Berlin-Darfs ein bisschen mehr sein? Es darf: Gleich 30 verschiedene Lippenstift-Farben und zehn Unisex-Düfte stellte Dries Van Noten vor ein paar Wochen vor. Die erste Kosmetiklinie des genialischen Modedesigners gibt es seitdem auf seiner Webseite – und ab heute außerdem bei Andreas Murkudis in Berlin. Der Multi-Brand-Store an der Potsdamer Straße ist das erste und einzige Geschäft in Deutschland, das die neuen Beautyprodukte führt. Eine zumindest kleine Sensation, gehört Dries Van Noten doch zu den bekanntesten – und begnadetsten – Designern seiner Generation.
Bekannt wurde der Belgier in den Achtzigerjahren als Teil der Antwerp Six – jener legendären Gruppe an Designerinnen und Designern der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen, die international für Aufsehen sorgten. Dirk Bikkembergs, Ann Demeulemeester, Walter Van Beirendonck, Dirk Van Saene, Marina Yee und eben Dries Van Noten formulierten damals, was gemeinhin unter flämischer Mode verstanden wird. Avantgardistische Entwürfe unterschiedlichster Couleur, die bloß eine Annahme eint: Dass eine gute Ästhetik nicht ohne guten künstlerischen Inhalt funktionieren kann.

Vielen gelten die intellektuellen Entwürfe der Antwerp Six noch heute als letzte große Revolution der Mode, wenngleich ihre Arbeiten auch als Reaktion auf die Japanerinnen und Japaner der Siebziger – Rei Kawakubo, Issey Miyake, Yohji Yamamoto – gelesen werden können. Fest steht: Längst ist Dries Van Noten eine Marke auf Weltniveau, die den künstlerischen Moment trotz überaus gut verkäuflicher Kollektionen nicht missen lässt. Fließende, oft lang gezogene Silhouetten, Blumen zu Karos zu Streifen zu Animal-Prints, ein endgültiger Material- und Mustermix – das sind die Kernthesen seiner Mode.
Delfter Porzellan, Schildpatt, Burgunderglas
Ähnlich funktionieren, rein äußerlich betrachtet, nun auch Van Notens Kosmetikprodukte: Die Lippenstifthülsen und Parfümflakons sind in seinem signifikanten Stil gestaltet, bringen unterschiedliche Musterungen und kontrastierende Farben zusammen. Die Flasche seines Duftes „Soie Malaquai“ – Bergamotte, Schwarze Johannisbeere, Rose, Kastanie, Kakao – zum Beispiel besteht zur unteren Hälfte aus Porzellan im Delfter Stil, zur anderen aus dunklem Burgunderglas. Andere Flakons bringen Zebrastreifen und rosafarbenes Milchglas, Schildpatt-Muster und blaues Glas, Blätter-Dekor und weißes Milchglas zusammen.

Die ebenso facettenreich gestalteten Lippenstifte sind im Zeichen der Nachhaltigkeit allesamt nachfüllbar – Stifte und Hülsen werden einzeln verkauft –, auch die für die Flakons gibt es Nachfüllflaschen. Die Nachfüllstifte an sich kosten 35 Euro, wer eine Hülse hinzukauft kommt auf 69 Euro. Mit 220 Euro je 100-Milliliter-Flakon beziehungsweise 260 Euro je 200-Milliliter-Nachfüllfläschchen schlagen die Düfte, die von mehreren renommierten Parfümeuren und Parfümeurinnen entwickelt und maßgeblich durch die privaten Blumengärten des Designers inspiriert wurden, noch ein bisschen deftiger zu Buche.


