Amateurfußball

Felix Kroos begrüßt die Teamkollegen bei Fortuna Pankow mit einem Kasten Bier

Am 15. Mai gibt der ehemalige Union-Profi sein Debüt in der Bezirksliga. Am Dienstag hat er erstmals mit der Mannschaft trainiert.

Felix Kroos (Mitte) wurde seinen neuen Teamkollegen beim FSV Fortuna Pankow am Dienstagabend im Training offiziell vorgestellt.
Felix Kroos (Mitte) wurde seinen neuen Teamkollegen beim FSV Fortuna Pankow am Dienstagabend im Training offiziell vorgestellt.Timmy Hargesheimer

Berlin-Noch bevor das Training überhaupt begonnen hat, ist Trainer Marlin Geiseler schon voll zufrieden. Auf dem Trainingsplatz im Pankower Kissingen-Stadion haben sich 24 Spieler eingefunden, so viele wie lange nicht mehr. Zwei neue Spieler sind an diesem Dienstagabend mit dabei, Präsident Ralf Schikowski kündigt sogar noch einen dritten an. Als der dann aufschlägt, ist die Überraschung gelungen: Mit einer Kiste Bier unter dem Arm kommt Felix Kroos durch das Drehkreuz gelaufen.

Gleicher Trikotausrüster wie in der Jugend bei Hansa Rostock

Auf dem Weg zur Mannschaft des FSV Fortuna Pankow gehen einige Blicke in Richtung des 31-jährigen Ex-Profis. Jemand klopft ihm mit den Worten „guter Mann“ auf die Schulter. Der Achtligist hatte sich die Dienste des ehemaligen Unioners durch eine gewonnene „Vereins-Challenge“ im Podcast „Einfach mal Luppen“ der Kroos-Brüder unter Amateurvereinen gesichert. Am Dienstag wurde erstmals gemeinsam trainiert und das neue schwarz-gelbe Trikot begutachtet. Dabei schließt sich gewissermaßen ein Kreis. Den Trikotausrüster kennt Felix Kroos noch von seiner ersten Station in der Jugend bei Hansa Rostock. Zurück zu den Wurzeln, wenn man so will.

Im neuen Outfit ging es für Kroos, nachdem er die neuen Teamkollegen bereits in der Kabine begrüßt hatte, raus auf den Rasenplatz. Auf der steinernen Tribüne standen bereits einige Fans und begrüßten das Team mit lautstarken Gesängen. Sie waren wegen eines Spiels der zweiten Mannschaft gekommen, dass Kroos mittrainieren würde, war eine Überraschung und nicht angekündigt worden. Vom Stürmer und Topscorer der Pankower gab es für die Fans noch eine Trommel. „Damit ihr uns auch weiterhin so großartig unterstützt“, sagte er. Im Mannschaftskreis folgt von Trainer Marlin Geiseler die Ansprache. „Wir haben etwas andere Bedingungen heute und auch einige Zugänge“, sagt der 30-jährige Coach mit breitem Grinsen. Das ist auch gar nicht gelogen. Nachdem sich der bereits gut bekannte Felix Kroos vorstellt, werden auch zwei andere Zugänge begrüßt.

Bei Fortuna Pankow läuft es ab, wie bei jedem anderen Berliner Amateurverein. Das Kissingen-Stadion mit Rasenplatz und roter Laufbahn drum herum ähnelt den zahlreichen Amateurplätzen der Hauptstadt. Auch die verschiedenen Charaktere auf und um den Sportplatz finden sich überall im Amateurfußball. Von den ehrenamtlich agierenden Helfern in der Küche des Vereinsheims bis hin zu den Alteingesessenen, die mit Bratwurst und Bier den Abend ausklingen lassen. Während das Training am Dienstagabend seinen Lauf nimmt und die jüngeren Fans mit ihrer neuen Trommel die zweite Mannschaft anfeuern, unterhalten sich vor dem Vereinsheim die Älteren.

Alle könnten Teil der Altherrenmannschaft des Vereins sein. Wirklich viel beschäftigt haben sie sich gar nicht mit der ersten Mannschaft. Man merkt ihnen an, dass ein bisschen viel Trubel um ihren Verein gemacht wird in letzter Zeit. Die Gespräche laufen eher nonverbal ab, man versteht sich auch, ohne viel zu erzählen. Die meiste Zeit genießen alle ihr Bier in Stille. Auf die Frage, was sie sich denn für das Debüt von Felix Kroos wünschen würden, scherzt jemand. Bruder Toni Kroos könne Fortuna Pankow im Mittelfeld sicher auch noch gut gebrauchen.

Felix Kroos präsentiert das eigens für die Partie am 15. Mai entworfene Trikot des FSV Fortuna Pankow.
Felix Kroos präsentiert das eigens für die Partie am 15. Mai entworfene Trikot des FSV Fortuna Pankow.Timmy Hargesheimer

Während der bei Real Madrid gerade die spanische Meisterschaft gewonnen hat, schwitzt sein kleinerer Bruder mit den anderen Achtligaspielern. An seiner Ballbehandlung und den feinen Pässen wird seine Klasse jedoch schnell deutlich. Hin und wieder muss aber auch er hinterherschauen. Ein Gegenspieler setzt sogar zum Übersteiger an und zieht vorbei. „Auf dem Platz muss ich mich erst einmal daran gewöhnen, die Kommandos zu bekommen“, erzählt Felix Kroos nach dem Training. Vorbereitet auf das Bezirksliganiveau habe er sich nicht wirklich können, meint er. „Dafür trainiere ich ja jetzt noch mit und bekomme so ein paar Eindrücke.“

Am Seitenrand steht der Präsident und beschäftigt sich schon mit dem anstehenden Premierenspiel des ehemaligen Unioners. Fortuna Pankow hat extra Sondertrikots anfertigen lassen für das Spiel am 15. Mai. Ob der Gegner Schwarz-Weiß Spandau schon eingeschüchtert sei, wird gefragt. Die Älteren haben dazu eine klare Meinung. Sie würden versuchen, Kroos von Anfang an aus dem Spiel zu nehmen oder aber sie gehen unter. Sportlich betrachtet geht es für die Fortuna in der 3. Staffel der Bezirksliga um nicht mehr allzu viel. Dennoch wird das Spiel am 31. Spieltag mit Sicherheit das Spiel des Jahres werden.

5000 Zuschauer können in das Stadion des FSV Fortuna Pankow

Viele scheinen schon aufgeregt. So viel vorzubereiten gab es lange nicht. Ein Bierwagen ist schon organisiert. Dazu Bratwurst. Keine vegane Wurst, die sei ohnehin zu teuer, heißt es – vor allem in der Menge, mit der die Pankower planen. Verkauf von Merchandising-Produkten und eine anschließende Autogrammstunde mit Felix Kroos sind ebenfalls geplant. Wenn es zeitlich möglich ist, soll auch Bruder Toni zugeschaltet werden. Der hat am gleichen Tag allerdings auch ein Spiel für seine Madrilenen. Die Tickets für das Spiel im Kissingen-Stadion werden für fünf Euro verkauft. Laut offizieller Zahlen passen bis zu 5000 Zuschauer in das Stadion der Pankower. Ralf Schikowski wäre allerdings auch schon froh, wenn es am Ende 1000 werden. Auf dem Rasen müssen bis dahin auch noch einige Hügel ausgebessert werden. Der Klubpräsident ist noch nicht voll zufrieden mit dem Zustand des Rasens. Normalerweise spielt Fortuna Pankow auf dem Nebenplatz auf Kunstrasen. Anders als der Rasenplatz aber hat der keine Tribüne.

Auf dem ist am Dienstag auch irgendwann das Training vorbei. In der Kabine wird das mitgebrachte Bier geöffnet und gemeinsam in der Kabine angestoßen. Und über die Qualität der Pässe des neuen Mitspielers mit einem Augenzwinkern gesprochen: „Der Unterschied ist: Seine Pässe kommen halt beim Mitspieler an, im Gegensatz zu unseren.“