Sie hört einfach nicht auf, die Pandemie der Peinlichkeiten, die Hertha BSC serienmäßig fabriziert. Auf und viel mehr noch neben dem Spielfeld. In dieser Woche: Der Investor will den Klubpräsidenten loswerden, natürlich sagt er das öffentlich. Als Fan muss man sich wohl entscheiden: Team Gegenbauer oder Team Windhorst?

Team Gegenbauer:

Um es einmal herunterzubrechen: Lars Windhorst findet, dass Werner Gegenbauer der falsche Mann für das Amt des Vereinspräsidenten sei. So weit, so gut. Das ist Windhorsts Meinung, diese darf er haben. Er steht mit ihr beileibe nicht alleine da. Und das hat Gründe. Denn ja, Gegenbauer, 71, ist eindeutig angreifbar. Seit 2008 ist er im Amt, seitdem scheint Hertha in seiner Entwicklung nahezu stehengeblieben zu sein: zwei Abstiege, mehr Krisensaisons als erfolgreiche, ein zu langes Festhalten an Ex-Geschäftsführer Michael Preetz, kein nennenswerter Fortschritt in der Stadionfrage. Allein die verkrusteten Strukturen, die sich in seinen 14 Jahren gebildet haben, würden mehrere Seiten füllen. Die möglichen Ansatzpunkte für Kritik sind so zahlreich wie legitim. Nicht ohne Grund wurde Gegenbauer bei der letzten Präsidiumswahl mit nur 54 Prozent der Mitgliederstimmen wiedergewählt – ohne Gegenkandidaten.

Karriereweg

Wurde am&nbsp;<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/28._Mai">28. Mai</a> <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/1950">1950</a>&nbsp;in Berlin geboren. Machte eine Lehre in dem 1925 von seinem Vater Carl Gegenbauer gegründeten Unternehmen für Glas- und Messingreinigung. Trat 1979 in die Geschäftsleitung des Familienunternehmens ein, wurde 1982 zum Vorsitzenden gewählt. War von 1997 bis 2004 Präsident der Berliner <a href="https://dewiki.de/Lexikon/Industrie-_und_Handelskammer">Industrie- und Handelskammer</a>. Übernahm im Mai 2006 den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden bei <a href="https://dewiki.de/Lexikon/Hertha_BSC">Hertha BSC</a>. Zwei Jahre später wurde er von der Mitgliederversammlung zum neuen Klubpräsidenten gewählt.

Werner Gegenbauer

Viele Fans können sich mit einer glorreichen Klubvergangenheit trösten. Und bei Hertha? Gibt es nur Geschichten vom Scheitern – und jetzt mal wieder Hoffnung.

Wer Hertha liebt, scheint den Schmerz zu mögen

Trainer, Funktionäre und Spieler wechseln beim Berliner Fußball-Bundesligisten seit Juli 2019 permanent. Ist das Tempo der Veränderungen zu hoch?

Krisenmodus als Dauerzustand: Der Umbruch überfordert Hertha BSC

27. Juni 2019 Windhorst: „Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten Big City Club werden.“ 10. November 2019 Gegenbauer auf der MV: „Bevor wir unterschrieben hatten, war das Geld auf dem Konto. Lars Windhorst hat sich als ausgesprochen kundiger und verlässlicher Partner erwiesen (..) Es ist das Beste, was uns derzeit passieren konnte (...) Wir sind nicht der Spielball, sondern der Treiber der Entwicklungen (...) Die Unabhängigkeit der Vereins bleibt nicht nur unberührt, sondern war nie größer.“ 13. Februar 2020 Gegenbauer über die Zusammenarbeit: „Die Ziele sind deckungsgleich.“ Windhorst: „Ich bin es gewohnt, dass Projekte sich verzögern können.“ 25. Oktober 2020 Gegenbauer auf der MV: „Wir müssen vertrauensvoll mit dem Investor zusammenarbeiten. Wir müssen ihm aber auch klarmachen, dass wir der Komplementär sind – und der Komplementär die Entscheidungen trifft.“ 10. Februar 2021 Windhorst im dpa-Interview: „Im Ernst, der Investor ist doch nicht der Diktator, der alles von oben vorgibt. Es geht darum, Menschen mitzunehmen, zu motivieren, für eine gemeinsame Sache zu kämpfen (...) Mir ist öfter von Finanzinvestoren oder selbst von Leuten in meiner Gruppe vorgehalten worden: Was ist denn das für ein Investment, kein Gewinn, kein Erfolg und nichts zu bestimmen? In der Finanzwelt ist ein solches Investment schon ungewöhnlich (...) Die Ruckeleien zwischen Investor und Vereinsführung sehe ich als gegenseitiges Abtasten.“ dpa: „Wie oft haben Sie das Investment schon bereut?“ Windhorst: „Gar nicht, noch nie. Ich bin doch nicht mit der Erwartungshaltung eingestiegen, dass Hertha BSC zwölf Monate später einen Riesen-Börsengang hinlegt, Champions League spielt und ich mein Geld verdoppelt habe.“ 11. September 2021 Windhorst in der Süddeutschen Zeitung: „Ich werde niemals aufgeben. Nie. Habe ich noch nie in meinem Leben. Ich habe nicht gekauft, um zu verkaufen.“ Über das Ziel Champions League: „Das darf sicher keine fünf bis zehn Jahre mehr dauern, sondern eher zwei bis fünf.“ 9. Oktober 2021 Gegenbauer im rbb: „Es ist eigentlich ganz einfach. Der Verein führt und informiert. Selbstverständlich ist es das gute Recht von Lars Windhorst oder Tennor, ihre eigenen Erwartungen an das Investment zu formulieren. Aber die Ziele von Hertha BSC formuliert die Geschäftsführung der KG oder des Vereins. Solange ich Präsident bin, wird über 50+1 im Verein nicht diskutiert.“ Windhorst: „Es ist wie eine heilige Mauer.“ Aus seiner Sicht sei es zu bequem zu sagen, „es gibt 50+1, dahinter können wir uns verstecken. Es gibt Investor und Verein. Ich glaube, das muss nicht so sein (...) Ich habe erwartet, dass man mehr als Team konstruktiv und positiv an Projekten und Themen arbeitet, sich austauscht und wirklich mit Freude, Kreativität und Dynamik den Verein führt (...) Dazu ist es bisher nicht so richtig gekommen.“ 24. November 2021 Gegenbauer im Herthabase-Podcast: „Sie können der Tennor Group nicht verbieten, über ihr Investment zu reden. Aber wir haben von Anfang an versucht, ihnen klarzumachen, sie mögen doch bitte unsere Kommunikation nicht konterkarieren, den Leuten nur das zu versprechen, was wir halten können. Das haben sie nicht hinbekommen.“ 16. Februar 2022 Windhorst im Capital-Interview: „Bislang hat mir das Investment bei Hertha abgesehen von positiven Erfahrungen mit vielen Mitgliedern nur Nachteile gebracht (...) Ich habe darauf gesetzt, dass bei Hertha rational und in die Zukunft denkende Leute das Sagen haben, die auch nachhaltig den Erfolg wollen (...) Ich lasse mir von niemandem 375 Millionen Euro verbrennen.“ 20. März 2022 Windhorst bei Bild TV: „Auf der einen Seite kann und möchte ich nicht mehr mit Herrn Gegenbauer zusammenarbeiten und auf der anderen Seite habe ich persönlich keine Ansprüche oder Ambitionen, mich in den Verein stärker einzubringen. Ich möchte, dass die Vision vom erfolgreichen Hauptstadtverein in den nächsten Jahren in Erfüllung geht (...) Es ist jetzt höchste Eisenbahn, dass wir das Ruder in allen Belangen rumreißen (..) Mir ist nach wenigen Monaten klar geworden, dass es unter der Führung von Gegenbauer sehr schwierig ist, als Team zu arbeiten. Ihm geht es nicht darum, den sportlichen Erfolg des Vereins herbeizuführen, sondern um Machterhalt. Da gibt es Seilschaften und Klüngelei.“

Chronologie einer Entfremdung

Team Windhorst: Die Revolution hat begonnen

Wurde am 22. November 1976 in Rahden in Ostwestfalen geboren. Gründete mit&nbsp;16 Jahren sein erstes Unternehmen. Wurde Wunderkind der deutschen Wirtschaft genannt, ging mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl auf Auslandsreisen.&nbsp; Musste 2003 zum ersten Mal Insolvenz beantragen.&nbsp; Wurde 2009 nach der zweiten Pleite wegen Veruntreuung verurteilt&nbsp;Die Strafe: Gut 100.000 Euro und ein Jahr auf Bewährung.&nbsp; Gründete die Investmentgesellschaft Sapinda, die 2019 in Tennor umbenannt wurde und sich im Juni an Hertha BSC beteiligte.

LArs Windhorst

Die Mannschaft ist falsch zusammengestellt, besitzt keine mentale Stärke und hat sich lange überschätzt und in trügerischer Sicherheit gewähnt.

Aktuelle Lage bei Hertha ist vertrackter als bei den Abstiegen 2010 und 2012

Windhorsts Millionen haben Hertha gerettet

Machtkampf bei Hertha: Soll man jetzt Team Gegenbauer oder Team Windhorst sein?

Werner Gegenbauer und Lars Windhorst scheinen sich zu hassen. Fans stehen zwischen den Stühlen. Wir helfen zu klären, wer der Coolere von beiden ist.

16:9

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