Am Sonnabend startet die 110. Tour de France. Die Frankreich-Rundfahrt, das wichtigste Radrennen der Welt, führt in diesem Jahr über 3405,6 Kilometer und 21 Etappen zum traditionellen Finale auf den Champs-Elysees in Paris. Der Startschuss fällt am Samstag mit einer 182 km langen Etappe in Bilbao. Es ist der 25. Grand Depart im Ausland. Insgesamt stehen in Spanien drei Tagesabschnitte auf dem Plan. Frankreich erreicht der Tour-Tross am Montag mit dem Tagesziel Bayonne.
Wer sind die Favoriten?
Es kommt zur Neuauflage des packenden Vorjahresduells zwischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar. Der Däne Vingegaard bewies Anfang Juni mit dem Sieg beim Vorbereitungsrennen Criterium du Dauphine seine starke Form, sein prominent besetztes Jumbo-Visma-Team hat sich ganz seinem erneuten Triumph in Paris verschrieben. Pogacar, Tour-Champion von 2020 und 2021, ist der explosivere Fahrer von beiden. Bei den slowenischen Meisterschaften kehrte der Kapitän des Teams UAE Emirates erstmals seit seinem schweren Sturz beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich Ende April ins Renngeschehen zurück - und siegte mit Leichtigkeit.
Was machen die Deutschen?
Nur sieben deutsche Fahrer nehmen das Rennen auf, so wenig wie zuletzt im Jahr 2002. Ein Anwärter auf das Podest fehlt, die Sprintstars von einst sind in Radsport-Rente. Etappensiege sind unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. In den Sprints könnte Phil Bauhaus für einen Paukenschlag sorgen, Nils Politt und Routinier Simon Geschke haben bereits in der Vergangenheit als Ausreißer gejubelt. Der deutsche Meister Emanuel Buchmann ist beim deutschen Team Bora-hansgrohe als Unterstützung für den Australier Jai Hindley eingeplant. Allerdings soll der Bergspezialist je nach Rennverlauf auch Chancen auf eigene Einzelerfolge erhalten. Der deutsche Radsport-Hoffnungsträger Lennard Kämna wird diesmal nicht dabei sein. Er hat sich in diesem Jahr erstmals auf die Gesamtwertung beim Giro konzentriert und wurde dabei Neunter. Ein Doppel-Start wie 2022 war dieses Mal nicht vorgesehen.
Auf welche Fahrer ist neben den Favoriten zu achten?
Bei der Tour 2023 sagen einige der ganz großen Namen „Adieu“. Sprinter Mark Cavendish bestreitet seine letzte Frankreich-Rundfahrt und will sich mit einem weiteren Tageserfolg den alleinigen Etappenrekord holen. Derzeit teilt sich der Brite die Bestmarke mit Eddy Merckx (beide 34). Auch Peter Sagan, mit sieben Erfolgen der Rekordgewinner des Grünen Trikots, tritt ein letztes Mal an. Im Kampf um die Punktewertung ist der dreimalige Weltmeister nicht mehr der Top-Favorit. Die Franzosen schauen besonders auf Thibaut Pinot. Einmal war er Dritter, ansonsten bei der Tour oft vom Pech verfolgt. Die Sehnsucht nach dem ersten französischen Tour-Sieger seit Bernard Hinault im Jahr 1985 hält an.

Was sind die Höhepunkte und die Schlüsseletappen?
Die Tour wird 2023 auf jeden Fall in den Bergen entschieden. Acht Etappen durch das Hochgebirge, darunter vier Bergankünfte, warten auf die Fahrer. Die erste Bergankunft steht am sechsten Tag in Cauterets-Cambasque an, wo Rekordsieger Miguel Indurain 1989 seinen ersten Tour-Etappensieg holte. Danach kommt es noch zu Zielankünften in der Höhe auf dem Puy-de-Dome, dem Grand Colombier und in Saint-Gervais Mont Blanc. Die Entscheidung sollte am vorletzten Tag auf der schweren Etappe nach Le Markstein Fellering mit fünf Anstiegen fallen. Dagegen gibt es nur ein Zeitfahren auf der 16. Etappe über 22,4 Kilometer, das Finale steigt traditionell auf den Champs-Élysées in Paris.
Welche Rolle spielen Corona und Doping?
Nachdem beim Giro d'Italia einige Fahrer wegen einer Corona-Infektion aussteigen mussten, wurden die Maßnahmen wieder etwas verschärft. Im Umfeld der Fahrer herrscht wieder Maskenpflicht, verpflichtende Corona-Tests wie in früheren Jahren gibt es aber nicht mehr. Gerüchte zum Thema Doping über die slowenischen Topstars Pogacar und Giro-Champion Primoz Roglic, der nicht bei der Tour startet, kamen über den Status schierer Spekulation nicht hinaus. Umstritten ist vor allem das schlecht beleumundete Umfeld Pogacars, zu dem Personen wie UAE-Teamchef Mauro Gianetti sowie Arzt und Trainingsplaner Inigo San Millan zählen.
Wo kann man die Tour de France im Fernsehen verfolgen?
Eurosport überträgt jede Etappe der Tour de France live und mit Start des internationalen Signals in voller Länge im Free-TV auf Eurosport 1 sowie im Livestream. Auch die ARD berichtet erneut in großem Umfang. Neben der Live-Übertragung im Fernsehen bietet der Sender auch im Hörfunk sowie auf den digitalen Kanälen ein breites Programmangebot vom wichtigsten Radrennen des Jahres. Während der Etappen geht die ARD wochentags ab 14.10 Uhr auf Sendung, am Wochenende mit wechselnden Anfangszeiten. Auf sportschau.de ist die Tour zudem im Livestream zu sehen.



