Vielleicht ganz gut, dass der für den Media Day der deutschen Fußballerinnen bereitgestellte Raum im Gebäude Halftime auf dem Gelände des DFB-Ausrüsters Adidas eine schallschluckende Holzvertäfelung besaß. Sonst hätte so mancher im Journalistengespräch mit den Hauptdarstellerinnen der bevorstehenden Frauen-WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) kaum mehr sein eigenes Wort zwischen den Tischen verstanden. Kaum verwunderlich, dass die Protagonisten am Montag in Herzogenaurach noch mal zur Prämienregelung befragt worden sind, nachdem der DFB zuvor bestätigte, dass die üppigen Zahlungen der Fifa keine zusätzliche Zahlung erfordern.
Der Weltverband hatte Anfang des Monats kommuniziert, die Rekordsumme von 110 Millionen Dollar auszuschütten – davon rund 60 Prozent direkt an die Spielerinnen, was ein völliges Novum ist. Jeder WM-Teilnehmerin sind bereits 30.000 Dollar (umgerechnet 28.000 Euro) sicher, das Achtelfinale bringt 60.000 Dollar. Für Platz zwei würden Alexandra Popp und Co umgerechnet 178.000 Euro einstreichen. Direkt von der oft kritisierten Fifa, die durch Präsident Gianni Infantino vollmundig Equal Pay bereits in vier Jahren verspricht. Bei der WM in Katar waren 440 Millionen Dollar geflossen.
Finanziell ein klarer Fortschritt gegenüber der Frauen-EM in England
Doch zeigt sich bei den Finanzen gegenüber der Frauen-EM in England ein klarer Fortschritt: Der zweite Platz war im Vorjahr mit 30.000 Euro vom DFB belohnt worden. Bei der WM 2019 in Frankreich lobte der DFB für seine Frauen als Titelprämie 75.000 Euro aus. Mit dem jetzt garantierten WM-Preisgeld von 270.000 Dollar (umgerechnet 252.000 Euro) ist die von Bundeskanzler Olaf Scholz öffentlichkeitswirksam eingeforderte geschlechtergerechte Bezahlung zwar noch nicht erreicht, aber auch nicht unendlich weit weg: Die Männer hätten in Katar 400.000 Euro für den krachend verfehlten WM-Sieg bekommen. Kapitänin Alexandra Popp hatte gleich zu Beginn des Trainingslagers gesagt: „Das sind nicht die schlechtesten Zahlen. Wir sind grundsätzlich sehr zufrieden damit, was die Fifa auf die Beine gestellt hat.“ Weitere Forderungen haben die Spielerinnen dem Vernehmen nach nicht gestellt.
Wie DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch bestätigte, sei sich das Präsidium rasch einig gewesen, dass auf diese hohen Summen von Fifa-Seite keine Extrazahlungen vom DFB kommen. Neben der Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball gehören dem Präsidium Silke Sinning (Vizepräsidentin für Bildung, Freizeit- und Breitenfußball), Celia Sasic (Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität) und Heike Ullrich (Generalsekretärin) weitere Frauen an. Von der spendablen Haltung der Fifa, die das Dreifache gegenüber der WM 2019 in Frankreich zur Ausschüttung bringt, war selbst der DFB überrascht. Bei der WM 2007 lagen im gesamten Fifa-Prämientopf nur 6,4 Millionen Dollar. Die Weltmeisterinnen um Birgit Prinz hatten damals übrigens vom DFB 50.000 Euro bekommen.
Die aktuelle Generation kommentiert die Erhöhung seit Tagen erstaunlich nüchtern. „Der Fußball steht bei uns im Vordergrund, weil wir alles geben wollen für unser Land, um unseren Traum zu erfüllen“, sagte gerade erst die Führungsspielerin Sara Däbritz. „Trotzdem freuen wir uns natürlich über die positiven Entwicklungen bei den Prämien.“ Auch für die nächsten Turniere hatte jeder Nationalverband seine Spielerinnen nach eigenem Gutdünken belohnt.
Fifpro lobt Schritt zu größerer Geschlechtergerechtigkeit im Fußball
Die Fifa will mit der Neuregelung verhindern, dass die Gelder woanders versickern, was gerade in Verbänden mit ausgeprägt männlichen Strukturen wohl immer wieder vorgekommen ist. Nun haben auch die Aktiven aus Vietnam und Sambia, Haiti oder Panama einen ordentlichen Obolus sicher. Die Spielergewerkschaft Fifpro lobte bereits den wichtigen Schritt „zu einer größeren Geschlechtergerechtigkeit in unserem Sport“.

