Lando Norris hatte sehr explizite Pläne für die Nacht nach dem großen Triumph. „Richtig volllaufen lassen“, das sei das Vorhaben, sagte McLarens neuer Team-Weltmeister grinsend – vorher fasste er aber noch ein paar nüchterne Gedanken in Worte. Es ging um das Jahr 2025 und um mögliche Favoriten.
„Wissen Sie“, sagte Norris, dieser Neue, der da bei Ferrari anheuert, sei ja „auch ganz geschickt“. Gemeint war Lewis Hamilton, und das war einer der Eindrücke, die nach dem Saisonfinale hängen blieben: Selbst der Rekordweltmeister zeigte zum Ende seines ziemlich traurigen letzten Jahres bei Mercedes noch einmal seine ganze Klasse. Und Vermutungen über die künftigen Kräfteverhältnisse der Formel 1 gleichen nun mehr denn je einem Blick in eine Glaskugel.
Lando Norris setzt sich die Fahrer-WM als Ziel
Über eine „Formel 1 im Wandel“ schrieb am Montag die italienische Tuttosport, „ab morgen beginnt eine neue Welt“. Auch in den Niederlanden, der Heimat des Weltmeisters Max Verstappen, sehen sie neue Zeiten anbrechen. „McLaren und Ferrari haben Blut geleckt und können nicht bis 2025 warten“, schrieb AD.
Zweifellos muss McLaren als Mitfavorit in die neue Saison gehen. Nach dem ersten Konstrukteurstitel seit 26 Jahren „ist die Fahrer-WM mein Ziel und unser Ziel als Team“, sagte Norris. „Das nächste Jahr wird mein Jahr“, diese Warnung schickte der 25-Jährige gleich nach seinem Sieg in Abu Dhabi per Teamfunk um die Welt.
Vor allem der Trend spricht für McLaren, denn noch im Frühjahr 2024 hatte der Rennstall kein Siegerauto. Allerdings ist der Trend durchaus auch ein Freund von Ferrari. Im Saisonendspurt war die Scuderia das konstanteste Team, nur deshalb wurde es überhaupt noch einmal spannend.
Für die Scuderia spricht außerdem, dass sie mit Charles Leclerc und Hamilton die möglicherweise stärkste Fahrerpaarung aufbietet. Möglicherweise, weil der Engländer eben ein Rätsel ist. Zum ersten Mal in seiner Karriere hat er ein Teamduell auf ganzer Linie verloren, hatte weniger WM-Punkte und eine schlechtere Qualifying-Bilanz als George Russell.
Ferrari geht mit Leclerc und Hamilton an den Start
Viel wird daher über Hamiltons Alter gesprochen, Anfang Januar wird er 40. Allerdings schien ihm auch der neueste Mercedes einfach nicht zu liegen, zwischendurch zeigte Hamilton ja trotzdem immer wieder Besonderes. In Abu Dhabi fuhr er zum Abschied von Startplatz 16 auf Rang vier.
Mercedes wiederum holte als Gesamtvierter sein schwächstes Ergebnis seit 2012 – das aber vor allem durch die historische Ausgeglichenheit in der Spitze zustande kam. Auch die Silberpfeile gewannen in diesem Jahr schließlich vier Rennen.
Und was ist eigentlich mit dem Weltmeister? Es gibt gute Gründe, Max Verstappen und Red Bull abzuschreiben, der RB20 war seit Monaten nicht mehr verlässlich stark. Allerdings holte der Niederländer sogar in dieser schwierigen Schlussphase zwei Rennsiege und damit souverän den vierten Titel in Folge.
Worauf er sich am meisten freue in der Winterpause, wurde Verstappen in Abu Dhabi gefragt. „Dieses Auto nicht mehr zu fahren“, sagte er. Auch bei Red Bull schraubt man ja längst an einem besseren Boliden.
Für Nico Hülkenberg beginnt im Alter von 37 Jahren noch einmal ein neues Abenteuer in der Formel 1. Schon am Dienstag sitzt er für seinen neuen Arbeitgeber am Steuer: Traditionell stehen nach dem letzten Grand Prix in Abu Dhabi an gleicher Stelle offizielle Testfahrten an, und Hülkenberg darf diese bereits für Sauber bestreiten.
Nico Hülkenberg kommt wie Gabriel Bortoleto bei Sauber ans Steuer
Das Schweizer Traditionsteam befindet sich im Wandel, wurde von Audi übernommen und geht ab 2026 als deutsches Werksteam an den Start. Routinier Hülkenberg soll mit seinem Wissen aus elf vollen Saisons in der Königsklasse bei der Entwicklung helfen.


