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Unified-Badmintondoppel: „Ängste werden abgebaut, wenn man sich begegnet“

Daniela Huhn und Andrea Eichner haben bei den Special Olympics einen Platz auf dem Treppchen zum Ziel. Aber grundsätzlich geht es den beiden um etwas anderes.

Daniela Huhn (r.) und ihre Unified-Partnerin Andrea Eichner (l.) gehen bei den Special Olympic in Berlin als Doppel an den Start.
Daniela Huhn (r.) und ihre Unified-Partnerin Andrea Eichner (l.) gehen bei den Special Olympic in Berlin als Doppel an den Start.Stache/dpa

Die Zeit des Einspielens wird immer knapper, die Ziele sind aber trotzdem recht hochgesteckt. „Ich mache drei Sachen: Einzel, Unified, Mixed. Mein Ziel ist es, auf das Treppchen zu kommen“, sagt Badminton-Spielerin Daniela Huhn zu ihren Ambitionen bei den Special Olympics World Games, die vom 17. bis 25. Juni in Berlin stattfinden. Für die 47-Jährige sticht dabei ein Wettbewerb heraus: Die Unified-Spiele mit ihrer vier Jahre älteren Partnerin Andrea Eichner in der Messe Berlin. Im Unified-Sport betreiben Menschen mit und ohne geistige Behinderung regelmäßig gemeinsam Sport.

Seit rund eineinhalb Jahren bilden die beiden ein Doppel und konnten bereits bei den nationalen Spielen im vergangenen Jahr nach kurzer Zeit miteinander die Bronzemedaille erringen. „Die Automatismen sind echt gut. Das liegt daran, dass wir uns so gut kennen“, sagt Eichner, die seit sechs Jahren als Referentin Finanzen bei den Special Olympics Deutschland (SOD) angestellt ist. Einmal in der Woche kommt Huhn, die seit 28 Jahren in der Elektromontage in den Lichtenberger Werkstätten arbeitet, in die SOD-Geschäftsstelle, um dort Büroarbeiten zu erledigen oder Texte in leichter Sprache abzusegnen.

Manchmal gibt es auch Misstöne

Den ständigen Kontakt sieht Eichner „als Vorteil“ für das Doppel an. Zwar hätte die Finanzexpertin lieber mehr Trainingszeit mit ihrer Partnerin verbracht, doch bei Turnieren finden beide schnell zueinander. „In dem Moment sind wir dann echt ein Team. Wir spielen miteinander“, sagt Eichner und wird von Huhn bestätigt: „Wir spielen zusammen und wir sprechen uns zusammen ab.“

Dabei fallen aber auch manchmal Misstöne. „Verschiedene Meinungen haben wir schon, aber keine großen Streitereien. Ich kann mit Fehlern noch nicht so gut umgehen“, sagt Huhn, die seit 17 Jahren den Badminton-Schläger schwingt. „Sie ist die bessere Spielerin. Wenn mir was auffällt und ich möchte ihr das sagen, dann ist es echt schwierig, weil für sie Kritik ganz schwierig ist anzunehmen“, sagt Eichner. Huhn ärgert sich übermäßig über eigene Fehler, an ihren Emotionen arbeitet sie.

Hoffen auf einen Sogeffekt

Neben dem Plus an Erfahrungen mit dem Racket hat Huhn auch schon Erfahrungen bei den Special Olympics-Weltspielen sammeln dürfen. 2011 nahm sie mit der Fußball-Mannschaft in Griechenland teil und verlor das kleine Finale gegen die Türkei. Die Medaillen sollen jetzt folgen. Viel wichtiger als Medaillen ist Huhn aber der inklusive Ansatz des Sports, den sie mit Eichner auch bei weiteren Trainingseinheiten in einem anderen Verein betreibt. „Die freuen sich doch immer, wenn ich mitkomme“, sagt Huhn.

Für Eichner ist das keine Überraschung. „Dani lebt ja schon fast ein inklusives Leben“, sagt sie, „es wäre schön, die zu erreichen, die nicht Sport machen.“ Der Unified-Sport hat auch Eichners eigene Ansichten verändert: „Ich kann es von meinem eigenen Erleben bestätigen, dass Ängste dann abgebaut werden, wenn man sich begegnet. Und dafür sind die World Games super.“

Die Finanzexpertin hofft auf einen gewissen Sogeffekt der Spiele, die Inklusion in der Gesellschaft in der Zeit danach voranzutreiben: „Ich merke es in meinem Umfeld. Alle wollen kommen, alle fiebern mit. Und ich glaube und hoffe, dass man dadurch erlebbar machen, dass man miteinander Sport und auch andere Sachen machen kann.“