Rezept am Wochenende

Ein Krabbencocktail ist weder kitschig noch ordinär - sondern einfach himmlisch!

Food-Trends kommen und gehen! Manche werden vergessen. Andere bleiben für immer unsere Begleiter. Zum Beispiel Melone & Parmaschinken oder der Krabbencocktail.

Die besten Dinge im Leben enthalten Mayonnaise:  Das gilt auch für  den Krabbencocktail.
Die besten Dinge im Leben enthalten Mayonnaise: Das gilt auch für den Krabbencocktail.Contemporary Cooking

Berlin-Food-Trends kommen und gehen. Der Gin-Hype ist schon längst aus Mitte und Kreuzberg nach Köpenick und Bielefeld weitergezogen und wird auch dort bald einfach verglühen. Wer heute in Berlin noch ganz überschwänglich von selbstgemachtem Kombucha (das kann man nicht erklären, müssen Sie googlen) schwärmt, dem ist eigentlich nicht mehr zu helfen.

Schaut man sich die Food-Trends der vergangenen Jahrzehnte an, dann könnte man sich mit den Gerichten stundenlang beschäftigen: Toast Hawaii, Kalter Hund, Falscher Hase, Russische Eier, Hühnersalat mit Currysauce & Ananas , Würstchen im Schlafrock, Käsespieße, Spargelspitzen mit Kochschinken oder den Berliner Klassiker Ragout fin. Diese Liste ließe sich noch unendlich erweitern. Für mich ist übrigens der Tex-Mex-Trend der 90er Jahre – erinnern sie sich noch an Nacho-Chips im Cinemaxx oder an die von Mais und Kidneybohnen dominierte Salatbar der seit 2020 insolventen Steakhauskette Maredo? – ein absolutes Highlight. 

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Am 31. Juli/1. August 2021 im Blatt: 
Vor exakt 30 Jahren wurde der Serienmörder Wolfgang S. gefasst, der als Hüne in Frauenkleidern sechs Menschen tötete. Was trieb ihn um?

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Manche Food-Trends allerdings wirken zwar auf den ersten Blick kitschig und wie aus der Zeit gefallen, aber sind für mich einfach Klassiker, die man regelmäßig wieder aufleben lassen sollte. Am Wochenende habe ich zum Beispiel einen kleinen Sektempfang (Achtung: Temperatur-Management!) auf meinen Balkon gemacht und mir eine richtig reife italienisch Cantalupe-Melone und einen alten Parmaschinken gekauft. Auch wenn diese Kombination langweilig klingt: Für mich gibt es kein besseres und entspannteres Sommergericht. Das müssen Sie mal wieder probieren!

Sieht lecker aus: Herzhafter Wackelpeter mit unbekannten Inhalt!
Sieht lecker aus: Herzhafter Wackelpeter mit unbekannten Inhalt!Contemporary Cooking

Das gleiche gilt übrigens auch für den noch eine Spur kitischigeren Krabbencocktail. Ja, ich weiß. Sie werden jetzt denken: Spinnt der? Mitnichten, denn der Krabbencocktail der 80er Jahre (als überall noch geraucht wurde und es mindestens fünf Aschenbecher in jedem Auto gab!) ist für mich kulinarisch immer noch hochaktuell. Und ist nicht ordinär, sondern strahlt edle Lässigkeit aus. Aber nur, wenn Sie besten Fisch benutzen und vor allem nicht einfach nur Mayo und Ketchup zusammenmischen. Denn eine richtige Cocktailsoße ist für mich die hohe Kunst. Und das geht so:

Der beste Krustentiercocktail:

Zutaten: eine große Handvoll Krabbenfleisch (oder Fleisch von Langusten, Scampi, Garnelen, Königskrabben oder Hummer. Nur eine Preisfrage: Es geht alles was schmeckt!), Olivenöl, 1 Ei, Salz, Tomatenketchup, 1-2 Spritzer Tabasco, 1 Schnapsglas Cognac oder Weinbrand, 250ml Sahne (steifgeschlagen), Parpikapulver (z.B. Piment d'Espelette), Eisbergsalat, 1 Zitrone, 1 Chicorée

Zubereitung: Schlagen Sie aus dem Ei und dem Olivenöl mit dem Schneebesen oder dem Zauberstab eine schön steife Mayonnaise. Wenn Sie zu faul sind: Nehmen sie die Mayonnaise von Thomy, die ist die beste. Schmecken Sie mit Zitronensaft und ordentlich Zitronenzeste und Salz ab.

Schlagen Sie die Sahne schön steif auf. Dann Verrühren Sie Mayonnaise, Ketchup mit zwei Spritzern Tabasco und dem Cognac ab und würzen mit einer Prise Paprika. Kurz vor dem Anrichten heben sie vorsichtig die steifgeschlagene Sahne darunter und verrühren alles zu einer königlich luftigen Creme.

Drapieren sie ein schönes kleines Nest von Streifen von Eisbersalat in einem Martiniglas, legen eine kleine Handvoll Krabbenfleisch darauf, gießen eine ordentliche Portion Cocktailsoße (Sie ist der eigentliche Star des Gerichts!) an und garnieren mit Chicorée-Spitzen und ein bisschen Paprikapulver. Fertig ist der Sommerklassiker. Wie immer gilt: Machen Sie was Ihnen schmeckt. Ein Rezept ist nur eine Inspiration! Mehr nicht.

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.