Die Jubelschreie waren ausgelassen, die Begeisterung groß. Die U17 von Hertha BSC war am Samstagnachmittag im B-Junioren-Bundesligaspiel gegen Hannover 96 mit 1:0 in Führung gegangen – und wie! Ausgerechnet Eser Bekdemir, mit 1,68 Metern Körpergröße vergleichsweise klein, hatte einen wunderschönen Kopfball in den linken Winkel platziert.



Er rannte vor Begeisterung in Richtung Eckfahne, wusste gar nicht wohin mit seinen positiven Emotionen. Denn dass er ein Kopfballtor erzielt, kommt dann doch selten vor. Auch seine Teamkollegen feierten den als schnelle Haken schlagenden Dribbler bekannten Flügelflitzer ausgiebig. Kapitän Yannick Mausehund posierte sogar noch wie ein Profi für die Kamera.

Stephan Schmidt ist mittlerweile für die U17 von Hertha BSC verantwortlich
Am Ende gewann die U17 diese interessante Begegnung mit 2:0 gegen Hannover 96 und fuhr den fünften Liga-Sieg in Folge ein. Rechnet man ein Weiterkommen im Berliner Pokal hinzu, stehen sogar sechs Erfolge in Serie auf der Habenseite. Die Mannschaft von Trainer Stephan Schmidt (ehemals Coach vom FC Energie Cottbus und SC Paderborn 07) sowie seines Assistenten Burak Bahar ist nach einem durchwachsenen Saisonstart so richtig ins Rollen gekommen und hat sich auf den dritten Rang vorgearbeitet.

Das Team verfügt über viele talentierte Einzelkönner, die immer besser als Einheit zusammenspielen, defensiv unter anderem dank der Keeper Laurenz Pohlmann und Burak Özkanli, die sich in regelmäßigen Abständen abwechseln, Mausehund, seinen Nebenleuten Egor Greber bzw. Jaime Sherwood sowie Sechser Boris Mamuzah Lum sicher stehen und im Angriff effektiver geworden sind.

Eser Bekdemir, Julius Gottschalk, Karim Bellomo: Hertha hat einige Talente
Bekdemir (neun Tore, drei Vorlagen), der umsichtige Zehner Julius Gottschalk (sechs Treffer, elf Assists), der vielseitig einsetzbare Karim Bellomo (vier Buden, fünf Vorlagen) und Joker Arda Isik (sechs Tore) tun sich hier hervor und sorgen mit dafür, dass die U17 gemeinsam mit RB Leipzig den besten Sturm der Staffel Nord/Nordost stellt.
Ob allerdings auch nur einer von ihnen den Sprung zu den Profis schafft, bleibt abzuwarten, denn für all die genannten Akteure und ihre Mitspieler stehen nun entscheidende Jahre ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung an. Zudem gelingt es den Verantwortlichen der „Alten Dame“ bekanntlich seit längerer Zeit nicht, die Eigengewächse so einzubinden, wie das möglich wäre und sich das wohl auch einige Fans wünschen würden.
Die U19-Akteure sind da schon weiter. Sie spielten zuvor auf demselben Kunstrasenplatz wie die U17, weil es das einzig bespielbare Feld auf dem Olympiagelände war. Die restlichen waren von rutschigem Schnee bedeckt, die Partie zwischen Hertha BSC II und dem Berliner Athletik Klub 07 in der Regionalliga Nordost der Männer wurde sogar abgesagt.
Das verwunderte nicht, schon auf der Hanns-Braun-Straße vor dem Stadion am Wurfplatz war es glitschig, weshalb man gut aufpassen musste, das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

Pereira Mendes, Ibrahim Maza und Bence Dardai sorgen für Hertha-U19-Sieg
Die A-Junioren traten bei eisigem Wind und Temperaturen um den Gefrierpunkt zum Stadtderby gegen den FC Viktoria 1889 Berlin an und schlugen den chancenlosen Gegner mit 4:1 (2:0). Hätte die Truppe von Coach Oliver Reiß im zweiten Durchgang nicht erkennbar zurückgeschaltet, wäre das Ergebnis vermutlich noch deutlicher ausgefallen.
Doch auch so trafen mit dem zweifachen Torschützen Pepe Pereira Mendes, Ibrahim Maza und Bence Dardai, Sohn von Hertha-Legende Pal und jüngerer Bruder von Palko sowie Marton, drei veranlagte Talente und festigten die Tabellenführung. Die A-Junioren der Hertha haben damit drei Zähler Vorsprung vor Dynamo Dresden.

Tim Goller, Pascal Klemens & Joel da Silva Kiala zählen zu Herthas Talenten
Interessante Notiz am Rande: Hertha hat bislang gegen alle Gegner außerhalb Berlins gewonnen. Nur bei Schlusslicht BAK (3:3) und vor wenigen Wochen gegen den 1. FC Union (1:2) gab es Punktverluste gegen hoch motivierte Kontrahenten, die ihr Leistungslimit erreichten, während der goldene Jahrgang im Poststadion zu ineffektiv agierte und gegen die jungen Eisernen keinen guten Tag erwischte.
In diesem Alter ein völlig normaler Vorgang. Trotzdem lässt sich nach elf von 16 Liga-Saisonspielen festhalten, dass diese Truppe über außergewöhnlich viel Talent verfügt und in ihrer Altersklasse zu den stärksten deutschen Mannschaften zählt, die mit Junioren-Nationalspielern geradezu gespickt ist.
Im Tor steht Tim Goller, im Abwehrzentrum agiert mit Pascal Klemens der Kapitän. An seiner Seite spielt Tim Hoffmann, sofern nicht Joel da Silva Kiala, der bereits zum U23-Kader zählt, für die U19 aufläuft. Sie alle wurden in den vergangenen Monaten für die DFB-Teams nominiert.
Das gilt ebenfalls für Linksverteidiger Eliyas Strasner und seinen Konkurrenten Peter Matiebel, der auch in der Innenverteidigung auflaufen kann. Gegen Viktoria agierte auf der Sechs zudem Veit Stange, der sogar die Kapitänsbinde trug und einer der wenigen Nicht-Nationalspieler ist – trotz guter Anlagen.

Doch gerade in der Offensive hat Reiß die Qual der Wahl, sofern alle fit sind und nicht für die Nationalelf auf dem Rasen gestanden haben. Teoman Gündüz (zehn Einsätze, zehn Tore, eine Vorlage) lief gegen die Himmelblauen auf einer offensiv ausgerichteten Achterposition auf, Dardai (neun, sechs, acht) agierte auf der Zehn, rechts außen Leander Popp (neun, acht, vier), links Pereira Mendes (elf, vier, zwei). Im Mittelsturm durfte Ibrahim Maza (neun, vier, sechs) ran, der alle Positionen im Angriff spielen kann.


Sprung aus dem Jugend- in den Männerfußball ist schwer
Flügelflitzer Dominik Schickersinsky (sieben, vier, zwei) und Sturmtank Oliver Rölke (zehn, zwei) blieb da nur die Jokerrolle, obwohl sie in nahezu allen anderen U19-Teams Deutschlands wohl gesetzt wären.
Schließlich verfügen auch sie über herausragende Fähigkeiten und Anlagen, haben nun allerdings in den nächsten Jahren die schwere Aufgabe, sich an den athletischeren, härteren und intensiveren Männerfußball zu gewöhnen. Es gibt im Leben eines Fußballers keinen Schritt, der so groß ist.
Schon viele Akteure, die in der Jugend überragten, schafften es nicht, ihn zu gehen, weshalb man auch bei dieser Generation abwarten muss, wer den Sprung letztlich schafft und wer nicht. Dank der engen Verflechtung durften bereits sechs regelmäßig bei den A-Junioren eingesetzte Kicker in der zweiten Mannschaft gegen kampfstarke Regionalliga-Herrenmannschaften ran.
