Food-Tipps

Das Bistro Ripieno in Kreuzberg: Sehr gut und billig italienisch essen in Berlin

Man muss gar nicht nach Italien reisen. Mittlerweile kann man in Berlin italienische Küche vom Feinsten bekommen. Das muss nicht teuer sein. Ein Beispiel.

Ein Chicken-Sandwich aus dem Ripieno in Berlin.
Ein Chicken-Sandwich aus dem Ripieno in Berlin.Stella Jaeger

Berlin-Ich muss zugeben: Was italienische Küche betrifft, bin ich ein bisschen kritisch. Bei Pizza kann mir niemand ein X für ein U vormachen, was daran liegen mag, dass man mittlerweile in Berlin einfach überschüttet wird mit guten Pizza-Angeboten. Ob nun die neapolitanische Variante bei Gazzo in Neukölln oder die römische bei Molinari in Kreuzberg: Italienfans kommen in Berlin voll auf ihre Kosten und können sich selbst bei Pizzen durch regionale Unterschiede schlemmen. Aus Erfahrung kann ich sagen: In Hamburg gibt es das nicht!

Das Ripieno von außen.
Das Ripieno von außen.Stella Jaeger

Doch es muss nicht immer der angesagte Laden in einem Hipster-Viertel oder das alteingesessene Lokal aus dem Touristenführer sein. Manchmal trifft man auf italienische Positiv-Überraschungen einfach zufällig beim Vorbeigehen. Das Bistro Ripieno ist so ein Beispiel. Es liegt ziemlich versteckt in Kreuzberg in der Nähe des Victoriaparks, an der Grenze zu Schöneberg, wenn man in Richtung der Monumentenbrücke läuft.

Der Laden ist so klein und süß, dass man glauben könnte, man wäre in einer italienischen Punker-Absteige in einem Dorf in der nördlichen Toskana gelandet. So unscheinbar sieht die karge Dekoration aus, so spartanisch wirken die paar Holztische, die in dem schlauchigen Raum stehen. Ich war fast ein wenig abgeschreckt. Aber die kleine Schlange vor dem Laden hat mich neugierig gemacht. Denn, das muss man wissen, das Ripieno in Kreuzberg wird von vielen Bergmannkiez-Bewohnern als Lunchspot oder für To-go-Bestellungen genutzt. Im Laden selbst sitzen nur wenige. Für ein Lunch ist das Bistro dennoch gemütlich genug.

Ripieno: ein Grund, nach Berlin zu ziehen

Und das Essen? Einfach fantastisch! Spezialisiert sind die etwas schrullig wirkenden Betreiber aus Italien (ein punkiges Auftreten gehört zum Setting hier dazu!) auf Pasta und Panini. Man kann außerdem kleine Pinsa bestellen. Das sind herzhafte italienische Focaccia mit Ursprung in der Region Latium, die etwas handlicher daherkommen als ihre großen Schwestern, die Pizzas. Salatvariationen stehen ebenso auf der Speisekarte. Unglaublich sind die Preise: Tagliatelle mit Pilzen, Salsiccia und Trüffeln kosten gerade mal 8,50 Euro – und schmecken so, als hätte man bei einem Edelitaliener bestellt. Dabei zeigt sich: Einfache italienische Hausmannskost kann so überzeugend sein wie teure Restaurant-Verkostung. Man muss eben nur wissen, wie man sie kocht. Und das weiß die nette Köchin im Ripieno.

Ein Teil der Speisekarte des Ripieno.
Ein Teil der Speisekarte des Ripieno.Stella Jaeger

Ein bisschen schlechte Laune muss man über sich ergehen lassen, wenn man das Chicken-Sandwich oder den Caesar Salad bestellt. Denn die Hähnchenbrust wird immer frisch, kross und knusprig gebacken und bedeutet für die Köchin ein bisschen Aufwand und Mehrarbeit. Aber klar, Qualität macht eben Mühe und braucht ihre Zeit. Und diese Zeit nimmt man sich hier. Manchmal heißt das, dass man auf die Gerichte etwas länger warten muss. Aber hey? In Italien ticken die Uhren schließlich auch etwas langsamer. Für mich ist das Ripieno so oder so ein Beweis dafür, warum man nach Berlin ziehen will. Solche Bistros, die gibt es weder in Hamburg noch in Stuttgart, sondern, na klar, nur in Berlino, der heimlichen Hauptstadt der italienischen Diaspora.

Wertung: 4 von 5 Punkten

Ripieno, Monumentenstraße 21, 10965 Berlin, täglich außer mittwochs 11.30 Uhr bis 21:30 Uhr.

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Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.