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Star-Wars-Serie „Das Buch von Boba Fett“: Von Fans für Fans

Bei Disney+ wird eine kultige Nebenfigur von vor über 40 Jahren zum Helden. In einer Flut von Anspielungen für Insider gerät das Wesentliche in den Hintergrund.

Gangsterboss in spe: ein Kopfgeldjäger auf den Spuren von Jabba dem Hutten.
Gangsterboss in spe: ein Kopfgeldjäger auf den Spuren von Jabba dem Hutten.Disney

Man konnte ihn kaum als Nebenfigur bezeichnet: Vor über 40 Jahren hatte der Kopfgeldjäger Boba Fett in der ersten Star-Wars-Trilogie nur vier Zeilen Text zu sagen, war insgesamt für etwa sechs Minuten auf der Leinwand zu sehen und verbarg sich dabei hinter dem Visier eines türkisfarbenen Topfhelms. Als Handlanger der dunklen Seite war es sein Job, Luke Skywalkers besten Freund Han Solo zu fangen; bei dessen baldiger Befreiung wurde er dann getötet. Obwohl von den Machern nur als unscheinbarer Bösewicht für zwischendurch eingefügt, fand der besondere Look Boba Fetts in der riesigen Fan-Gemeinde Anklang, und nachfolgende Star-Wars-Produktionen nahmen immer wieder Bezug auf den maskierten Einzelgänger.

Nach seinem letzten überraschenden Auftritt in der Hit-Serie „The Mandalorian“ greifen nun unter anderem Jon Favreau („Iron Man“, „Das Dschungelbuch“) und Robert Rodriguez („From Dusk till Dawn“, „Sin City“) die Geschichte des Bösewichts auf und stricken aus der dünnen Vorlage einen Antihelden, dessen Geschichte eine eigene Serie füllen soll.

Schicke Kamerafahrten für flache Figuren

Im Stil eines klassischen Westerns streift Boba Fett (Temuera Morrison), nachdem er seinen Kinotod auf unwahrscheinliche Art überlebt hat, bewaffnet, gerüstet und kampfbereit durch die staubigen Straßen von Mos Espa, dem berüchtigten Weltraumbahnhof Tatooines. Begleitet von der Assassinin Fennec Shand (Ming-Na Wen) hat er sich vorgenommen, seinen ehemaligen Auftraggeber Jabba den Hutten zu beerben und sich als Chef eines kriminellen Syndikats häuslich niederzulassen. Tatooine scheint dafür eine gute Wahl zu sein: Weit entfernt von den Schauplätzen der großen Kämpfe zwischen guter und böser Seite der Macht und bevölkert von einer Unzahl zwielichtiger Gestalten wittert Boba hier eine geeignetes Habitat für gewaltbereite, durchsetzungsstarke Schurken ohne Moral, aber mit Berufsehre.

Doch Boba Fett bleibt eine Gestalt aus der zweiten bis dritten Reihe einer weit, weit entfernten Galaxis. Seine Versuche, das einsame Leben als reisender Menschenfänger aufzugeben und sich als neuer Oberkrimineller auf dem allen Fans bekannten Wüstenplaneten (Heimat Luke Skywalkers) zu etablieren, werden zwar mit genussvollen Kamerafahrten durch diesen detailverliebt ausgestatteten Winkel der Star-Wars-Welt attraktiv in Szene gesetzt. Eine plausible Dramaturgie oder feinsinnige Charakterdarstellungen sind die Macher allerdings schuldig geblieben, stattdessen haben sie ihre Serie mit dutzenden Reminiszenzen an vergangene Star-Wars-Titel gespickt. Mit „Das Buch von Boba Fett“ trennt sich Disney so vom voraussetzungslosen Charme der Sternekrieg-Filme, die ein globales Publikum ohne großes Vorwissen über das Franchise ansprechen konnten, und liefert eine Geschichte, die am Ende leider nicht viel mehr ist als ein Bindemittel für den harten Kern der Fan-Gemeinde.

Wertung: 2 von 5 Punkten

Das Buch von Boba Fett, Serie, 7 Folgen, Disney+

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.