Markenrecht

Streifenkrieg: Warum die Adidas-Klage gegen Black Lives Matter berechtigt war

Adidas nimmt die Streifenklage gegen eine millionenschwere „Black Lives Matter“-Stiftung zurück. Woher der Sinneswandel? Ein Kommentar.

Erinnert tatsächlich an Adidas: Diese „Official 3 Stripe Streak Garden Flag“ kostet im Onlineshop von blacklivesmatter.com 25 Dollar.
Erinnert tatsächlich an Adidas: Diese „Official 3 Stripe Streak Garden Flag“ kostet im Onlineshop von blacklivesmatter.com 25 Dollar.Black Lives Matter

Zu Beginn der Woche machte die Nachricht über eine Adidas-Klage die Runde. Schon wieder Streifenkrieg. Diesmal hatten die Anwälte eine Black-Lives-Matter-Bewegung im Visier. Besser gesagt: Die drei gelben Streifen einer großen, finanzstarken Stiftung namens Black Lives Matter Global Network Foundation, die diese auf Merchandise-Artikeln und in ihrem Logo benutzt.

Sofort kamen Erinnerungen an den Prozess gegen H&M hoch, den der Sportartikelhersteller über viele Jahre führte und schließlich verlor. Auch in einem jüngeren Streit mit der Modemarke Thom Browne zog Adidas den Kürzeren.

Zudem wurde der milliardenschwere Verlust durch die Trennung von Kanye West und das Ende der Yeezy-Kooperation publik. Man könnte das Image der Sportmarke also als leicht angeknackst bezeichnen, obwohl man den Herzogenaurachern in den genannten Fällen nichts Konkretes vorwerfen kann.

Dennoch zog Adidas am Mittwoch die Klage gegen die Black Lives Matter Global Network Foundation zurück. Im Dax-Konzern sorgte man sich, dass sie als generelle Kritik an der weltweiten BLM-Antirassismus-Bewegung missverstanden werden könnte. Offiziell erklärte am Mittwoch eine Sprecherin gegenüber der Berliner Zeitung, dass man dabei sei, „den Widerspruch gegen die Markenanmeldung der ‚Black Lives Matter Foundation‘ zurückzuziehen“.

Aber wer versteht eine Markenrechtsklage als ideologische Kritik? Das Internet? Social Media? Die Leute? Diejenigen, die immer und überall kommentieren, sich aber am Ende maximal nur die Überschriften durchlesen?

Was steckt hinter der Black Lives Matter Global Network Foundation?

Die Black Lives Matter Global Network Foundation kennt hierzulande kaum jemand. Sie steht wegen ihres Namens für viele deswegen per se im Zusammenhang mit den Black-Lives-Matter-Aktivisten der ersten Stunde, die sich aus einem Hashtag formierten und sich gegen die gesellschaftliche Diskriminierung von Schwarzen in den USA einsetzen. Es firmieren aber diverse Organisationen unter dem BLM-Begriff, auch kommerziell ausgerichtete Unternehmen, die mit jenen Aktivisten zwar eine grundlegende Protest-Idee gemeinsam haben. Mehr aber nicht.

Die von Adidas beklagte Stiftung ist also keine kleine Gruppe von engagierten Bürgern, sondern eine große Firma, die selbst schon wegen finanzieller Ungereimtheiten in der Kritik stand. Laut New York Times sollen beispielsweise 2020 um die 90 Millionen Spenden gesammelt worden sein. Ein Großteil davon sei sofort ausgegeben worden, ohne genaue Angaben wofür. Auf die verbliebenen Millionen hatte es jetzt Adidas abgesehen.

Klage gegen Black Live Matters Foundation: Eigentlich hat Adidas recht

Nun aber verzichtet Adidas auf sein Recht zu klagen. Der öffentliche Druck könnte zu groß werden, die Welle der Empörung dem Image der Marke schaden. Denn die ursprüngliche BLM-Intention, der Kampf gegen Rassismus, schwingt überdeutlich im Namen der beklagten Stiftung mit.

Eigentlich ist Adidas aber im Recht: Die Streifen auf einigen T-Shirts, Hemden und Hoodys im Webshop der Foundation erinnern stark an das typische Design der Sportmarke. Auch das „three stripes“ im Namen von Produkten wirkt irreführend.

Doch der moralische Druck einer grauen Masse, die aus anonymen Usernamen besteht, ist stärker als die Paragrafen des Markenrechts. Das Aufbegehren im scheinbaren Interesse Unterprivilegierter in den Kommentarspalten ist plakativ und einfach zu verstehen; der Beifall ist vorprogrammiert. Und die Algorithmen des Internets potenzieren die Entrüstung, so dass Modemarken wie Adidas binnen kürzester Zeit am Pranger stehen können. Was dafür ursprünglich genau der Grund war, weiß dann keiner mehr so genau. Auch wer diese kritischen Stimmen im Einzelnen sind, bleibt meist offen. 

Der Kampf ums Streifenmonopol gehört bei Adidas zum Tagesgeschäft, seit 2008 sollen laut „Tagesschau“ diesbezüglich mehr als 90 Klagen eingereicht worden sein. Am Montag hatte Adidas eine  neuerliche Klage beim amerikanischen Patent- und Markenamt eingereicht. Konkret ging es dabei um das Streifendesign, das die Black Lives Matter Global Network Foundation auf Kleidung und Accessoires benutzt. Damit kam die Stiftung Adidas bezüglich der Produktgruppen zu sehr ins Gehege.