Neymar hörte genau auf die Worte von Schiedsrichter Clement Turpin. Er zwinkerte ihm als Zeichen dafür, dass er die Anweisungen verstanden hatte, zu. Anschließend küsste er den Ball, atmete tief durch und wartete, bis der Unparteiische Südkoreas Keeper Seung-gyu Kim auf die Linie zurückgeschickt hatte. Bei der Ausführung des berechtigten Foulelfmeters ließ sich der PSG-Stürmer mit seinen typischen Trippelschritten und mehrfach verzögertem Anlauf viel Zeit. Er gewann den Poker. Kim bewegte sich zu schnell nach links, Neymar schoss in eben diesem Moment locker flach nach rechts zum 2:0 ein und drehte zum Jubeln ab (13. Minute).
Auch von dieser Szene abgesehen bekamen die Fans im Stadium 974 in Doha eine der besseren Partien dieser Weltmeisterschaft geboten, die der Favorit mit 4:1 (4:0) für sich entschied.
Obwohl „Daehan Minguk“ zu Beginn überraschend oft am Ball war, ging der Favorit früh in Führung. Raphinha tankte sich auf der rechten Seite nach einem Doppelpass mit Lucas Paqueta durch, passte flach in die Mitte, wo alle verpassten, sodass die Kugel an den zweiten Pfosten durchrutschte.
Dort fiel sie vor die Füße von Vinicius Junior. Der Star von Real Madrid blieb ganz ruhig und schlenzte das Leder überlegt mit dem rechten Innenrist rechts zum 1:0 für die „Selecao“ unter die Latte.

Neymar legt für Brasilien gegen Südkorea nach
Wenig später traf Woo-young Jung beim Klärungsversuch den dazwischen spritzenden Richarlison, weshalb es Strafstoß für Brasilien gab, den Neymar zum 2:0 verwandelte (13.).

Die „Taeguk Warriors“ zeigten sich jedoch nicht geschockt. Der frühere Leipziger Hee-chan Hwang zog aus 25 Metern ab, traf das Leder perfekt, doch Alisson war mit einem Monstersafe zur Stelle und kratzte den wuchtigen Schuss aus dem rechten Dreiangel (17.). Auch einige Zeit später scheiterte der Angreifer aus spitzem Winkel an Brasiliens Nummer eins (32.).
Richarlison und Lucas Paqueta erhöhen für Brasilien
Dann zauberten die Weltstars eine traumhafte Kombination auf den Rasen. Richarlison behauptete sich im Zweikampf mit In-beom Hwang, hielt den Ball mehrfach mit dem Kopf hoch, legte ihn sich technisch sehenswert vor und bediente Innenverteidiger Marquinhos, der zu Abwehrpartner Thiago Silva spielte. Der Routinier schickte Richarlison im perfekten Moment steil, wodurch der Stürmer in vollem Lauf frei auf Keeper Kim zulief und keine Mühe hatte, ihn aus sechs Metern mit links in die linke Ecke zum 3:0 zu überwinden (29.).

Anschließend rannte Richarlison zu den Ersatzleuten und Coach Tite. Der „Professor“ ließ es sich nicht nehmen, jubelnd mitzutanzen. Es war DAS Symbolbild der ersten Halbzeit. Denn seine Mannschaft befand sich in einem wahren Spielrausch.
Neymar passte in den Lauf von Vinicius Junior, der die Kugel in die Mitte lupfte, wo Paqueta einlief und per Volleyschuss freistehend aus acht Metern mit der rechten Innenseite in die linke Ecke zum 4:0 einschoss (36.). Dazu vergaben der Torschütze (45.+1) und Richarlison (45.+3) zwei weitere Großchancen, bevor die Ostasiaten vom Halbzeitpfiff erlöst wurden.

Wenige Augenblicke nach Wiederbeginn verpasste Heung-min Son den Ehrentreffer. Alisson lenkte den Schlenzer des Ex-Hamburgers und ehemaligen Leverkuseners mit einer weiteren starken Parade noch zur Ecke ab (46.). Auf der anderen Seite griff Kim gleich zweimal rettend gegen den Haken schlagenden und flach abschließenden Raphinha ein (54./62.).
Seung-ho Paik belohnt Südkorea für beherzten Kampf
Von diesen wenigen Highlights abgesehen plätscherte die längst entschiedene Begegnung vor sich hin. Die Südamerikaner schonten ihre Kräfte und standen defensiv weitgehend stabil. Südkorea war nun auf Schadensbegrenzung aus, wagte sich aber weiter nach vorne und wurde dafür belohnt. Seung-ho Paik fasste sich aus 25 Metern ein Herz, Thiago Silva fälschte den Schuss noch ab, der deshalb in der rechten Ecke zum 1:4 einschlug (76.).

Letztlich blieb es beim verdienten Erfolg der Brasilianer, bei denen Tite sogar noch den dritten Keeper Weverton für Alisson einwechselte (80.). Auch der 39-Jährige Dani Alves kam und setzte nach Vorlage von Gabriel Martinelli zum Seitfallzieher an, wurde allerdings noch geblockt (89.).


