Fußball-Deutschland blickt gespannt auf das nächste Duell zwischen dem wankenden FC Bayern München und Manchester Citys unerbittlichem Torjäger Erling Haaland am Mittwoch, Spanien bereits am Vorabend auf Toni Kroos. Der Weltmeister von 2014 will mit Real Madrid im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Chelsea am Dienstag (21 Uhr) den Einzug in die nächste Runde klarmachen. Es wäre das siebte Mal in den bislang neun gemeinsamen Jahren, dass der spanische Rekordmeister und der deutsche Mittelfeldspieler das Halbfinale der Königsklasse erreichen. Real und Kroos – das ist eine Erfolgsgeschichte.
Toni Kroos möchte seinen Vertrag bei Real Madrid verlängern
Und der 33-Jährige will sie wohl noch verlängern. Einem Bericht der Zeitung Marca zufolge soll Kroos den Klub darüber informiert haben, dass er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag um eine weitere Saison ausdehnen möchte. Dass Real Madrid sein letzter Klub sein würde, hatte Kroos schon oft klargestellt. Offiziell verkünden wollte das bislang aber weder sein Arbeitgeber noch er selbst. Die beiden Parteien lassen ihre Fans also weiter zappeln. Bereits vor einem Jahr hatte Kroos ein Angebot des Champions-League-Siegers unbeantwortet gelassen. Der 33-Jährige wollte eruieren, ob sein Körper noch Kraft für die physische und psychische Belastung auf dem höchsten Niveau haben könnte. Offensichtlich ist er in den zurückliegenden Wochen zu der Erkenntnis gekommen, dass Körper und Geist noch willig sind, zumindest eine weitere Saison in Madrid dranhängen zu können.
Zu den 19 nationalen und internationalen Titeln, die er mit Real schon geholt hat, könnten also noch einige dazukommen. Allein die Champions League hat Kroos mit den Madrilenen schon viermal gewonnen. Manchester City oder Paris Saint-Germain werden häufig zuerst genannt, wenn es Jahr für Jahr um die Favoriten auf den Titel in der europäischen Meisterklasse geht. Dass Real viele Experten dabei nicht gleich auf dem Radar haben, passt in gewisser Weise auch zu Kroos. Sowohl sein Verein als auch der Spieler selbst sind unersättlich – und werden doch oft unterschätzt.
Nach seiner überragenden Vorstellung beim 2:0-Sieg im Hinspiel gegen Chelsea vergangene Woche wurde der 106-malige Nationalspieler bei seiner Auswechslung von den Fans im berühmten Stadion Santiago Bernabéu mit Standing Ovations verabschiedet. Auch von den spanischen Medien wurde er wieder mal gefeiert – als „Mittelfeld-Motor“, „Legende“ und „Orchesterleiter“. Die Madrider Fachzeitung As würdigte ihn als „monumentalen Mittelfeldspieler“. Ihr Starkolumnist Jesús Gallego schrieb, Kroos bilde mit dem kroatischen Routinier und Edeltechniker Luka Modric ein „historisches Duo“ in Reals Zentrale.
In Deutschland gibt es für Kroos seit Jahren dagegen weniger Applaus und Lobeshymnen. In seiner Heimat werden die Leistungen des früheren Bayern-Profis oft eher respektvoll registriert als gefeiert. Wirklich innig war das Verhältnis zwischen ihm und einem Großteil der deutschen Fans zum Abschluss seiner Karriere im Nationaltrikot nicht. Für das WM-Titeljahr 2014 wurde Kroos noch zum Nationalspieler des Jahres gewählt, kam für 2016 auf Platz zwei der Beliebtheitskür.
Die Partie bei Chelsea wird für Kroos das 406. Pflichtspiel für Real
Dabei überzeugt der Greifswalder seit jeher mit seiner guten Spielübersicht und exzellenten Passquoten – und mittlerweile auch als Zweikämpfer. Seit dem Abgang des Brasilianers Casemiro zu Manchester United im vergangenen Sommer ist Kroos bei Real nicht nur als Stratege, sondern vermehrt auch als Arbeiter gefordert. Gegen Chelsea erfüllte er diese Rolle zuletzt mit Bravour. Auch beim Wiedersehen mit den Londonern am Dienstag – es wäre bereits sein 406. Pflichtspiel für die Königlichen – will Kroos „dagegenhalten“. Vor allem in den ersten 15, 20 Minuten erwarte er stürmische Blues, hatte er nach dem Hinspiel erklärt. „Chelsea ist zu Hause noch einmal einen Tick stärker“, hatte Kroos schon nach dem ersten Duell mit den kriselnden Blues gewarnt: „Aber ich habe ein gutes Gefühl.“

