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Trotz Medienjubel: Wird Merkels Buch zum Ladenhüter?

Die Autobiografie von Angela Merkel liegt offenbar schwer wie Blei auf den Ladentischen. Die massive Werbekampagne in den Medien scheint nicht geholfen zu haben.

26.11.2024, Berlin: Ex-Kanzlerin Angela Merkel sitzt auf der Bühne des Deutschen Theaters bei der Vorstellung ihres Buchs.
26.11.2024, Berlin: Ex-Kanzlerin Angela Merkel sitzt auf der Bühne des Deutschen Theaters bei der Vorstellung ihres Buchs.Michael Kappeler/dpa

Angela Merkels Autobiografie könnte sich als kommerzieller Flop erweisen. Der Spiegel berichtet: „Trotz massiver Medienpräsenz ist das Buch ,Freiheit‘ von Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrer einstigen Büroleiterin Beate Baumann am ersten Verkaufstag kein Ausnahmeerfolg im deutschsprachigen Buchmarkt geworden.“ Laut der Datenbank des Dienstleisters Mediacontrol hätten sich gerade mal 35.046 Exemplare verkauft. Dies sei zwar im Vergleich zu anderen Büchern durchaus beachtlich – ein „eher seltener Wert“. Es gebe jedoch Bücher, „die weit besser gestartet sind“, so der Spiegel.

So verkaufte sich der neueste Thriller von Bestsellerautor Sebastian Fitzek „Das Kalendermädchen“ am ersten Tag laut Mediacontrol-Daten 80.261-mal.


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Die mäßigen Zahlen sind vor allem bemerkenswert, weil kaum ein Buch so viel Medienaufmerksamkeit erhalten hat wie das Merkel-Buch. Die Alt-Kanzlerin wollte das Buch mit einer durchkalkulierten Medien-Kampagne auf den Markt bringen und setzte vor allem auf die großen Flaggschiffe: Ein großes Spiegel-Interview, ein Bericht von Spiegel-Vize-Chefredakteurin Melanie Amann in der New York Times, ein Interview mit Anne Will im Deutschen Theater in Berlin, ein YouTube-Interview mit der Comedian Hazel Brugger – auf allen Kanälen präsentierte sich Merkel und versuchte, ihr Leben und Wirken ins rechte Licht zu rücken.

Buchhändler beklagen jedoch hinter vorgehaltener Hand, das Buch liege wie Blei in den Regalen. Es gebe mehrere Gründe: Der Preis von 42 Euro sei zu hoch, zumal in Zeiten, wo viele Konsumenten unter Inflation und Unsicherheit über den Arbeitsplatz leiden. Hinzu komme, dass Merkel schon als Rednerin eher eine beruhigende Wirkung auf ihre Zuhörer ausgeübt habe. Potenzielle Käufer äußerten Zweifel, ob sie von 736 Seiten mit Merkels Ausführungen nicht überfordert sein könnten. Ein weiterer Einwand: In den durchweg freundlichen Vorabberichten in den von Merkel ausgewählten Medien sei der Eindruck entstanden, Merkel habe sich zu den wirklich „heißen“ Themen ihrer Karriere – Corona und Russland – nicht oder nur sehr schaumgebremst geäußert.

Immerhin gibt es auch einen kleinen Trost: Deutlich schlechter als Merkels Buch lief 2020 Barack Obamas „Ein verheißenes Land“. Davon wurden am ersten Tag laut Mediacontrol 15.594 Exemplare verkauft.

Finanziell dürfte die mäßige Entwicklung Merkel nicht berühren: Star-Autoren ihres Kalibers erhalten satte Vorschüsse, oft in Millionenhöhe. Die Vorschüsse sind von den tatsächlichen Verkaufszahlen nicht abhängig. Das Risiko eines Flops trägt der Verlag. Merkels Verlag ist Kiepenheuer & Witsch, der wie Die Zeit zur Holtzbrinck Publishing Group gehört. In den USA soll das Buch demnächst bei einer Veranstaltung präsentiert werden, auf der Merkel gemeinsam mit Obama auftreten will.


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