Energie

Botschafter: Russland verlangt vollständige Aufklärung von Nord Stream-Anschlag

Der russische Botschafter in Deutschland sieht in der Festnahme eines Verdächtigen nur einen ersten Schritt zur Aufklärung der Nord-Stream-Sprengungen.

Auf diesem von der staatlichen Nachrichtenorganisation Sputnik via AP veröffentlichten Foto spricht der russische Präsident Wladimir Putin (l) im September 2024 am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums.
Auf diesem von der staatlichen Nachrichtenorganisation Sputnik via AP veröffentlichten Foto spricht der russische Präsident Wladimir Putin (l) im September 2024 am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums.Pool Sputnik Kremlin/AP

Bezüglich der Festnahme eines mutmaßlichen Beteiligten des Anschlags auf die Nord-Stream-Pipelines in Italien sagte der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, der Berliner Zeitung: „Die russische Seite besteht weiterhin auf einer objektiven und vollständigen Untersuchung des Terroranschlags auf die Nord-Stream-Pipelines, der Feststellung und Bestrafung der Täter und Organisatoren.“ Die Sprengungen seien „eklatante Akte des internationalen Terrorismus“. Netschajew: „Diese Einschätzung der russischen Seite wurde letztes Jahr vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz de facto bestätigt.“

Der Botschafter merkte an, dass die „von den Küstenstaaten initiierten nationalen Ermittlungen“ keine „greifbaren Ergebnisse“ gebracht hätten:„ Dänemark und Schweden zogen sich eilig zurück unter Hinweis auf die Unmöglichkeit, die Schuldigen auf ihrem Hoheitsgebiet festzustellen.“ Nur noch Deutschland habe die Ermittlungen fortgesetzt, „wovon die heutige Festnahme des ukrainischen Staatsangehörigen in Italien zeugen soll“. Allerdings stünden „momentan definitiv noch nicht ausreichende Informationen zur Verfügung“.

Netschajew weiter: „Ich möchte daran erinnern, dass der beispiellose Sabotageakt gegen kritische Infrastruktur gerichtet war, die der Energiesicherheit des ganzen europäischen Kontinents und in erster Linie Deutschlands dienen sollte. Wenn die Nord-Stream-2-Pipeline in Betrieb genommen worden wäre, hätte Deutschland zusätzlich etwa 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr bekommen. Gemeinsam mit Nord-Stream-1 hätte dies fast komplett den internen Bedarf der deutschen Wirtschaft sowie der Haushalte decken können.“

Daher sei es nicht verwunderlich, „dass viele deutsche Politiker und Geschäftsleute mehrfach die Wiederaufnahme der energiepolitischen Zusammenarbeit mit Russland mit Fokus auf Gaslieferungen durch den unbeschädigten Strang der Nord-Stream-2-Pipeline und auf den zukünftigen Wiederaufbau der durch Explosionen zerstörten Pipelines thematisiert haben“. Der wirtschaftliche Wohlstand Deutschlands sei „seit Jahrzehnten nicht zuletzt von der Einfuhr zuerst sowjetischer und dann russischer Energieträger geprägt“ worden. Das sei eine unanfechtbare Tatsache. „Es war ausschließlich die deutsche Seite, die eine politische Entscheidung getroffen hat, auf diesen Kurs zu verzichten“, so Botschafter Netschajew.