Berlin-Liebe Leser, in unserem Foodteil haben wir uns vorgenommen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das heißt für uns, Ihnen jede Woche die besten Empfehlungen für Ihr Wochenende und für Ihren Feierabend zusammenzustellen. Vor ein paar Wochen hatten wir uns vorgenommen, für Sie die besten kleinen Italiener der Hauptstadt zu finden. Das sind Lokale, in denen Sie sich wie zu Hause fühlen sollten. Den Auftakt hat die wunderbare sardische Trattoria Da Antonio auf der Bismarckstraße gemacht.
Dieses kleine Restaurant, das von einem gutmütigen Ehepaar geführt wird, ist uns so ans Herz gewachsen, dass wir noch einmal dort waren. Wir haben herausgefunden: Die Zutaten sind hyperlokal! Die Eier (sie riechen kräftig nach Hühnerstall) kommen von einem kleinen Bauernhof aus Brandenburg und schmecken so umwerfend, dass man mit ihnen das beste Spiegelei der Welt machen würde. Und bei Da Antonio gibt es auch regelmäßig Gerichte mit Wildfleisch, oder wilde Enten und Schnepfen aus dem Umland. Die Reaktion auf unseren Text war so groß, dass noch am Samstag 312 Berliner einen Tisch reservieren wollten. Etwas viel für ein Restaurant mit sieben Tischen.
Auch wenn ein solches Kleinod tief im Westen der Hauptstadt für uns bisher der Goldstandard ist, gibt es ganz um die Ecke in der Neuen Kantstraße noch so einen kleinen Italiener, den Sie unbedingt in Ihre Ausgehplanungen einbeziehen müssen. In der Salumeria Rosa geht es zwar weniger rustikal zu, aber auch dort können Sie herrlich essen. Die Gerichte hier gehen von der Aufmachung, anders als bei Da Antonio, eher in Richtung Fine Dining. Es gibt täglich fünf Hauptgerichte, ansonsten werden etliche kleine Gerichte serviert.


Wir haben uns vorweg (dazu passt ein eiskaltes Peroni-Bier) die kandierte Aubergine mit gebratenen Kräuterseitlingen, Trüffel und Burrata (12 Euro), den wilden Brokkoli mit Mascarpone und Yuzu (7 Euro) und die wirklich schönen Arancini mit Taleggio, Parmesan-Creme und Pesto (8 Euro) geteilt. Unser Fazit: Die drei Gerichte sind wirklich gut gemachte Kleinigkeiten. Wir werden wiederkommen und probieren dann bestimmt die Blutwurst-Ravioli mit Kartoffel-Lauch-Schaum und Äpfeln (9 Euro).
Zurück ins Jetzt: Zum Hauptgang bestellen wir erstmal ein Glas guten Merlot aus Südtirol und streuen unsere Menüauswahl breit. Es gibt erfreulich unpenetrante Trüffel-Linguine (bei schlechten Italienern sind die immer penetrant im Geschmack!), ein Meeresfrüchte-Risotto von sardischen Fregola (kleine Weizenkügelchen) und ein weichgeschmortes Ossobuco mit kleinen Essig-Möhrchen. Und auch diese Hauptgänge sind die Reise zum Lietzensee unbedingt wert, denn beim Fleischgang werden sogar zwei kleine Beinscheiben vom Kalb serviert. Und das verdoppelt den Genuss, denn zwei Beinscheiben heißt auch zwei Markknochen und damit zweimal zartes Knochenmark mit Cremolata für den Genießer. Wir sagen: Top!

Abschließend noch drei Sätze zum Flair: Die Salumeria Rosa ist nicht besonders spektakulär eingerichtet. Man nimmt an einfachen Stehtischen aus Holz Platz das erinnert ein bisschen an Ikea 2.0, das muss man nicht mögen, aber es nervt auch nicht. So kann hier das Essen auf den Tellern wirklich brillieren.
Bewertung: 4 von 5 Punkten
Salumeria Rosa, Neue Kantstraße 25, 14057 Berlin, Montag bis Freitag 12–22 Uhr.
