Berlin

Rückschlag für Energiewende: Wasserstoff-Pionier HH2E meldet Insolvenz an

Finanzierung durch britisches Private-Equity-Unternehmen gestoppt. Pläne für jährlich mehr als 200.000 Tonnen grünen Wasserstoff bis 2030 offen

Eine Wasserstoff-Leitung in Niedersachsen
Eine Wasserstoff-Leitung in NiedersachsenHauke-Christian Dittrich/dpa

Für den Wasserstoff-Pionier HH2E aus Berlin sollte es eine Art Referenzobjekt werden. Noch im Sommer wurden die Pläne für eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff im mecklenburgischen Lubmin bekräftigt. 6000 Tonnen sollten dort im industriellen Maßstab mit überschüssigem Ökostrom schon 2026 produziert werden. Bis 2030 war ein Ausbau der Kapazität auf jährlich 60.000 Tonnen geplant. Jetzt ist alles offen. Am Freitag teilte das Unternehmen mit, dass es noch am selben Tag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen werde.

Das 2020 gegründete Unternehmen war erst im Mai dieses Jahres mehrheitlich von dem britischen Private-Equity- und Risikokapitalunternehmen Foresight Group übernommen worden. Mit dieser verhandelte HH2E nach eigenen Angaben intensiv über die Finanzierung für die erste Produktionsanlage. In der vergangenen Woche sollten die Vereinbarungen unterzeichnet werden. Laut HH2E hatte Foresight jedoch am Donnerstag die Finanzierung abgelehnt. Damit sei die HH2E AG sowie ihre Tochtergesellschaft HH2E Werk Lubmin GmbH rechtlich verpflichtet Insolvenzanträge zu stellen.

„Wir bleiben dem Ziel verpflichtet, Kontinuität und Stabilität in unseren Abläufen aufrechtzuerhalten, während wir an einer langfristigen Lösung arbeiten“, ließ HH2E-Chef und -Gründer Alexander Voigt mitteilen. Er sei überzeugt, bald einen strategischen Partner zu finden, „der unsere Leidenschaft für grüne Energie teilt und die Vision der HH2E AG unterstützen kann“.

HH2E hatte auch in Berlin Pläne

HH2E gilt hierzulande als einer der Vorreiter für die industrielle Produktion von grünem Wasserstoff per Elektrolyse aus Wind- und Sonnenstrom. Insgesamt wollte das Unternehmen an mehreren Standort in Deutschland bis 2030 eine Produktionskapazität von vier Gigawatt oder etwa 240.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr aufbauen. Das entspricht etwa dem Bedarf, der von der hiesigen Stahlindustrie für die Herstellung von grünem Stahl für 2030 angemeldet wurde.

Auch in Berlin hatte das auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel ansässige Firma HH2E Pläne. Anfang 2023 wurde im Roten Rathaus mit dem Senat eine Absichtserklärung zum Aufbau einer Wasserstoffproduktion im Marzahner Cleantech Business Park unterzeichnet. Das dort vorgesehene HH2E-Werk sollte ab 2027 Wasserstoff produzieren, aus dem wiederum Wärme gewonnen werden sollte. Erwartet wurde etwa, dass damit 30 Prozent aller Berliner Haushalte, die ans Fernwärmenetz angeschlossen sind, versorgt werden. Zugleich sollten rund 120 neue Arbeitsplätze entstehen.