Vielleicht war die Zahl 13 ein schlechtes Omen für Hertha-Trainer Pal Dardai. 13 Punkte auf dem Konto, dazu Tabellenplatz 14 – so lautete die Ausgangslage, als Hertha BSC im vergangenen November am 13. Spieltag den FC Augsburg empfing. Es wurde ein turbulentes Spiel, an dessen Ende ein bitteres 1:1-Unentschieden stand. Zwei Tage später wurde Dardai beurlaubt.
Ein knappes Jahr und drei Trainer später steht am Wochenende nun erneut ein 13. Bundesliga-Spieltag auf dem Programm. Am Sonnabend (15.30 Uhr) empfängt der aktuelle Hertha-Trainer Sandro Schwarz mit seiner Mannschaft den FC Bayern München im ausverkauften Olympiastadion. Dass Schwarz nach dem Spiel – unabhängig von dessen Ausgang – nicht das gleiche Schicksal wie Pal Dardai ereilen wird, ist dabei genauso sicher wie der Favoritenstatus des FC Bayern. Und das, obwohl die Hertha aktuell erneut auf Tabellenplatz 14 steht und bis dato mit elf Zählern sogar zwei Punkte weniger geholt hat als in der vergangenen Saison.
Hertha spielt unter Schwarz besseren Fußball als unter Dardai
Warum also sitzt Sandro Schwarz dieser Tage so viel fester in seinem metaphorischen Trainersattel als Pal Dardai in der vergangenen Saison? Zuallererst wären da die Leistungen der Hertha-Mannschaft aus den ersten zwölf Ligaspielen zu nennen. Dass diese unter Schwarz bisher besseren Fußball spielt als sie es in der vergangenen Saison – auch, aber nicht nur unter Dardai – tat, steht außer Frage. Hertha verteidigt deutlich öfter deutlich besser, agiert offensiv mit mehr Spielwitz und Variabilität und bricht nach Gegentoren nicht mehr so regelmäßig auseinander wie in der Vorsaison.
Oft und aus verschiedensten Richtungen wurden Herthas Akteure genau hierfür seit Saisonbeginn gelobt, zuletzt von Fredi Bobic. Aktuell sei seine Mannschaft fußballerisch „gut unterwegs“, attestierte Herthas Geschäftsführer Sport seinen Schützlingen diese Woche bei Sky eine gute Entwicklung. Allerdings ergänzte Bobic anschließend erst, „dass wir ein bisschen zu wenig Punkte haben“, ehe er hinzufügte: „Wir hatten diese lange Phase mit den vielen Unentschieden, die wir leider nicht vergolden konnten.“
Genau hier liegt die Krux: Gegen Leverkusen, Mainz und Freiburg stand Hertha dreimal kurz vor einem Sieg, ehe man sich am Ende dreimal mit einem Unentschieden zufriedengeben musste. In Leipzig kämpften die Berliner sich zwar furios zurück, verloren aber dennoch mit 2:3. Im Anschluss an die jüngste und späte 0:1-Niederlage in Bremen sagte ein schwer genervter Marvin Plattenhardt: „Eigentlich war es ein 0:0-Spiel, aber am Ende stehen wir mit leeren Händen da.“ Herthas Kapitän fasste treffend zusammen, was viele denken: Die durchwachsenen Ergebnisse der Berliner passen noch nicht so recht zu deren oft guten Leistungen.
Der positiven Grundstimmung bei und im Umfeld von Hertha BSC kann diese Tatsache bislang wenig anhaben. Sie ist der zweite große Grund für die Sattelfestigkeit von Sandro Schwarz und wurde auch auf der Spieltagspressekonferenz am Donnerstag einmal mehr deutlich. Mit guter Laune blickte Schwarz dort dem Bayern-Spiel entgegen. „Für Sonnabend brauchen wir verdammt viel – und ein bisschen Glück“, sagte der Trainer, ehe er selbstbewusst ergänzte: „Wir werden versuchen, von der ersten Sekunde an und mit den Zuschauern zusammen eine Stimmung zu erzeugen, die es uns ermöglicht, den Spielverlauf auf unsere Seite zu ziehen.“
Der Trainer ist hauptverantwortlich für die gute Stimmung im Team
Ganz allgemein hat Sandro Schwarz seit dem Sommer seinen Teil zu einer neuen Stimmung bei der Hertha beigetragen. Seine Auswahl wird dem Begriff Mannschaft mittlerweile deutlich mehr gerecht als dies über weite Strecken der Vorsaison der Fall war, spielt mit mehr Selbstvertrauen und auch Engagement. Als „herausragend“ bezeichnete Schwarz „Haltung, Einsatzbereitschaft und Willensstärke“ seiner Spieler am Donnerstag. Nicht nur der Trainer, die Berliner Verantwortlichen sowie die Hertha-Fans registrieren und honorieren dies, sondern auch die Spieler selbst. „Ich bin so glücklich und stolz auf diese Mannschaft. Das macht so viel Spaß und gibt so viel Hoffnung für die nächsten Spiele“, sagte etwa Dodi Lukebakio nach der – wohlgemerkt ungekrönten – Aufholjagd in Leipzig Mitte Oktober.

