So emotional hat man Israel González in Berlin wohl noch nie gesehen. Beim völlig überraschenden Euroleague-Sieg gegen das Starensemble von Armani Mailand hüpfte der krisengeplagte Coach von Alba Berlin wie ein Irrwisch an der Seitenlinie herum. So trieb er sein Rumpfteam zum zweiten Erfolg in der Königsklasse des europäischen Basketballs – 105:101 gewann Alba nach Verlängerung. „Ich bin stolz, stolz auf meine Spieler und die Energie, das Engagement und den Willen, den sie heute gezeigt haben“, sagte der Spanier, der gerade eine schwere Zeit in der Hauptstadt durchmacht. Denn Alba steckt in einer tiefen Krise.
Am Donnerstag muss Alba Berlin bei Bayern München ran
In der Bundesliga haben die Berliner nur drei von sieben Spielen gewonnen, in der Euroleague stecken sie fast schon traditionell im Tabellenkeller fest. Und jetzt kommt an diesem Donnerstag (20.30 Uhr/Magenta Sport) auch noch das deutsche Duell beim bislang so starken FC Bayern München.
Doch gegen wen es für Alba jetzt geht, ist fast schon zweitrangig. Zu groß sind die eigenen Probleme. Vor allem personell haben die Berliner riesige Sorgen, gegen Mailand musste González gleich auf sieben verletzte Spieler verzichten. Martin Hermannsson, Will McDowell-White, Louis Olinde, Matt Thomas, Justin Bean, Yanni Wetzell, Malte Delow – sie alle standen Alba nicht zur Verfügung. Zudem ist Khalifa Koumadje wegen des anhaltenden Verdachts auf häusliche Gewalt noch immer vom Verein suspendiert.
Dass in Dorian Grosber auf einmal ein 18 Jahre alter Luxemburger, der normal für Lok Bernau in der drittklassigen Pro B spielt, in der Starting Five stand, sagt alles über die Personalsituation der Berliner. „Wir haben uns gesagt, es setzt niemand einen Pfennig auf uns. Alles, was wir machen können, ist, vollen Einsatz zu zeigen“, sagte Nationalspieler Jonas Mattisseck.
Dem Kader von Alba Berlin fehlen Tiefe und Qualität
Und das taten die Berliner und erlebten so einen emotionalen Abend in der Arena am Ostbahnhof. Ein Abend, der die Wende zum Guten einläuten könnte? Das bleibt abzuwarten, denn die Probleme liegen tiefer. Der Kader wirkt auch ohne die vielen Ausfälle nicht ausgewogen zusammengestellt, die Abgänge von Sterling Brown und Weltmeister Johannes Thiemann wurden nicht adäquat kompensiert.

