Energie

Halbleiter-Fabrik TSMC: Droht in Dresden bald ein Wassermangel?

Die aus Taiwan stammende Konzeptkünstlerin Su Yu Hsin ruft die Dresdner zu Wachsamkeit auf: In Taiwan gibt es wegen der Chip-Produktion ein Trinkwasserproblem. 

Su Yu Hsin weiß, wovon sie spricht: Sie hat die Wasserknappheit in Taiwan untersucht, wo die Industrie den Vorrang gegenüber der Landwirtschaft erhalten hat.
Su Yu Hsin weiß, wovon sie spricht: Sie hat die Wasserknappheit in Taiwan untersucht, wo die Industrie den Vorrang gegenüber der Landwirtschaft erhalten hat.Foto: Curti Hughes

Bei der Art Week geht es in dieser Woche nicht nur um Kunst. Im BAW Garten bei der Neuen Nationalgalerie befassen sich an drei Tagen Künstler, Manager und Politiker mit der Frage, was Kunst zur Nachhaltigkeit, zur Ressourcen-Schonung und dem Klimawandel beitragen kann. Die Kulturinstitutionen wollen „neue Klima-Allianzen“ schmieden. Praktiker des Kunstbetriebs suchen nach Wegen zur Nachhaltigkeit. Das Thema der Ressourcen-Schonung steht im Fokus der Auftaktveranstaltung am Mittwoch. Hier wird über die „historische Verflechtung von Fotografie, fossilem Kapitalismus und Klimawandel“ diskutiert.

Die Videokünstlerin Su Yu Hsin beleuchtet die Frage am Beispiel der Chip-Industrie: Für die Herstellung von Halbleitern werden Tonnen von Wasser benötigt. Doch woher kommt das Wasser? Wer erhält Zugriff, zu welchen Konditionen? Su sagt der Berliner Zeitung: „Ich will die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken, denn die wirtschaftlichen Vorteile kommen zu einem hohen ökologischen Preis.“

Die 34-Jährige ist in Taipeh aufgewachsen. Heute lebt sie in Berlin, wird vom Galleristen Alexander Levy vertreten. Ihre bei der Art Week zu sehende Video-Arbeit „Particular Waters“ verbindet ökologische Aspekte mit Kapitalismus-Kritik. Sie nimmt die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) ins Visier. TSMC ist der weltweit führende Halbleiter-Hersteller. Die Regierung in Taiwan verlange, dass das Wasser mit der höchsten Qualität der Industrie zur Verfügung gestellt werde. Die Reisbauern würden aufgefordert, ihr Land an den Staat zu verkaufen. Dürren seien die Folge. Es gebe in Taiwan mehrere Initiativen für ein „Trinkwasser-Referendum“. Su: „Es kann nicht sein, dass wegen der Bedürfnisse der Industrie für die Menschen in der Region nur noch Wasser minderer Qualität bleibt.“ Gerade erst hat TSMC bekannt gegeben, nach Deutschland zu expandieren. Su: „Auch die Bevölkerung von Dresden muss das Wasser-Thema im Blick haben.“ Die Probleme erinnern an Tesla in Grünheide.

Su hat nach ihrer Ausbildung in Animation an der Shih Chien University in Taipeh visuelle Kommunikation am Royal College of Art in London und Medienkunst an der Hochschule für Bildende Künste in Leipzig studiert. Sie arbeitet als Grenzgängerin zwischen Kunst und Wissenschaft. Ihre Darstellung der Spannung von Fortschritt und Zerstörung beruht auf Erkenntnissen aus der Feldforschung der National Yang-Ming Chiao Tung University. Für ihre Arbeit hat Su außerdem zahlreichen Bauern und Aktivisten interviewt.

Veranstaltungshinweis: Su nimmt im Rahmen der Art Week an der Ausstellung „Image Ecology“ von C/O Berlin teil. Kuratiert von Boaz Levin und Kathrin Schönegg zeigt die Ausstellung Werke von Ignacio Acosta, Louise Purbrick & Xavier Ribas; Tuur Van Balen & Revital Cohen; Julian Charrière; Carolina Caycedo; Tristan Duke; Richard Frater; Léa Habourdin; Coline Jourdan; Susanne Kriemann; Su Yu Hsin; Munem Wasif und Tobias Zielony.

Die Eröffnung findet am Freitag den, 15.09., um 20 Uhr im Amerika Haus, in der Hardenbergstraße 22-24, in 10623 Berlin statt. Die Ausstellung ist bis zum 18. Januar 2024  geöffnet.