Wie üblich vor Boxweltmeisterschaften wurde am Sonnabend in Sofia der Einzug der Boxer in den Ring zelebriert. Wie üblich spielte der Veranstalter die Nationalhymnen. Doch schon vor der Niederlage des deutschen Box-Veteranen Mahmoud Charr im WM-Kampf gegen den bulgarischen Box-Veteranen Kubrat Pulev gab es dabei einen gut hörbaren Eklat.
Vor dem Duell, das der 40 Jahre alte Charr nach Punkten gegen den von Ulli Wegner trainierten Pulev verlor, spielten die Organisatoren die in Deutschland verpönte erste Strophe der Nationalhymne. Vor dem Schwergewichtskampf in Sofia war also von Maas und Memel zu hören und: „Deutschland, Deutschland über alles“. Charr beugte sich mit fragendem Gesicht zu seinem Promoter Erol Ceylan. Ihm war anzusehen, dass ihm der eingespielte Text der Hymne unangenehm war.
Ulli Wegner empört sich über Fehler der Organisatoren
„So etwas darf nicht passieren, gerade bei solchen Höhepunkten“, sagte Wegner der Deutschen Presse-Agentur. Vier Wochen lang hatte der 82 Jahre alte Boxtrainer Pulev in Sofia zusammen mit dem Berliner Faruk Shabani auf den Kampf vorbereitet. „Peinlich von der Organisation“, kommentierte Charrs Hamburger Promoter Erol Ceylan gegenüber der Bild.
Das Mitsingen der von Hoffmann von Fallersleben getexteten ersten Strophe ist in Deutschland zwar nicht verboten. Aber da die Nationalsozialisten die Zeilen für sich vereinnahmten, gelten sie als verpönt. So wird nur noch die dritte Strophe der Hymne gesungen.
Organisator des Box-Events in Sofia war Epic Sports & Entertainment, ein internationales Boxpromotion-Unternehmen, das von dem in Plovdiv geborenen Bulgaren Ivaylo Gotzev sowie dem amerikanischen Anwalt John Wirt gegründet wurde.
Der frühere Europameister Pulev, der zuvor in WM-Titelkämpfen an Wladimir Klitschko und dem Briten Anthony Joshua gescheitert war, setzte im Duell gegen Charr die besseren Treffer. Sein Boxer, der ab Runde zehn ebenso wie Charr wegen eines Cuts blutete, sei souverän Weltmeister geworden, lobte Ulli Wegner.

