Schach und Gewalt

Weltmeister Magnus Carlsen spielt Schach mit vollem Körpereinsatz

Der Schachweltmeister liegt mit seinem Konkurrenten Hans Niemann im Dauerstreit. Jetzt kam es erneut zum Eklat: Spielabbruch. Sogar von Betrug ist die Rede.

Magnus Carlsen greift zu rabiaten Mitteln.
Magnus Carlsen greift zu rabiaten Mitteln.imago

Magnus Carlsen hat das bleibende Verdienst, in den eigentümlich körperlosen, eher vergeistigen Sport des Schachspiels den Bodycheck eingeführt zu haben. Der norwegische Groß- und Weltmeister zeigt rabiat hooliganesken Körpereinsatz: Er steht einfach auf und lässt sein Gegenüber grußlos sitzen. Jetzt schon wiederholte Male. Warum tut der 33-Jährige das? Jugendlicher Übermut?

Die Schachwelt ist seit Wochen in Aufruhr. Und das liegt vor allem an Magnus Carlsen und Hans Niemann, 19, auch er ein Großmeister. Schon Anfang September hatte sich der Norweger in St. Louis nach einer überraschenden Niederlage gegen den Amerikaner aus einem Präsenz-Turnier zurückgezogen. Carlsen unterstellt Niemann offenbar Betrug, hat dies bislang aber nicht offen ausgesprochen.

Betrugsvorwürfe: Magnus Carlsen belässt es bei Andeutungen

Nun trafen die unversöhnlichen Kontrahenten beim Julius-Bär-Generationen-Cup erneut aufeinander. Und Carlsen sorgt für den nächsten Bodycheck. Der Norweger gab die Online-Partie nach nur einem Zug auf – ohne einen Kommentar abgegeben zu haben. Er beendete einfach den Videocall, Niemann tat es ihm nach kurzer Zeit nach. Erneut machten Betrugsvorwürfe die Runde.

Gleichwohl hat Carlsen das Wort Betrug nie in den Mund genommen. Schon nach seiner Niederlage gegen Niemann Anfang September in St. Louis ließ er per Twitter nur das Video eines alten Interviews mit Fußballtrainer Jose Mourinho sprechen: „Ich ziehe es vor, nichts zu sagen. Wenn ich etwas sage, komme ich in große Schwierigkeiten, und ich möchte nicht in große Schwierigkeiten kommen.“

Treibt Carlsen eine Hexenjagd gegen den Teenager Niemann?

Dafür kassiert Carlsen derzeit einige Kritik, etliche Kollegen zeigen sich entsetzt. Der Präsident des Berliner Schachverbands, Paul Meyer-Dunker, vermutet: „Anstatt sich zu äußern, beschließt Magnus Carlsen, Hans Niemann auf eine Art und Weise unter den Bus des Internetmobs zu werfen, die es ihm unmöglich macht, sich fair dagegen zu wehren. Aus großer Macht folgt große Verantwortung.“

In der Tat bleibt die Frage, warum Carlsen keine Beweise vorlegt. Stattdessen versucht er, mit viel Geraune gegen Niemann vorzugehen, einen Teenager! Bodycheck, Psychoterror, Hexenjagd? Her mit den Beweisen!