Eishockey

Geht es nach einer Statistik, können die Eisbären eigentlich nur Meister werden

Die sportliche Führungsriege geht selbstbewusst in die neue Saison. Zwei Probleme sorgen aber für eine weiter unsichere Situation beim deutschen Meister.

Kapitän Frank Hördler kann in dieser Saison sein 1000. Pflichtspiel für die Eisbären Berlin bestreiten.
Kapitän Frank Hördler kann in dieser Saison sein 1000. Pflichtspiel für die Eisbären Berlin bestreiten.Imago/PanoramiC

Das Objekt der Begierde verließ um 14.16 Uhr das Gebäude. Der Meisterpokal, neunmal von den Eisbären nach Berlin geholt und im Rahmen der offiziellen Saisoneröffnungspressekonferenz des amtierenden deutschen Meisters in den Räumlichkeiten der Verti Music Hall vom Verein noch einmal zur Schau gestellt, wurde davongetragen. Er dürfte aber, wenn man auf die besondere Statistik von Georg Friedrichs blickt, im kommenden Jahr auch wieder in Berlin landen. „Seit ich zur Gasag gewechselt bin, sind die Eisbären immer Meister geworden“, erzählte der Vorstandschef des Eisbären-Hauptsponsors und Energielieferanten, kurz bevor der Strom versagte und alle anwesenden Gesprächsteilnehmer im Halbdunkeln saßen. „Das mit der Energieversorgung ist in Deutschland zurzeit nicht so einfach, wir arbeiten da hart“, sagte Friedrichs und überbrückte die kleine Panne scherzhaft.

Aus seiner besonderen Meisterstatistik ist beim Gasag-Chef aber auch eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber der sportlichen Leistung des Profiteams entstanden, wie er weiter erzählte. Wer den Meisterpokal während dieser Pressekonferenz im zumindest in diesem Teil des Raumes konstant leuchtenden Licht funkeln sieht, der möchte ihn natürlich auch am Ende dieser Saison wieder in seiner Stadt sehen.

Das Zuschauerthema beschäftigt die Eisbären weiterhin

Dass die Eisbären auf dem Weg dorthin weiter auf den Hauptsponsor zählen können, sei aus Sicht von Thomas Bothstede in diesen schwierigen Zeiten mehr als nur ein Zeichen, sondern Unterstützung, die die Eisbären auch in dieser Spielzeit benötigen werden. „Die Situation hat sich nicht wirklich geändert“, so der Geschäftsführer des Rekordmeisters. Gerade das Zuschauerthema, welches allen Profiklubs während der stärksten Ausprägung der Corona-Pandemie zusetzte, beschäftigt die Eisbären noch immer. Ob die aktuelle Lage, ohne Zuschauerbeschränkungen so bleibe, wisse er nicht. Man gehe aber erst einmal davon aus, dass die Fans weiterhin ohne Testpflicht und Masken in die Arena am Ostbahnhof kommen können, so Bothstede.

Ob das für die Heimstätte der Eisbären, die derzeit Austragungsort der Hauptrunde der Basketball-Europameisterschaft ist, auch so bleibt, hängt natürlich von der Infektionsentwicklung im Herbst und Winter ab. Zudem wisse noch niemand, welche Auswirkungen die europaweite Energiekrise haben wird. „Das ist dann wie eine Glaskugel“, so Bothstede, „wir wissen ja nicht so wirklich, was da noch alles passiert. Wir können uns nur so gut wie möglich vorbereiten und schauen, was auf uns zukommt.“

Das gilt natürlich in erster Linie für die wirtschaftliche Betrachtung der am Sonntag (16.30 Uhr) mit einem Auswärtsspiel in Nürnberg beginnenden Saison. Deutlich weniger Fragezeichen beschäftigen dahingehend die sportliche Führungsriege der Eisbären. Und da man dort offensichtlich mit den Ergebnissen des Sommers sehr zufrieden ist, wollte Stephane Richer der Erwartungshaltung von Georg Friedrichs gar nicht widersprechen: „Die Eisbären haben immer das Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen“, sagte der Sportdirektor. Und auch Serge Aubin wollte nicht tiefstapeln. „Ich bin davon überzeugt, dass wir ein ernstes Wort um die Meisterschaft mitsprechen werden. Wir haben eine starke Mannschaft, werden aber jeden einzelnen Spieler brauchen. Gegen Nürnberg wird es ein schweres Spiel, wir sind direkt gefordert“, sagte der Trainer.

Serge Aubin stärkt seine drei jungen Torhüter

Dass der Rolle der Torhüter und der damit einhergehenden Diskussion um ihre Eignung für die Deutsche Eishockeyliga eine besondere Bedeutung zukommen werden, beweist die Tatsache, dass sie Aubin ungefragt thematisierte und das Trio gleich mal stärkte. „Wir haben drei junge Torhüter, aber sie sind alle gute Spieler, die alle eine gute Zukunft haben und auf dem Level spielen, das wir brauchen werden“, so der Trainer. „Besonders Tobias Ancicka gehörte bereits bei vergangenen zwei Meisterschaften zur Mannschaft. Er hat also Erfahrung gesammelt und ist bereit für den nächsten Schritt.“ Noch deutlich mehr Erfahrung bringt Frank Hördler mit. Der Kapitän wird in dieser Saison, so er denn verletzungsfrei bleibt, sein 1000. Pflichtspiel für die Eisbären bestreiten und die jungen Spieler in ihrer Entwicklung unterstützen.