Berlin/Rügen-Marten Laciny hat viele Talente: Fußball, Schauspielerei, Modeln und Musikmachen. Den meisten ist der gebürtige Rostocker unter letzterer Begabung bekannt, mit der er sich als Marteria in die Playlisten der Republik gerappt hat.
Seine Texte sind frech, aber nie zu rustikal, sein Style für HipHop-Verhältnisse unaufgeregt, aber auf den Punkt. Als Sympathieträger kann er also auch mit Botschaften um die Ecke kommen, die man einigen seiner Musikerkollegen eventuell nicht abnehmen würde. Sein 2020 gelaunchtes Modelabel Green Berlin ist so ein Beispiel. Mit der nachhaltigen Streetwear-Marke möchte er die Welt ein wenig besser machen, selbstverständlich modisch, aber auch hinsichtlich einer konsequent achtsamen Nutzung von Ressourcen. Noch vor dem nächsten Drop im August stellten wir ihm deswegen 10 Fragen über Mode.
1. Wie oft ziehen Sie sich am Tag um?
Ich trage immer ein Outfit pro Tag – wenn ich mich darin wohlfühle, trage ich das gleiche manchmal auch zwei Tage hintereinander. Aber es kommt sehr darauf an, was ich zu tun habe und was anfällt. Es gibt bei mir keinen Alltag, kein Tag gleicht dem anderen. Grundsätzlich bleibe ich aber während eines Tages im jeweiligen Wohlfühl-Look, das kann Jogginghose oder auch Anzughose sein.
2. Welches ist Ihr liebstes Kleidungsstück momentan?
Mein absolutes Lieblingskleidungsstück ist aktuell das „See Horse Power Hemd“ aus meiner eigenen Green-Berlin-Kollektion. Ich habe tatsächlich für jeden Wochentag eins. Aber auch definitiv immer etwas vom Fußballverein Hansa Rostock, und nie ohne meine Crocs.
3. Was hat Sie zum Launch einer eigenen Modemarke bewogen?
Wir wollen Dinge geiler machen als die anderen und nicht nur labern, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Mein Name ist quasi Programm, denn Marteria bedeutet rohes Material. Deshalb arbeiten wir bei Green Berlin mit zu 100 Prozent recyceltem Polyester aus dem Mittelmeer vor Barcelona und mit Bio-Baumwolle aus Anatolien, beides zertifizierte Produkte. Uns ist wichtig, nicht den millionsten 08/15-Hoodie zu machen, sondern eine coole nachhaltige Klamotte, die man gerne und lange trägt und die andere mit in die richtige Richtung nimmt und hilft, Respekt für unseren Planeten zu entwickeln.
4. Inwieweit waren Sie in Entscheidungen zu Produktionsstätten und Lieferketten involviert?
Ich habe mir gemeinsam mit meinem Team alles genau angeschaut und habe dazu eine Dokumentation namens BACK2GREEN gedreht, in der man genau sieht, wann, was, wie passiert. Das kann man sich auf YouTube anschauen. Nachhaltigkeit ist eine logische Transformation zurück zu Grün, an der für mich heutzutage kein Weg mehr vorbeiführt.
5. Berlin und Mode – das passt für viele nicht zusammen, wie sehen Sie das?
Stimmt. Wenn wir über so richtige High-End-Mode sprechen, da geht nichts über Paris oder Mailand, würde ich sagen. Aber Berlin hat andere Vorzüge, die mir persönlich viel wichtiger sind. Berlin wird immer Style haben, aber ehrlicher und eben auf seine ganz eigene Art.
6. Wenn Sie Gucci in einen Text einbauen müssten, was würden Sie rappen?
Würde ich nie tun.
7. Welchen Trend mögen Sie gar nicht im Moment?
So pauschal keinen. Ich mag es einfach, wenn jemand sein Ding durchzieht. Dabei ist es mir egal, ob jemand Trends befolgt oder nicht. Hauptsache, der Mensch ist glücklich! Trends beißen sich auch irgendwie mit Nachhaltigkeit, daher setze ich persönlich eher auf Classics.
8. Wie oft sortieren Sie Ihren Kleiderschrank aus und wo landen die Sachen?
Zweimal im Jahr, denn ich bekomme sehr viele Sachen zugeschickt. Ich verteile dann alles an Freunde und Familie, der Rest wird auf einem Flohmarkt verkauft und der Erlös gespendet, an Mission Lifeline und The Ocean Cleanup.
9. Im Restaurant hat der Kellner aus Versehen Rotwein auf Ihr weißes T-Shirt geschüttet, was tun Sie?
Ich lache und sage dem Kellner, dass er als Wiedergutmachung mit mir anstoßen muss.
10. Was ist Ihre preisliche Schmerzgrenze bei einem Kleidungsstück?

Am 24./25. Juli 2021 im Blatt:
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