Es gibt in der Tat viel zu lachen bei Gucci, denn das Geschäft läuft gut. Die Marke ist das Zugpferd im Mutterkonzern Kering, auch die Pandemie konnte daran nichts ändern. Über die Hälfte des Umsatzes fährt Gucci bei Kering ein. Mit dem Erfolg wachsen jedoch auch die Erwartungen, und so kündigte die italienische Luxusmarke bereits an, ab Herbst wieder zum normalen Schauen-Turnus zurückzukehren.
Sicher keine leichte Entscheidung für Kreativchef Alessandro Michele, der sich durch Corona einen Wandel in der Modebranche erhoffte – und mit gutem Vorbild und weniger Kollektionen voranschreiten wollte. Doch die Industrie läuft bereits wieder auf Hochtouren und neben den Hauptkollektionen gewinnen die Capsule-Collections an Bedeutung, halten sie doch die Kundschaft auch in der Nebensaison bei der Stange.
Geschäft hin oder her, Alessandro Michele ist ein überaus kreativer Mensch und seine Mode weltweit gefragt. Zur Milan Fashion Week im Juni lud Gucci in einen kleinen Secondhandladen namens Cavalli e Nastri in der zentral gelegenen Via Gian Giacomo Mora ein. Hier wurde dem Fachpublikum eine neue Mini-Kollektion präsentiert, die Michele in Zusammenarbeit mit seinem guten Freund, dem britischen Popstar Harry Styles, erarbeitet hat. An Kleiderbügeln hingen die guten Stücke – ganz so, als wäre es käufliche Vintage-Kleidung aus den Siebzigern. Und kaum sahen wir die buntgemusterten Entwürfe mit Bärchen, Kirschen und Karos, war es schon um uns geschehen. Die Quietschigkeit von Micheles Gucci-Welt ist so eigen, dass man sein Herz ganz schnell an sie verliert. Wenigstens zum Teil. Denn in der Praxis sind die kompletten Looks dann wohl doch eher für die Bühne geeignet. Vielleicht ist Gucci deswegen auch eine Marke mit einer sehr großen Celebrity-Anhängerschaft.

Auch HA HA HA hat diesen Kostüm-Faktor. Und Harry Styles, seines Zeichens Sänger und Schauspieler, muss es ja wissen. Was taugt im Scheinwerferlicht, was matcht mit rotem Teppich? Offenbar Anzüge mit Allover-Prints, aber auch Bowlinghemden und Pyjamas. Und maßgeschneidert bitte. Historische Verweise gab es dazu in der Ladendeko genug: Ein Schneidertisch mit einem Gucci-Stoff, Garne und alte Knopfschachteln zum Beispiel. Die Liebe zum Detail, die sich in der Ausstattung des Vintage-Ladens mit alten und neuen Dingen zeigte, war wirklich herzerwärmend und wirkte nahezu erdend im Tumult der Mailänder Schauen. Es ist eine schöne Idee, eine Kollektion so zu präsentieren.
HA HA HA, der Titel der Kollektion entstammt übrigens den Handy-Konversationen der langjährigen Freunde Alessandro und Harry, die ihre Nachrichten stets mit ihren dreifach gepaarten Kürzeln H (für Harry) und A (für Alessandro) beenden. Gleichzeitig steht das natürlich auch für Humor und Lachen. Und auch das macht die Qualität der Arbeit von Michele aus, die Leichtigkeit. Die Verdrängung des Schlechten steht aktuell nicht hoch im Kurs. Dabei ist dieser Mechanismus des menschlichen Gehirns überlebenswichtig: sich auf die schönen Sachen zu konzentrieren. Machen Sie das einfach hin und wieder, es hilft wirklich.


Der Vintage-Store Cavalli e Nastri in der Via Gian Giacomo Mora 3 ist auch regulär bestückt einen Besuch wert, neben Bekleidung gibt es hier außerdem Stifte und Schmuck.


