DFB-Pokal

Unglückliches Pokal-Aus: 1. FC Union Berlin verpasst Sensation gegen FC Bayern

Drei Gegentore nach Standards, zwei davon Eigentore und zwei Elfmetertreffer: Das Aus im DFB-Pokal wird für den 1. FC Union Berlin zum Standardfestival von Köpenick.

Defensiv warf Leopold Querfeld (r.) gegen Harry Kane und die anderen Offensivspieler des FC Bayern München alles rein, offensiv erzielte der Verteidiger des 1. FC Union Berlin zwei Tore. Das Pokal-Aus konnte er dennoch nicht verhindern.
Defensiv warf Leopold Querfeld (r.) gegen Harry Kane und die anderen Offensivspieler des FC Bayern München alles rein, offensiv erzielte der Verteidiger des 1. FC Union Berlin zwei Tore. Das Pokal-Aus konnte er dennoch nicht verhindern.Mathias Renner/City-Press

Ein Torfestival im Achtelfinale des DFB-Pokals hatte es am Vorabend bereits am anderen Ende der Stadt beim 6:1 von Hertha BSC gegen den 1. FC Kaiserslautern gegeben. Schon allein aufgrund des Namens vom Gegner war am Mittwoch mit solch einer Wiederholung in Köpenick nicht zu rechnen. Wenn der FC Bayern München zu Gast ist, musste stattdessen schon so manch Gegner eine solch deutliche Niederlage hinnehmen.

Dem 1. FC Union Berlin ist zumindest das erspart geblieben. Das Aus im DFB-Pokal aber konnten die tapfer kämpfenden Gastgeber dennoch nicht verhindern. Bei einem so nicht erwartbaren Standardfestival mussten sich die Eisernen mit 2:3 (1:3) geschlagen geben, aber konnten dennoch erhobenen Hauptes vom Feld gehen.

Steffen Baumgart hat für seine Spieler ein Mittel gegen die Kälte

Vorwinterlich kalt präsentierte sich der Mittwochabend in Köpenick. Da griff manch Fan im Stadion An der Alten Försterei sicherlich lieber zum Tee, Glühwein oder einem anderen wärmenden Getränk anstelle eines Bechers Cola oder Bier und hatte sich warm angezogen. Die Spieler des 1. FC Union Berlin und FC Bayern München konnten freilich auf solche Mittelchen gegen die frostige Kälte um den Gefrierpunkt nicht zurückgreifen.

Die Fans des 1. FC Union Berlin zeigten mal wieder eine tolle Choreografie.
Die Fans des 1. FC Union Berlin zeigten mal wieder eine tolle Choreografie.Mathias Renner/City-Press

Beim FC Bayern sah man Michael Olise vor dem Anpfiff vermummt und mit wärmenden Überziehklamotten bei der Erwärmung. Langärmlige Trikots oder Handschuhe sind auch ein beliebtes Mittel, im Spiel. Einen recht simplen Trick für die eigenen Spieler hatte Steffen Baumgart im Vorfeld der Partie am Mikrofon des ZDF parat: „Laufen, laufen, laufen.“ Die Empfehlung des Union-Trainers sollte aber nicht nur ein Mittel gegen die Kälte, sondern auch sportlich gegen den Rekord-Pokalsieger sein.

Die spielerische Unterlegenheit sollte mit maximalem Einsatz, mit großer Leidenschaft und hoher läuferischer Intensität kompensiert werden. Körperliche Frische war dafür die Grundvoraussetzung und das K.o.-Kriterium für Oliver Burke und Andrej Ilic, die krankheitsbedingt beziehungsweise angeschlagen nicht zur Startelf gehörten. Zudem ersetzte der etwas schnellere Janik Haberer Kapitän Christopher Trimmel.

Beim Blick auf die Anfangsphase bekamen die wieder mal schweigenden Fans das Gefühl, dass Baumgart da abermals die richtige Startformation und Marschroute für die Eisernen gefunden hatte. Bereits im Strafraum der Bayern störten die Gastgeber den Aufbau der Münchner und zwangen sie zu ersten Fehlern. Diese Bemühungen mündeten in der achten Minute sogar in einem Volley von Tom Rothe, den Konrad Laimer zur Ecke abblocken konnte.

Aus einer ähnlichen Szene war einen Monat zuvor der vermeintliche Führungstreffer von Ilyas Ansah entstanden, der damals allerdings wegen einer nahezu unsichtbaren Abseitsstellung nicht zählte. Diesmal jedoch brachte diese Ecke nichts, dafür wurde Ansah in der zwölften Minute im eigenen Strafraum auffällig. Ein gefährlich an den langen Pfosten getretener Eckstoß von Joshua Kimmich fiel dem Union-Stürmer praktisch auf den rechten Fuß und ging von dort zum 0:1 ins eigene Tor.

Die Unioner protestierten zwar, hatten eine Behinderung von Torwart Frederik Rönnow gesehen, aber der VAR schaltete sich in dieser Szene genauso wenig ein, wie weitere zwölf Minuten später. Erneut hatte Kimmich von der linken Seite einen Eckball geschlagen, diesmal köpfte Harry Kane die Kugel unter die Latte. Rönnow sah sich dabei abermals von Aleksandar Pavlovic an einer Klärungsaktion gehindert, doch abermals zählte der Treffer und die Eisernen lagen nicht nur 0:2 in Rückstand, sondern wurden dabei zweimal mit den eigenen Stärken geschlagen: zwei Standardsituationen.

Wenige Minuten gab es einen weiteren Moment, in dem die Unioner eine Überprüfung durch den VAR forderten. Diesmal hatte aus ihrer Sicht Jonathan Tah im Bayern-Strafraum den Ball mit der Hand berührt. Dass zwischen möglicher Straftat des Münchner Verteidigers und endgültiger Überprüfung drei Minuten lagen, änderte nichts an der Entscheidung von Schiedsrichter Martin Petersen, der auf Elfmeter entschied und dies über die Stadionlautsprecher verkündete. In der 40. Minute kam so Leopold Querfeld zu unverhofften Chance zum Anschluss und verwandelte ins linke untere Eck zum viel umjubelten 1:2 aus Sicht der Gastgeber.

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hatte Diogo Leite nach einem Freistoß sogar noch die große Chance zum Ausgleich, der Verteidiger setzte seinen Kopfball allerdings neben und nicht in das Tor. Was dem Portugiesen gegen Manuel Neuer nicht gelang, unterlief ihm praktisch mit dem Pausenpfiff im eigenen Strafraum gegen seinen eigenen Torwart. Diesmal hatten die Bayern einen Freistoß zugesprochen bekommen, Olise diesen auf den Elfmeterpunkt gebracht, wo Leite per Kopf klären wollte, den Ball über den herauskommenden Rönnow aber ins eigene Tor legte.

Diogo Leite rückt erneut in den Blickpunkt

Drei Gegentore, alle per Standard und zwei davon selbst erzielt – da stand Steffen Baumgart das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Aber: An fast identischer Stelle wie beim 1:3 rückte Leite zu Beginn der zweiten Hälfte abermals in den Blickpunkt. Im Kopfballduell mit Kane hatte er den Ellenbogen an den Kopf bekommen – Schiedsrichter Petersen zeigte erneut auf den Punkt. Zweiter Elfmeter, zum zweiten Mal legte sich Querfeld den Ball zurecht, zum zweiten Mal wählte er die linke Ecke gegen den auf der Linie herum tänzelnden Neuer und zum zweiten Mal traf der Union-Verteidiger (56.).

Schiedsrichter Martin Petersen (r.) erklärt Bayern Münchens Konrad Laimer seinen Elfmeterpfiff für den 1. FC Union Berlin zu Beginn der zweiten Hälfte.
Schiedsrichter Martin Petersen (r.) erklärt Bayern Münchens Konrad Laimer seinen Elfmeterpfiff für den 1. FC Union Berlin zu Beginn der zweiten Hälfte.Mathias Renner/City-Press

Mehr als eine halbe Stunde Spielzeit verblieb den Unionern damit erst einmal für den Ausgleich und die Verlängerung. Wie sehr die Mannschaft daran zu glauben schien, war am nun wieder deutlich früheren Anlaufen der Eisernen zu sehen. In einem klassischen Pokalfight schenkten sich beide Mannschaften bis zum Schlusspfiff nichts mehr. Rönnow verhinderte bei einem gefährlichen Schuss von Kane das 2:4 (62.), Neuer verhinderte nach Schuss von Ansah den Ausgleich (77.).

Die beste Chance aber hatte erneut Leopold Querfeld. Diesmal nicht per Elfmeter, sondern nach einer Hereingabe setzte der Verteidiger einen Kopfball nur Zentimeter am linken Pfosten vorbei. Zentimeter, die zur Verlängerung und möglichen Sensation fehlen sollten.