Geschlechter

Frauen führen mehr als ein Fünftel der Handwerksbetriebe

Immer mehr Frauen schlagen einen beruflichen Werdegang im Handwerk ein. Welche Effekte hat das für die noch immer männerdominierten Betriebe?

ARCHIV - Brötchen liegen in einer Bäckerei.
ARCHIV - Brötchen liegen in einer Bäckerei.Sebastian Willnow/dpa/Symbolbild

Potsdam-Immer mehr Frauen führen in Brandenburg Handwerksbetriebe. Zwischen 20 und 24 Prozent der Unternehmen seien je nach Kammerbezirk in weiblicher Inhaberschaft, hieß es von den drei Handwerkskammern des Landes. Man beobachte, dass sich immer mehr „junge Frauen und Mädchen von den typischen gesellschaftlichen Ansichten wegbewegen und in noch sogenannten „männerdominierten“ Berufen (...) ihren beruflichen Weg suchen“, sagte eine Sprecherin der Handwerkskammer Potsdam auf Anfrage.

„Frauen entdecken das Handwerk nach und nach für die eigenen Perspektive, für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für Sinnerfüllung, für Kreativität, für Erfolg, für sich“, sagte ein Sprecher der Handwerkskammer Frankfurt (Oder). Das brauche Zeit. Frauen seien bereits im Handwerk eine „Macht“, führte er aus. Dennoch gebe es einige Gewerke wie das Baugewerbe und die Kfz-Werkstätten, die weiterhin klar männerdominiert seien.

Die Kammern sehen im wachsenden Einfluss der Frauen im Handwerk viel Positives: „Frauen bringen oft unterschiedliche Herangehensweisen und Lösungsansätze mit, die zu mehr Innovation in den betreffenden Branchen führen können“, betonte die Sprecherin der Handwerkskammer in Potsdam. Es werde zudem in den Betrieben durch die gemischten Teams eine andere Kommunikation gelebt.

Hinter dem wachsenden Frauenanteil im Handwerk steht für die Handwerkskammern auch das Aufbrechen traditioneller gesellschaftlicher Rollenbilder. In den vergangenen Jahren hätten sich gesellschaftliche Ansichten über Geschlechterrollen erheblich weiterentwickelt, sagte die Sprecherin der Handwerkskammer in Potsdam. Junge Frauen und Mädchen würden heute ermutigt, ihre Interessen und Talente unabhängig von Geschlechterstereotypen zu verfolgen. „Dies führt dazu, dass sie sich verstärkt für Berufe interessieren, die traditionell als männerdominiert galten.“

Unter dem Motto „Nachfolge ist weiblich“ wirbt die Handwerkskammer in Cottbus aktuell um Nachfolgerinnen in den Handwerksbetrieben. „Ich kann junge Menschen und insbesondere Frauen nur ermutigen, Karriere in der Wirtschaft zu machen“, sagte Corina Reifenstein, Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus. In knapp 3000 Unternehmen aus dem HWK-Kammerbezirk stünde in den kommenden Jahren die Übergabe an.