Es kam einer kleinen Schockwelle gleich, als Starbucks vergangenen Monat verkündet hat, wegen „herausfordernder Ereignisse“ 16 Starbucks-Filialen in den USA bis Ende des Monats zu schließen. Das Unternehmen ließ verlautbaren, dass die sogenannten „herausfordernden Ereignisse“ ein sicheres Weiterführen der Filialen unmöglich machten. Betroffen sind Starbucks-Coffee-Shops in Los Angeles, Portland, Oregon und anderen Städten. In Online-Foren hieß es, dass immer mehr Mitarbeiter in Starbucks-Filialen von Drogensüchtigen, Psychisch-Kranken oder Kriminellen angegriffen werden. Ein sicherer Betrieb sei daher so gut wie unmöglich. Zudem seien viele Mitarbeiter nicht geschult, um auf Angriffe entsprechend zu reagieren.
Die amerikanische Nachrichtenseite Business Insider sprach mit sechs Mitarbeitern von vier Filialen, die schließen müssen, um herauszufinden, wie gefährlich die Lage wirklich ist. Die Ergebnisse sind durchwachsen: Einige sagten, dass tatsächlich die Angriffe und der Drogenkonsum auf den Toiletten zugenommen hätten. Andere wiederum gaben zu Protokoll, dass sie maximal einen gestohlenen Trinkgeld-Kasten als schlimmsten Verstoß wahrgenommen hätten.
Sind Gewerkschaftsgründungen der Grund für die Schließungen?
Im Internet häufen sich allerdings Beschwerden, die tatsächlich auf eine schlechtere Sicherheitslage hinweisen. Ein Mitarbeiter, mit dem Business Insider sprach, der in einer Starbucks-Filiale in Philadelphia gearbeitet hat, gab an, dass er sich unsicher fühlte. Er sagte, dass er Spritzen wegräumen und Blut in den Toiletten wegwischen musste. Unter den Kollegen wurde immer ein Mitarbeiter als Aufpasser bestimmt, damit es in den Schlangen zu keinen konfliktreichen Situationen kommt. Das Team hätte Angst gehabt, dass es ansonsten zu Schlägereien in der Filiale kommt. Starbucks gab an, dass das Unternehmen die Mitarbeiter in Zukunft in Sicherheitsfragen besser schulen wolle. Starbucks-CEO Howard Schultz gab an, dass die Vereinigten Staaten eine historische Mental-Health-Krise durchmachen würden, die die Sicherheitslage verschärfte.
Es gibt allerdings noch andere Theorien, warum die 16 Filialen geschlossen werden mussten. Ein Mitarbeiter sagte Business Insider, dass die Probleme mit den Kunden nicht viel größer seien als in anderen Filialen oder auch schon vor der Inflation oder der Pandemie herausfordernd waren. Ein anderer sagte, dass in einigen der Filialen oft Scheiben zu Bruch gingen und daher ein Weiterbetrieb sich nicht rechnen würde. Eine weitere Theorie lautet, dass die Filialen geschlossen werden mussten, weil die Mitarbeiter Gewerkschaften gegründet hätten oder gründen wollten.
Starbucks widerspricht den Vorwürfen
Bei Business Insider heißt es: „Die Gewerkschaftsorganisatoren von Starbucks sagen, die Schließungen seien ein Vorwand, um kürzlich gewerkschaftlich organisierte Filialen zu schließen. Zwei der 16 zu schließenden Filialen hatten zum Zeitpunkt der Ankündigung der Schließungen für eine gewerkschaftliche Organisierung gestimmt, während in der Filiale in Portland eine Petition zur gewerkschaftlichen Organisierung vorlag.“ Starbucks widerspricht diesem Vorwurf.
Howard Schultz, CEO von Starbucks, sagte in einem geleackten Video, dass in Zukunft weitere Filialen schließen werden. „Dies ist nur der Anfang. Es wird noch viele weitere Schließungen geben.“
Starbucks ist ein Fenster in die Vereinigten Staaten
In einem aktuellen Text im Nachrichtenmagazin New Yorker wird beschrieben, dass es tatsächlich vermehrt zu Problemen in Starbucks-Filialen kommt. Die Autorin des Textes, Antonia Hitchens, legt nahe, dass die Inflation und die Konsequenzen aus der Covid-Zeit (Entlassungen, eine angespanntere Soziallage) die Situation in den Starbucks-Filialen verschärft hätten.
In dem Text werden Mitarbeiter zitiert, die von ihren Erfahrungen berichten. Die Zitate sind zum Teil schockierend. „Jeden Tag passiert etwas“, sagt etwa ein Barista. „Die Leute werden uns gegenüber gewalttätig. Die Leute klauen Sachen. Sie sind sehr aggressiv.“ Dann heißt es weiter: „Sie spucken uns an.“ Eine häufige Sorge der Baristas sei, dass Getränke nach ihnen geworfen werden. Starbucks ist ein Fenster in die Vereinigten Staaten, sagte Starbucks-CEO Howard Schultz. So müsse man auch die verschärfte Sicherheitslage verstehen.
