Eishockey

Eishockey-WM: Die deutsche Mannschaft nimmt ihren Lieblingsgegner ins Visier

Das Viertelfinale ist bereits vor dem letzten Gruppenspiel erreicht, einen Lieblingsgegner haben die deutschen Vizeweltmeister auch schon im Blick.

John-Jason Peterka (r.) kommt im Laufe der Eishockey-WM immer besser in Schwung.
John-Jason Peterka (r.) kommt im Laufe der Eishockey-WM immer besser in Schwung.Moritz Eden/City-Press

Die WM-Vorrunde ist noch nicht beendet, aber das Viertelfinalticket bereits gelöst – und die Eishockey-Vizeweltmeister haben wieder ihren Lieblingsgegner im Blick. „Gegen die Schweiz macht es immer Spaß zu spielen“, sagte Torjäger John-Jason Peterka, „sie sind eine Nation, die ein bisschen Angst vor uns hat, wenn man die letzten Jahre anschaut. Schön wär’s.“

Am Dienstag bestreiten die Deutschen ihr letztes Vorrundenspiel

Noch ist die Neuauflage des Eishockey-Klassikers, bei dem zuletzt in K.o.-Spielen immer die Deutschen triumphierten, nicht perfekt. Peterka und Co. haben noch das letzte Gruppenspiel am Dienstag (12.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) in Ostrava gegen Frankreich vor der Brust. Und die Schweizer, wegen erneut sehr starker Vorrunde in der heimischen Presse schon wieder zum „besten Team der Geschichte“ hochgejubelt, müssten in Prag gegen die bislang enttäuschenden Finnen gewinnen.

Die Wahrscheinlichkeit eines Wiedersehens ist aber relativ hoch. „Irgendwie wiederholt es sich immer wieder“, meinte Stürmer Dominik Kahun lachend, der bei den letzten Duellen mit den Eidgenossen immer dabei war: beim 3:1 im Viertelfinale vor einem Jahr in Riga auf dem Weg zu WM-Silber in Tampere, beim 3:2 nach Penaltyschießen 2021 an selber Stelle und beim 2:1 nach Verlängerung im ersten K.o.-Spiel bei Olympia 2018, mit dem der sensationelle Lauf bis ins Endspiel begann.

Immer waren die Schweizer Favorit – wie auch jetzt. Im Vorjahr als „weißes Ballett“ gefeiert, hat der Vizeweltmeister von 2013 und 2018 jetzt sogar göttlichen Beistand: NHL-Star Roman Josi „schreitet übers Eis wie einst Jesus übers Wasser“, schrieb Kultjournalist Klaus Zaugg beim Portal watson.ch. Außerdem verglich er die mit sieben NHL-Profis besetzte „Nati“ mit den Sowjets der 70er- und 80er-Jahre, die die Eishockey-Weltmeisterschaften dominierten.

Seit am Sonntagabend der fünfte WM-Viertelfinaleinzug in Folge feststeht, beschäftigt sich Bundestrainer Harold Kreis natürlich schon mit dem übernächsten Gegner – das ist sein Job. Seine Spieler hingegen sollen gegen die bereits ausgeschiedenen Franzosen so weitermachen wie bei den drei Siegen mit 20:5 Toren zuvor. Nach dem eigenen Arbeitssieg vom Samstagabend gegen den Aufsteiger Polen fühlte sich John-Jason Peterka noch ein bisschen besser als nach den deutlichen Erfolgen zuvor. Nicht nur, weil der Torjäger der deutschen Vizeweltmeister, die tags darauf als Zuschauer das Viertelfinalticket endgültig lösten, mal wieder doppelt getroffen hatte. „Wir haben uns selbst gezeigt, dass wir solche Spiele auch gewinnen können“, sagte der NHL-Stürmer nach dem mühsamen 4:2 im vorletzten WM-Gruppenspiel gegen den weiter sieglosen Abstiegskandidaten Polen, „bei solchen Siegen wächst man noch mehr zusammen.“

Peterka, beim Silbercoup vor einem Jahr als bester Angreifer der WM ausgezeichnet, schlug zweimal genau dann zu, als er am meisten gebraucht wurde. Erst verwandelte er eiskalt einen Penalty zum 2:0 (36.), dann staubte er drei Minuten vor Schluss zur Entscheidung ab, nachdem die Polen urplötzlich auf 2:3 verkürzt hatten. „Zurzeit gehen die Dinger einfach rein, die vorher nicht reingegangen sind“, meinte der 22-Jährige, der in seiner zweiten kompletten Saison bei den Buffalo Sabres mit 28 Toren den NHL-Durchbruch geschafft hat.

Moritz Müller legt den nächsten Meilenstein hin

Dass Bundestrainer Harold Kreis ihn in einer wichtigen Phase des Spiels zum Penaltyschützen bestimmte, freute ihn besonders: „Das ist natürlich immer cool.“ Dabei ist seine Quote „nicht so gut“, wie er zugab: Bislang hat der gebürtige Münchner alle drei Penaltys in der NHL verschossen. Doch Kreis vertraut allen seinen Spielern, gab ihnen am Sonntag frei. Das letzte Vorrundenspiel gegen Frankreich am Dienstag, in dem nichts mehr passieren kann, „sollte kein Warmlaufen fürs Viertelfinale sein“, sagt indes Kapitän Moritz Müller mahnend, „sondern ein Spiel, in dem wir unsere guten Angewohnheiten an den Tag legen, damit wir das Vertrauen ineinander stärken und alle mit einem guten Gefühl rausgehen, deswegen sollten wir nicht den Fuß vom Gas nehmen.“

Für den 37-Jährigen ist die Partie ein weiterer Meilenstein seiner beeindruckenden Karriere. Der Kölner bestreitet sein 211. Länderspiel und zieht nun mit dem legendären Erich Kühnhackl gleich. „So eine Legende, wie er ist – das werde ich natürlich nie erreichen“, sagte Müller und fügte schmunzelnd an: „Wie Loriot sagen würde: Man muss nur alt genug werden, um am Ende die Erfolge zu kriegen.“ Auch wenn Kühnhackl als Jahrhundertspieler im deutschen Eishockey unerreicht ist, eines hat der aktuelle Kapitän ihm voraus: Er hat schon zweimal Silber gewonnen.