehr als sechs Teelöffel (25 Gramm) Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln pro Tag. Das reduziere das Risiko von Übergewicht, Fettsucht und Karies. In der Realität liege die Zuckeraufnahme durch Lebensmittel in Deutschland bereits bei 90 Gramm pro Tag, sagte Andreas Pfeiffer, Ernährungswissenschaftler am Berliner Uniklinikum Charité. Getränke seien nur ein Teil davon und fielen vor allem bei Kindern ins Gewicht. Zucker sei aber auch in Produkten wie Joghurt versteckt.
