In Berlin auszugehen ist in der Regel ein basisdemokratischer Akt: Mann oder Frau ziehen sich an, wie es ihnen gefällt, und los geht's. Wer einmal in Frankfurt am Main oder München war, weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. An der Tür des P1 beispielsweise, poshe Clublegende der bayrischen Landeshauptstadt, würden die meisten Berliner Nachtschwärmer kläglich scheitern.
Etablierter Trend: schwarz
Denn was in der Hauptstadt als schick gilt, funktioniert in München nicht. Dort gelten große Logos und große Mainstreammarken als hip. Man zeigt an der Isar gerne, was man hat, und selbst die Türsteher dort erkennen Fakes. In Berlin hingegen zählt in der Regel einzig die Authentizität. Mit anderen Worten: Man trägt, was man persönlich favorisiert und hat so recht gute Chancen, an der Tür nicht abgewiesen zu werden. Das jedenfalls galt in den 2000er-Jahren als Faustregel, aber mittlerweile hat sich auch in Berlin einiges geändert im Nachtleben.

Allen voran setzt natürlich auch beim Dresscode der legendäre Techno-Tempel Berghain Maßstäbe. Dabei gibt es nicht mal eine ausgesprochene Regel, was die Abendgarderobe am Wriezener Bahnhof anbelangt. Aber über die Jahre hat sich dort ein simpler Trend etabliert und der lautet: schwarz. In Schwarz und maximal in Zweierkonstellation habe man die besten Chancen, an Sven Marquardt und seinen Kollegen vorbeizukommen. So jedenfalls lauten die Tipps in internationalen Blogs zum Thema Berghain und Berlin.
Das ist nicht sonderlich originell, aber eben sehr „Berlin“, so das hartnäckige Vorurteil, welches besagt, dass Berlin immer noch irgendwie in den 80ern steckt, postindustrieller Nihilismus-Style, gemixt mit ein bisschen Health Goth eben. Aber man kommt auch in anderen Klamotten ins Berghain, sie sollten eben nicht sofort belegen, dass man so eben aus einem Flix-Bus aus Blödeberg bei Ösede gefallen ist. Authentizität und ein wenig Style, der sich vom Mainstream abhebt, haben hier noch immer geholfen,

In anderen Berliner Clubs ist der Dresscode weniger der Kontrolle der Türsteher unterworfen, hier gilt eher gepflegtes Benehmen in der Warteschlange als Beleg für Clubtauglichkeit. Aber auch schickere Venues, wie die Bar Tausend in Berlin-Mitte unweit des Bahnhofs Friedrichstraße, weisen zwar offiziell auf einen „legeren Dresscode“ hin, diese Bezeichnung ist jedoch so dehnbar, wie der Abend lang.
Mit Lack und Leder in die Berliner Clubs
Mit anderen Worten: Sich schick zu machen, ohne gleich im Brioni-Zweireiher vorzufahren, kann nicht schaden, wenn man nicht an der schwarzen Tür der Bar Tausend abgewiesen werden will. Selbiges gilt auch für andere hochpreisige Ausgehorte, wobei in Berlin bei den Herren selten explizit ein Jackett verlangt wird. Möchte man aber den Abend beispielsweise im Curtain Club des Hotels Ritz-Carlton verbringen, schadet ein Jackett natürlich nicht. Für Gäste des Hotels sind die Regeln da eventuell lockerer.

