Die Stadt der Liebe ist schon jetzt völlig verzückt von ihren Spielen. Kaum ist der offizielle Olympia-Startschuss gefallen, da schwappt schier grenzenlose Begeisterung durch die Arenen, vom Eiffelturm bis zum Grand Palais und hinaus zum Schloss Versailles. Und obwohl am Eröffnungswochenende längst nicht alles perfekt lief, scheinen sich Paris und seine Sommerspiele auf den ersten Blick ineinander verliebt zu haben.
Es prickelt jedenfalls in den Arenen, Superstars wie Zinédine Zidane, Mick Jagger oder Tom Cruise tummeln sich auf den Tribünen, Zehntausende schreien, jubeln, feiern, vor allem, wenn französische Sportler um Medaillen kämpfen. Von Beschwerden, einigen Problemen und dem Sorgenkind Seine lässt sich die Grande Nation die Laune nicht vermiesen, schon gar nicht vom verregneten Auftakt. Zumal seit Sonntag auch noch die Sonne über den Wahrzeichen der Stadt strahlt.
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Im Stade de France jubelten am Samstagabend rund 70.000 Fans Rugbystar Antoine Dupont zu, nachdem er Frankreich die erste Goldmedaille geschenkt hatte. Beim Fechten im imposanten Ambiente des Grand Palais feierten bis zu 8000 Menschen jeden französischen Treffer wie einen Olympiasieg, und das eingängige „Allez les Bleus“ hallte nicht nur beim Auftaktspiel der Équipe Tricolore um Handball-Star Nikola Karabatić durch die Arena.
Es entwickelt sich ein Fest voller Sportbegeisterung und Nationalstolz. „Wir hatten schon etwas erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß“, schwärmte Radsportlerin Audrey Cordon-Ragot, Neunte im Zeitfahren, überwältigt von der speziellen Stimmung in der französischen Hauptstadt. Sie sprach damit wohl etlichen Landsleuten aus der Seele. „Am Anfang dachte ich: Wow, was ist hier los?“
27.000 Fans beim deutschen Basketball-Auftakt
Aber auch ohne französische Beteiligung füllen sich die Hallen. Beim Auftaktsieg der deutschen Volleyballer gegen Japan sorgten schon um neun Uhr morgens fast 11.000 Fans für Gänsehautstimmung, rund 17.000 sahen Schwimmer Lukas Märtens im Goldrausch und knapp 27.000 in Lille die Basketballer um Kapitän Dennis Schröder. „Wahnsinn, was da für eine Stimmung war, als wir in die Halle marschiert sind“, sagte auch der Turner Lukas Dauser nach seiner Qualifikation.
Die mitreißende Atmosphäre drängt auch die bisherigen Probleme in den Hintergrund. Dabei wird die Mängelliste keineswegs kürzer. Nicht nur Hockey-Weltmeister Mats Grambusch beschwerte sich über die Essenssituation im Olympischen Dorf. Dazu verläuft der Transport der Athletinnen und Athleten teils so chaotisch, dass sechs südkoreanische Schwimmer sich kurzerhand ein Hotel nahe ihrer Wettkampfstätte nahmen.
„Die Busse sind voll, teilweise muss man auf dem Boden sitzen“, berichtete Schwimm-Weltmeisterin Angelina Köhler. Für die Fahrt vom Dorf zur Arena sind laut Plan eigentlich 35 Minuten vorgesehen, meist dauert es etwa eine Stunde – nicht selten, weil sich ein Busfahrer verfährt. Aus dem deutschen Lager sind viele weitere solcher Erfahrungen zu hören.


