Er wünsche sich eine „noch bessere, tiefere, breitere Energiepartnerschaft mit Norwegen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz zu seinem sozialdemokratischen Kollegen Jonas Gahr Støre bei dessen Besuch in Berlin im Januar dieses Jahres. Doch dieser Wunsch dürfte im kommenden Winter nicht in Erfüllung gehen: Am Montag gab Norwegen seine Pläne bekannt, seine Elektrizitätsexporte bei kritischer Lage zu drosseln. Man brauche allen Strom selbst und werde, wenn es eng werde, zuerst an sich denken, so Støres Energieminister am Montag.
Der Grund für die schlechten Nachrichten aus Oslo: Wenig Regen und in Folge große Trockenheit haben die Wasserspeicher Norwegens auf historische Tiefststände sinken lassen. Und: Wegen der im Vergleich zu Deutschland hohen Durchdringung mit elektrischen Autos, Bussen und Lkw ist der Strombedarf in dem kleinen skandinavischen Land deutlich gestiegen. Der norwegische Pro-Kopf-Verbrauch von Elektrizität liegt um ein Vielfaches höher als der Verbrauch etwa in Asien. Im vergangenen Jahr hatte Norwegen noch einen Exportüberschuss bei Energie – doch der Eigenbedarf ist gestiegen.
Wasserspeicher in Norwegen nicht einmal zur Hälfte gefüllt
Daher muss die Regierung von Støre das Prinzip „Norwegen zuerst“ verfolgen. Der 61-jährige Støre hatte immer schon Probleme, wenn es um Solidarität ging: Der wohlhabende Erbe einer skandinavischen Reeder-Familie musste nie arbeiten und wurde daher von der Linken in der Sozialdemokratie nicht als echter Sozialdemokrat akzeptiert. Er schaffte es trotzdem zum Berufspolitiker und wirkte nach dem Studium der Politikwissenschaften unter anderem in Harvard und Paris als Staatsekretär unter dem damaligen Regierungschef und heutigen Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.


