Im vergangenen Jahr war es der damalige Finanzminister Christian Lindner (FDP), dann Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), die behaupteten, die Deutschen würden zu wenig arbeiten. Nun fordert auch die Wirtschaftsministerin und Merz-Vertraute Katherina Reiche, dass die Deutschen mehr und länger arbeiten. „Es kann auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen“, sagte Reiche kürzlich in der FAZ.
Ihre Aussage klingt zunächst einleuchtend – doch die Empörung darüber ist berechtigt. Sie ist unterschwellig manipulativ und hält einer nüchternen Betrachtung kaum stand. Reiche erweckt den falschen Eindruck, die Deutschen würden unverhältnismäßig lange Zeit in Rente verbringen. Laut aktueller Sterbetafel liegt die Lebenserwartung für Männer bei rund 78,5 Jahren, für Frauen bei etwa 83,2 Jahren. Die Rente mit 67 ist zwar beschlossen, gilt aber erst ab 2031 vollständig.

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