Zum ersten Mal das Gelbe Trikot überstreifen zu dürfen, war für Pius Paschke ein ganz besonderer Moment. Es habe in seiner Karriere schon alles recht lang gedauert, gab er unumwunden zu. Der Weg des deutschen Skispringers in die Weltspitze war zäh. Doch nun passen die Puzzleteile offenbar endlich zusammen.
Sieg im Mixed-Team-Event am Freitag, Sieg im ersten Einzelspringen am Samstag und damit erstmalige Führung im Gesamtweltcup – Paschke hat sich am Auftakt-Wochenende in Lillehammer ins Rampenlicht katapultiert. „Richtig cool“ sei dieser Einstieg in Norwegen gewesen, meinte der 34-Jährige. Ein Spätstarter in Frühform. Und ein neuer Hoffnungsträger im Kampf um den ersten deutschen Tournee-Sieg seit mehr als 20 Jahren?
Lillehammer als Standortbestimmung für die Vierschanzentournee
Der Saisonauftakt gilt seit jeher auch als erste Standortbestimmung mit Blick auf die Vierschanzentournee rund um den Jahreswechsel. Seit Sven Hannawalds legendärem Triumph 2002 hat sie kein Deutscher mehr gewonnen. Andreas Wellinger war als Zweiter im vergangenen Winter nah dran, wurde zudem auch Dritter im Gesamtweltcup. Verständlich, dass die Augen in Lillehammer vor allem auf den 29-Jährigen gerichtet waren. Doch plötzlich fliegt noch ein anderer DSV-Adler vorn mit: Oldie Paschke.
Schon Ende 2013 debütierte der Polizeiobermeister aus Kiefersfelden im Weltcup. Lange Zeit ging’s für ihn aber auch immer wieder zurück in den zweitklassigen Continental Cup. In den vergangenen Jahren etablierte sich Paschke zunehmend als fester Bestandteil des deutschen A-Teams – und doch stand er immer im Schatten von Wellinger, Karl Geiger oder dem mit sechs Goldmedaillen erfolgreichsten deutschen Skispringer der WM-Geschichte, Markus Eisenbichler. Nun rückt der introvertierte Paschke auf einmal voll in den Fokus.
Er habe in der Vorbereitung und im Training über die Jahre hinweg ein besseres Gespür dafür bekommen, was für seine Sprünge wirklich wichtig sei, erklärte der Familienvater. Gerade im mentalen Bereich habe sich sein Athlet stark verbessert, meinte Bundestrainer Stefan Horngacher. Er habe da früher „große Defizite“ gehabt, erklärte Paschke selbst. Inzwischen zahlt sich die lange Zusammenarbeit mit Sportpsychologe Thomas Ritthaler voll aus.

