Berlin-Es reicht ein Gang in den Supermarkt, um festzustellen, dass tatsächlich vieles gerade teurer wird. Die Lebensmittelpreise allein sind im September laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,9 Prozent gestiegen. Über alle Warengruppen hinweg beträgt die Inflationsrate derzeit 4,1 Prozent – sie ist damit so hoch wie seit knapp 28 Jahren nicht mehr. Der größte Preistreiber von allen ist derzeit mit 14,3 Prozent Steigerungsrate die Energie. Der Liter Flüssiggas allein ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent teurer geworden. Aber es sind nicht nur die Dinge des täglichen Bedarfs, die den Geldbeutel schröpfen, auch Sparer bekommen die Inflation immer mehr zu spüren. Ihr Geld auf dem Konto ist theoretisch immer weniger wert. Ein Überblick, wer von der Inflation am meisten betroffen ist, ob und wie sich die negativen Folgen umgehen lassen und was ein Geldanlage-Experte Sparern jetzt rät.
Wem schadet die Inflation?
Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen sind besonders von der Inflation betroffen. Sie können sich von ihrem Geld weniger kaufen. Und auch Ersparnisse, die mit niedrigen Zinsen auf dem Tagesgeldkonto oder dem Sparbuch angelegt sind, verlieren unterm Strich an Wert. Nach Berechnungen der Comdirect, einer Tochter der Commerzbank, liegt der Realzins derzeit auf einem Allzeit-Tief von minus 3,82 Prozent. Der Realzins beschreibt den Zinssatz, der für Spareinlagen nach Abzug der Inflationsrate noch bleibt.
Wer Geld bei einem Zinssatz anlegt, der geringer ist als die Inflationsrate, hat zwar am Ende der Laufzeit genauso viel Geld auf dem Konto oder im besten Fall sogar etwas mehr, kann sich dafür aber weniger kaufen, als er zum Anlagezeitpunkt für den anfänglichen Betrag bekommen hätte. Eben da die Preise in der Zwischenzeit gestiegen sind.
Wie lassen sich die negativen Folgen einer hohen Inflationsrate umgehen?
Beim Sparen kann man die Inflation nur umgehen, wenn man Produkte wählt, die die Inflation mindestens ausgleichen. Doch auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto betragen die Zinsen gerade kaum mehr als null Prozent. Eine höhere Rendite winkt da bei Aktienanlagen. Anders als der normale Verbraucher profitieren Unternehmen von stark steigenden Preisen und somit steigen in der Regel auch die Aktienkurse.
Stephan Kühnlenz, wissenschaftlicher Leiter des Bereichs Geldanlage bei Stiftung Warentest, rät trotzdem davon ab, allein aufgrund kurzfristig gestiegener Inflationsraten auf andere Anlageformen umzusteigen. „Zwar haben Aktien in gewisser Weise tatsächlich einen höheren Inflationsschutz, sie bringen aber auch ein höheres Risiko mit.“ Wer bislang eher risikoscheu war und zum Beispiel auf Tages- und Festgeld gesetzt hat, sollte seiner Ansicht nach dabei bleiben – auch wenn das bedeutet, die Zeiten niedriger Sparzinsen erst einmal aussitzen zu müssen. „Auf keinen Fall sollten Anleger leichtfertig Produkte wählen, die sie nicht kennen, die vermeintlich hohe Zinsen versprechen, ohne sich des Risikos bewusst zu sein“, so Kühnlenz.
Anders könnte sich die Sache verhalten, wenn sich die hohe Inflation tatsächlich dauerhaft verfestigt und eine langanhaltende Preisspirale droht, sagt Kühnlenz. Sollte anderen Erwartungen zum Trotz Anfang nächsten Jahres immer noch so ein hoher Preisdruck herrschen, könne man seine Geldanlagestrategien dann eben zu gegebener Zeit noch einmal überdenken. „Im Moment deutet es sich aber nicht an, dass das so kommt“, so der Geldanlage-Experte.
Was ist mit anderen Sachwerten?
Neben Aktien gibt es auch die Möglichkeit, etwa in Immobilien zu investieren. „Wer eine Immobilie besitzt, gehört sicherlich zu den Nutznießern einer Inflation“, sagt Kühnlenz von der Stiftung Warentest. Der Wert wird weiter steigen. „Für Leute, die wenig Geld haben, ist es allerdings auch kein guter Rat, jetzt bei den schon stark gestiegenen Preisen einzusteigen. Für viele ist es schlichtweg auch nicht finanzierbar.“
Eine weitere Alternative: In Gold anlegen? „Gold schwankt stark im Preis und bringt keinen Zins“, merkt Kühnlenz an. Mehr als zehn Prozent sollten es im Portfolio nicht sein, rät er. Außerdem orientiert sich der Goldpreis nicht an der deutschen Inflation; das Edelmetall wird in Dollar gehandelt und kann höchstens bei weltweiten Inflationsgefahren helfen.


