Food-Tipps am Wochenende

Wo brunchen in Berlin? Gehen Sie zu Frühstück 3000 in Schöneberg!

Frühstücktipps fürs Wochenende! In Berlin gibt es unzählige Schmuddel-Frühstücks-Orte. Das Frühstück 3000 will damit brechen. Mit Erfolg.

Frühstück 3000 will das Berliner Schluffen-Frühstück revolutionieren.
Frühstück 3000 will das Berliner Schluffen-Frühstück revolutionieren.Zoe Spawton

Berlin-Frühstücke wie eine Kaiserin: Diese Ernährungsempfehlung haben Maximiliane Wetzel, Lukas Mann und Martin Pöller wörtlich genommen. Alle drei haben Erfahrungen in der Sternegastronomie gesammelt, unter anderem im Adlon, Margaux und Nobelhart & Schmutzig. Mit ihrem gemeinsamen Projekt Frühstück 3000 wollen sie Berlins Brunchangebot revolutionieren. Genau genommen: das erste Haus für die erste Mahlzeit des Tages sein. Nachdem sie ihr Konzept in einer erfolgreichen Pop-up-Reihe testeten, sind sie letzten Oktober in einem Ecklokal mit keck angemalter Fassade in der Bülowstraße sesshaft geworden.

Draußen herrscht raue Straßenstrichigkeit, drinnen zeitgeistige Eleganz durch graugrüne Wände, Holzfußboden und, als Kontrast, freiliegende Rohre. An den Wänden hängt Fotokunst, hinter der petrolfarbenen Bar eine Skulptur der Berliner Bildhauerin Kristiane Kegelmann. Die Karte ist unterteilt in Herzhaft, Süß, Ei und Extras. Unter letztgenannter Kategorie versteckt sich ein köstlicher, meersalz-karamelliger Brotpudding für faire vier Euro, der an die Vergangenheit des Küchenchefs Lukas Mann erinnert – er war Chefpatissier im Lorenz Adlon Esszimmer – und wahrscheinlich von vielen Gästen überlesen wird.

Kräuterrisotto und Ei: So muss man frühstücken in Berlin!

Vergeblich suchten wir den in den sozialen Netzwerken trendenden Mini-Langosch (komisch, bei Wolt ist er bestellbar). Stattdessen fiel die Wahl auf die Erbsenkrapfen mit Blattsalat (der wie vieles im Frühstück 3000 aus einem Permakulturgarten in der Uckermark kommt), Minzjoghurt, Zuckererbsen und Pfirsich. Dass Letzterer erst in Essig mariniert und dann gekocht wurde, weist dezent in Richtung Hochküche. Ein ausbalancierter, nicht zu verkopfter Teller, der Lust auf eine zweite Portion macht.

Nichts für schwache Nerven: Bananenbrot polarisiert, hier mit Sanddorneis.
Nichts für schwache Nerven: Bananenbrot polarisiert, hier mit Sanddorneis.Zoe Spawton

Das Kräuterrisotto mit Schmorgurken, Rauchsalzmandeln und pochiertem Ei hätte schlonziger sein können, war aber dafür aromatisch auf der frühlingshaften Seite, was auch im Juli in Ordnung geht. Viel mehr jedenfalls als die eher uninspirierte klare Gazpacho mit pochiertem Ei, was aber auch daran liegen könnte, dass mir Suppen zum Frühstück zu viel der Experimentierfreude sind. Zeug zum signature dish hat das Hummer-Brioche, weil es die in jedem Happy-Hour-Lokal totservierten Eggs Benedict dank Fenchelsalat und Mangohollandaise auf ein neues Level hebt. Was allerdings mit 29 Euro auch seinen Preis hat.

Weine und Sekt- und Champagner-Selektion

Zucker am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen: Geschmacklich sehr gut gefiel uns der seinem Aufbau nach an Schwarzwälder Kirsch erinnernde Frenchtoast mit Kardamom-Kirschen, Quarkespuma und Schokoladencrunch, allerdings mit dem texturlichen Einwand, die Toastscheiben mögen doch bitte etwas länger in Ei getunkt werden. Das vegane Birchermüsli wurde mit Kokosmilch zubereitet, die grob gewürfelten Gurken on top wären anders verarbeitet noch effektvoller gewesen. Anders als sonst mit Ahornsirup und Walnüssen wurde das Banana Bread mit Curryamaranth, Sanddorneis und jener Karamellsauce kombiniert, die sich auch auf dem – wie bereits erwähnt unbedingt zu bestellenden – Brotpudding wiederfand. Noch mal: Hier versteht einer was vom Patisserie-Handwerk.

Wer keine Termine und Lust auf „leicht einen sitzen“ hat, wählt aus einer kleinen Auswahl biodynamischer Weine, einer größeren Sekt- und Champagner-Selektion, Cocktailklassikern oder hausgemachtem Eierlikör. Alternativ gibt es hausgemachte Limos mit Gurke, Hibiskus oder Zitrusöl und Kaffee von Bonanza. Bei unserem Besuch wurde die gute Siebträgermaschine gegen eine sehr gute ausgetauscht. Alles in allem ein Bruncherlebnis, wie es Berlin noch nicht gesehen hat. Es soll ja Leute geben, die gar nicht frühstücken. Für die hat das Frühstück 3000 bis 16 Uhr geöffnet.

Bewertung: 4 von 5 Punkten!

Frühstück 3000, Bülowstraße 101, 10783 Berlin, täglich 8 bis 16 Uhr.

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.