James K. Galbraith grüßt auf Deutsch. Kürzlich hat er einen Vortrag an der Universität in Austin über <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/karl-marx">Karl Marx</a> gehalten, der eigentlich nach Texas statt nach London emigrieren wollte. Schon Galbraiths Vater war Wirtschaftsprofessor: John Kenneth Galbraith galt als der einflussreichste keynesianisch orientierte Ökonom der Nachkriegszeit in Amerika, u.a. war er der wirtschaftspolitische Berater von Präsident John F. Kennedy. Wir haben mit ihm über Risiken einer Wirtschaftskrise für die USA und Deutschland gesprochen.&nbsp;

Herr Galbraith, in den USA sind in den letzten Wochen mehrere Banken pleitegegangen. Was sind die Gründe für diese plötzliche Bankenkrise? Es gibt zwei Gründe: die steigenden Zinsen und die zunehmende Ungleichheit in den USA. Bei den meisten betroffenen Banken handelt es sich um Institute aus Kalifornien und aus dem <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/silicon-valley">Silicon Valley</a> und damit um die Gebiete mit der größten Konzentration von finanziellem Reichtum in den USA. Diese reichen Leute hatten deutlich höhere Vermögen auf den Banken hinterlegt, als vom staatlichen Einlagensicherungsfonds versichert wurden. Also war die Einlagenbasis der Banken extrem instabil. Leute, die dazu neigen, Geld zu verschieben, kalkulieren sicher damit, dass sie das Geld nicht zurückbekommen. Das ist also die eine Seite, die im Wesentlichen mit der Ungleichheit im Land zusammenhängt. Die andere Seite hat damit zu tun, dass es sich bei den meisten Vermögenswerten der betroffenen Banken um langfristige Schuldverschreibungen handelte. Diese Immobilienkredite, Staats- und Unternehmensanleihen verloren durch die steigenden Zinssätze schnell an Wert. Das ist momentan der Faktor, der die Krise vorantreibt.

James K. Galbraith (71) ist Wirtschaftswissenschaftler an der University of Texas in Austin. Im Zuge der Finanzkrise 2008 und der darauffolgenden Euro-Krise trat er als entschiedener Gegner des wirtschaftstheoretischen Mainstreams auf. Der Monetarismus habe die Rezession verschärft. Zusammen mit weiteren keynesianisch orientierten Ökonomen wie Heiner Flassbeck veröffentlichte er 2016 die politische Streitschrift „Handelt jetzt! Das globale Manifest zur Rettung der Wirtschaft“. Galbraith ist ein Gegner von Amerikas Kriegen. Über den Irak-Feldzug unter George W. Bush schrieb er: „Es lenkt die Aufmerksamkeit von dringenden wirtschaftlichen Problemen im eigenen Land ab und bringt die Vereinigten Staaten auf einen langfristigen imperialen Weg, der wirtschaftlich ruinös ist.“

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