Gerade noch schlug Olivier Giroud die Hände über dem Kopf zusammen. Er hatte eine Großchance ausgelassen (77. Minute). Wenige Momente später durfte der 36-jährige Routinier dann ausgelassen jubeln. Denn der bullige Stürmer war bei einer Flanke von Antoine Griezmann den entscheidenden Tick schneller als Harry Maguire am Spielgerät. Die englische Abwehrkante fälschte den Kopfball seines Gegners noch mit der Schulter zum entscheidenden 2:1 für Frankreich ab (78.).
Zuvor hatten die 65.895 Fans im Al-Bayt Stadium in Al-Khor die Tore von Aurelien Tchouameni (1:0/17.) und Harry Kane (1:1/53./Elfmeter) zu sehen bekommen. In der Schlussphase verschoss Kane noch einen weiteren Strafstoß (84.).
Three-Lions-Coach Gareth Southgate (nach dem 3:0 gegen den Senegal) und Les-Bleus-Trainer Didier Deschamps (nach dem 3:1 gegen Polen) verzichteten auf Startelf-Wechsel. Dementsprechend eingespielt ging es los, beide Teams suchten zu Beginn die Offensive, die erste kleinere Chance hatte Giroud, dessen Kopfball Jordan Pickford allerdings festhielt (11.).
Sechs Zeigerumdrehungen später war der Keeper des FC Everton aber geschlagen. Über Kylian Mbappe und Ousmane Dembele gelangte das Leder zu Griezmann, der den Kopf hob und Tchouameni bediente. Der Sechser von Real Madrid zog aus 26 Metern zentraler Position flach sowie platziert mit 71 km/h in die linke untere Ecke ab, Pickford war einen Tick zu spät unten und so schlug die Kugel zum 1:0 für „Les Bleus“ im Kasten ein.

Hugo Lloris ist neuer französischer Rekordnationalspieler
Auf der anderen Seite parierte der neue französische Rekordnationalspieler Hugo Lloris (143 Einsätze) einen Freistoß von Luke Shaw problemlos (21.). Auch gegen seinen Tottenham-Klubkollegen Harry Kane war er gleich zwei Mal zur Stelle (22./29.).

Der hätte zwischendurch einen Elfmeter bekommen können, doch obwohl das harte sowie ungeschickte Einsteigen von Bayern-Profi Dayot Upamecano nahe der rechten Strafraumlinie vom VAR überprüft wurde, gab es keinen Standard für die „Equipe Tricolore“. Eine durchaus diskutable Entscheidung (27.).
Davon abgesehen neutralisierten sich die beiden Mannschaften, ein Großteil der Partie spielte sich zwischen den Strafräumen ab, weshalb es zur Pause bei der knappen Führung für den amtierenden Weltmeister blieb. Im zweiten Durchgang stand direkt nach Wiederanpfiff erneut Lloris im Mittelpunkt, als er einen Strahl von Jude Bellingham mit den Fäusten noch über die Latte lenkte (47.).
Harry Kane gleicht zum 1:1 für England gegen Frankreich aus
Die Three Lions machten allerdings weiter Druck und bekamen einen völlig berechtigten Elfmeter zugesprochen. Tchouameni foulte Bukayo Saka direkt vor den Augen vom brasilianischen Schiedsrichter Wilton Pereira Sampaio, der sofort auf Strafstoß entschied (52.).
Es kam zum Tottenham-Duell zwischen Lloris und Kane, der den Keeper nicht nur in die falsche (von ihm aus gesehen rechte) Ecke schickte, sondern den Ball mit der Innenseite wuchtig halbhoch nach links zum 1:1 einschoss (53.) und damit zum englischen Nationalteam-Rekordtorschützen Wayne Rooney aufschloss (beide 53 Treffer).

Olivier Giroud trifft für Frankreich, Harry Kane verschießt Elfer für England
Auf der anderen Seite fasste sich Adrien Rabiot ein Herz, dieses Mal war Pickford allerdings zur Stelle und lenkte die Kugel kontrolliert zur Seite ab (54.). Ansonsten waren die Engländer in einer temporeichen und intensiven Begegnung leicht überlegen und kamen immer wieder zu (harmlosen) Abschlüssen.
Die Equipe Tricolore wirkte gehemmt, entfaltete ihr großes Potenzial nur bedingt, ließ es gerade offensiv zu selten aufblitzen. So hatte England die nächste Gelegenheit, doch Maguire traf mit einem gut getimten Kopfball nur den linken Außenpfosten (70.).
Les Bleus meldete sich aber noch mal an. Erst fand Giroud freistehend aus fünf Metern seinen Meister in Pickford (77.), dann traf er dank Griezmanns präziser Hereingabe per Kopf zum 2:1 (78.). Für den Angreifer von Atletico Madrid war es die 28. direkte Vorlage im Nationaldress, womit er Zinedine Zidane und Thierry Henry abgehängt hat und der beste Assistgeber in der französischen Nationalelf-Geschichte ist.

Die Engländer gaben sich nicht geschlagen und bekamen nach VAR-Überprüfung den nächsten berechtigten Elfer. Theo Hernandez checkte Mason Mount klar weg (81.). Erneut trat Kane an - schoss dieses Mal jedoch einen Meter über das Gehäuse (84.).

Die Southgate-Truppe rannte davon unbeeindruckt weiter an. In der 10. Minute (!) der Nachspielzeit setzte Joker Marcus Rashford einen Freistoß jedoch auf das Tor und vergab so die letzte Möglichkeit der Partie, England schied unglücklich aus.


