Fußball

Menschenfänger Horst Hrubesch ist für den DFB die Triebfeder im Übergang

Als Interimstrainer hat Horst Hrubesch klare Vorstellungen, wie die deutsche Frauen-Nationalmannschaft wieder in die Erfolgsspur findet.

Bereits im Training hat Horst Hrubesch (r.) versucht, die Stimmung bei den DFB-Frauen wieder etwas zu lockern.
Bereits im Training hat Horst Hrubesch (r.) versucht, die Stimmung bei den DFB-Frauen wieder etwas zu lockern.Kessler-Sportfotografie/Imago

Noch immer spricht Horst Hrubesch von seinen „Mädels“. Die von ihm anerkennend gemeinte Bezeichnung der deutschen Fußballerinnen möchte er auch nicht mehr ändern, wo doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) selbst mal eine Kampagne „Nicht ohne meine Mädels“ aufgelegt hat. Und offenbar geht es beim Frauen-Nationalteam nicht ohne den Menschenfänger: Der inzwischen 72-Jährige springt ein zweites Mal als Interimstrainer ein, der diesmal sogar ohne konkretes Ablaufdatum aushilft.

Horst Hrubesch genießt bei den DFB-Frauen eine „extrem hohe Akzeptanz“

Nach den nicht erst bei der WM in Australien aufgetretenen Irritationen ist es elementar, dass die DFB-Frauen ihren gewichtigen Haltepunkt wiederbekommen. Präsident Bernd Neuendorf liegt richtig, wenn er Hrubesch als einer Figur für unvergessliche Momente im deutschen Fußball eine „extrem hohe Akzeptanz bei den Spielerinnen“ bescheinigt, die Triebfeder dieser Übergangslösung sind.

Alexandra Popp, Svenja Huth, Lina Magull oder Lea Schüller haben den Kontakt nie abreißen lassen. Einige haben ihm sogar noch Weihnachtskarten geschrieben, plauderte die HSV-Ikone aus, die in Hamburg als Nachwuchsdirektor weiterarbeitet und daher weiterbezahlt wird. Die Zusatzaufgabe beim DFB sei für ihn eine „Herzensangelegenheit“. Und weil jetzt „Olympia hintendrauf steht“, sei die Verlockung eben groß. Die Männer hätte er 2016 in Rio de Janeiro fast zu Gold geführt, wenn nicht Nils Petersen den letzten Strafstoß verschossen hätte.

Die Nations-League-Spiele am Freitag gegen Wales (17.45 Uhr, ARD), auf Island (31. Oktober), gegen Dänemark (1. Dezember) und in Wales (5. Dezember) müssen von den Frauen vermutlich allesamt gewonnen werden, um sich als Gruppensieger für die Finalrunde zu qualifizieren. Zwei europäische Startplätze sind für die Sommerspiele 2024 noch zu vergeben, was laut Hrubesch „der Anspruch“ sein müsse.

Horst Hrubesch hat den Frauenfußball lieben gelernt

Ihn musste niemand groß überreden: „Ich habe den Frauenfußball damals lieben gelernt. Es war sensationell gut auch für mein Leben, was ich mitnehmen konnte.“ Er habe das bekommen, was er als junger Spieler bei Rot-Weiss Essen erlebt habe: 100 Prozent zu geben, auch wenn es dafür nicht das große Geld gab. Das Kopfball-Ungeheuer löste 2018 während einer zehnmonatigen Mission viele Blockaden, ehe er eine intakte Gemeinschaft an Voss-Tecklenburg übergab.

Hrubesch hat derweil aus der Ferne beobachtet, welche grundsätzliche Tugenden dem Team zuletzt verloren gingen: „Mir fehlte diese Freude, diese Charaktereigenschaft, nie aufzugeben.“ Irritierend, warum die Spielerinnen „den letzten Schritt nicht gehen“. Weil vielleicht im Zusammenspiel mit der Trainerbank einiges nicht passte? Hrubesch will nun gemeinsam mit seinem ja gut bekannten, weil bis zur EM in England als Assistenten arbeitenden Vertrauten Thomas Nörenberg „die Köpfe freikriegen“.