1. FC Union Berlin

Robin Knoche im Exklusivinterview über Union-Fans: „Unterstützung Gold wert“

Robin Knoche im Exklusivinterview. Im Trainingslager von Union Berlin sprach der Abwehrchef über die Fans, den FCU, aber auch seine Zeit beim VfL Wolfsburg.

Robin Knoche nach dem Exklusivinterview auf dem herrlich gelegenen Trainingsplatz im spanischen Campoamor.
Robin Knoche nach dem Exklusivinterview auf dem herrlich gelegenen Trainingsplatz im spanischen Campoamor.Stefan Bröhl

Wo können wir uns denn hier hinsetzen? Das war die Frage, die sich Robin Knoche direkt nach dem einzigen Training am Donnerstag vor dem Einzelinterview mit der Berliner Zeitung stellte. Der Abwehrchef des 1. FC Union Berlin schaute sich um, denn er wollte nach der anstrengenden Einheit die Füße ausstrecken. Doch Sitzplätze sind an den beiden Trainingsplätzen eine Rarität. So blieben nur ein paar Stufen, doch die sollten für beide Seiten ausreichen, um ein gutes Gespräch zu führen.

Herr Knoche, sind Sie im Alter von 30 Jahren noch aufgeregt oder nervös, wenn sie im Stadion An der Alten Försterei vor ausverkauftem Haus auflaufen?

(lacht) Ja, das eher weniger mittlerweile.

Was sagen Sie zum großen Support der Fans des 1. FC Union Berlin, von denen ja auch einige Dutzend mit ins Trainingslager nach Campoamor gekommen sind?

Natürlich ist es einfach schön und gerade in Phasen, wo es die Mannschaft vielleicht braucht, ist diese Unterstützung einfach Gold wert. Es zeigt generell, was für ein Zusammenhalt in diesem Verein herrscht und wie die Leute den Verein oder auch uns als Mannschaft unterstützen. Die Fans geben dir vielleicht auch eine gewisse Sicherheit oder ein gewisses Selbstvertrauen oder pushen dich in gewissen Situationen nach vorne.

Mehrere Dutzend Fans des 1. FC Union Berlin sind ins Campoamor-Camp gereist und schauen ihrem Team regelmäßig beim Training zu.
Mehrere Dutzend Fans des 1. FC Union Berlin sind ins Campoamor-Camp gereist und schauen ihrem Team regelmäßig beim Training zu.Matthias Koch

Sie sind im Sommer 2020, also mitten in der Corona-Zeit nach Berlin gewechselt und mussten bis zum Stadtderby gegen Hertha BSC am 20. November 2021 warten, bis sie eine ausverkaufte Alte Försterei erleben durften. Wie wichtig war die Rückkehr der Fußball-Anhänger für Sie?

Natürlich waren wir alle froh, als die Fans zurückgekommen sind und uns wieder unterstützen konnten. Ich glaube, das kann man schon sagen, dass die Unterstützung bei Union einfach einmalig ist. Jeder weiß, wo wir herkommen und dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir da in den Regionen spielen, wo wir aktuell gerade sind. Von daher wird das auch honoriert. Selbst, wenn mal ein Spiel daneben geht oder die Leistung nicht die ist, die wir uns vorgestellt haben, stehen die Leute hinter einem. Wie heißt es so schön: Du gewinnst und verlierst zusammen. 

Robin Knoche (r.) versucht hier im Stadtderby gegen Hertha BSC am 20. November 2021 zu klären, allerdings knapp hinter der Linie. Doch der Treffer der „Alten Dame“ zählte nach VAR-Eingreifen wegen Abseits nicht.
Robin Knoche (r.) versucht hier im Stadtderby gegen Hertha BSC am 20. November 2021 zu klären, allerdings knapp hinter der Linie. Doch der Treffer der „Alten Dame“ zählte nach VAR-Eingreifen wegen Abseits nicht.Matthias Koch

Union Berlins Robin Knoche zum Campoamor-Camp und Training an sich

Schlauchen die Trainingseinheiten im Camp Sie nach all der Zeit noch?

Größtenteils bin ich es gewohnt. Ich denke, dass ich - gerade in jüngeren Jahren - doch die ein oder andere Einheit hinter mir habe, die deutlich härter war. Aber natürlich ist es nicht ohne. Es ist Trainingslagerzeit, von daher wissen wir, was auf uns zukommt. Da brauchst du diese Grundlagen. Es macht nicht immer Spaß, gerade, wenn es dann nur zum Laufen geht, aber ich denke schon, dass das auch notwendig ist. 

Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie auch viel mit dem Ball trainieren?

Ich denke, dass da jeder Trainer seinen eigenen Stil hat. Aber natürlich ist es mit Ball genauso wichtig, weil du Abläufe reinkriegen musst, weil du wissen musst, was der andere zu tun hat, was der Trainer generell von einem fordert, was dein Mitspieler macht. Ich glaube, das ist einfach unerlässlich. Im Endeffekt geht es darum: dass du präzise arbeitest, dass du genau bist, auch die richtigen Laufwege wählst.

Zumal Sie sich ja im Spiel mit dem Ball weiterentwickeln wollen.

Definitiv, ja.

Campoamor-Camp: Robin Knoche (l.) mit vollem Einsatz im Union-Trainingslager.
Campoamor-Camp: Robin Knoche (l.) mit vollem Einsatz im Union-Trainingslager.Stefan Bröhl

Robin Knoche über Union-Wechsel: „Bin froh, dass es so gekommen ist“

Kommen wir mal zu einem anderen Thema: Beim VfL Wolfsburg haben Sie nie den Stellenwert genossen, den sie jetzt bei Union haben. Wie angenehm ist das für Sie?

Ich fühle mich hier einfach wohl. Das ist ja kein Geheimnis. Es ist ja nicht nur im Fußball so, es ist ja überall, auch in der Wirtschaft, so, wenn du aus dem eigenen Stall kommst, dass da immer so ein bisschen dieser Beigeschmack ist. Aber trotzdem hatte ich eine super Zeit in Wolfsburg. Das will ich gar nicht leugnen.

Sie sind Leader und Abwehrchef und haben mit Ihrem Team eine beeindruckende Entwicklung hinter sich. Was sind Ihre Gedanken dazu?

Ich freue mich über die Rolle, die ich hier einnehme. Dass wir, seit ich hier bin, nur Positives erleben, uns auch als Mannschaft extrem weiterentwickelt haben und dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte.

Weshalb haben Sie sich 2020 als gestandener Profi eigentlich für den Wechsel zu einem Klub entschieden, der gerade seine erste Saison in der Bundesliga hinter sich hatte?

Weil mich die Gespräche überzeugt haben und ich das Gefühl hatte, dass das einfach passen könnte. Ich bin froh, dass es dann so gekommen ist. Im Endeffekt weißt du es nie hundertprozentig, aber die Gespräche waren sehr positiv, und wenn man jetzt rückblickend die Arbeit, auch diesen Sommer, wieder betrachtet, kann man dem Verein da nur ein Kompliment aussprechen, wie hier gearbeitet wird.

Robin Knoche (r.) bei seinem Debüt für den 1. FC Union Berlin am 12. September 2020 beim 1:0-Sieg nach Verlängerung in Karlsruhe.
Robin Knoche (r.) bei seinem Debüt für den 1. FC Union Berlin am 12. September 2020 beim 1:0-Sieg nach Verlängerung in Karlsruhe.Matthias Koch

Knoche über Magath-Training: Geschichten Geschichten „nur halb so hart, wie es wirklich war“

War auch das ein Grund für die steile Entwicklung nach oben?

Natürlich braucht das irgendwo auch seine Zeit, sich in der Bundesliga zu etablieren, aber ich denke - auch wenn es in einem Eiltempo war - bisher sehr gut funktioniert hat und trotzdem alle nicht abheben, sondern genau wissen, was die Basics sind, auf dem Teppich bleiben, genau wissen, wo wir herkommen. Das ist mit das Wichtigste, dass wir das nicht aus den Augen verlieren.

Kommen wir zurück zu Ihnen und Ihrer Karriere: Welche Grundlage haben Sie früh mit auf den Weg bekommen?

Ich bin froh, dass wir immer schon sehr gut im konditionellen Bereich gearbeitet haben, die ganze Jugend über in Wolfsburg. Mein erster Profitrainer, der mich damals hochgeholt hat, war Felix Magath. Ich glaube, jeder kennt die Geschichten. Die sind nur halb so hart, wie es wirklich war. Das zieht sich bis heute durch, dass ich da wirklich ein gutes Grundlevel habe.

Robin Knoche (unten-links) am 6. Juli 2011 beim harten Training des VfL Wolfsburg unter dem damaligen Coach Felix Magath.
Robin Knoche (unten-links) am 6. Juli 2011 beim harten Training des VfL Wolfsburg unter dem damaligen Coach Felix Magath.IMAGO/Eibner

Robin Knoche über seine Stärken, Entwicklung und das Union-Team

Welche besonderen sportlichen Fähigkeiten hatten Sie schon damals und wie haben Sie sich weiterentwickelt?

Das Stellungsspiel hat mich immer irgendwo ausgezeichnet, diese Antizipation der Situation. Je mehr Spiele du machst, je mehr Routine du kriegst, desto mehr hast du diese Ruhe, diese Erfahrung mit manchen Situationen umzugehen. Natürlich kommt das erst im Laufe der Zeit, das kannst du nicht von einem 18-, 19-, 20-Jährigen erwarten. Das ist völlig normal.

Sie sprechen die Jugend gerade an. Mit im Trainingslager ist auch U19-Talent Mathis Bruns, der ebenfalls in der Innenverteidigung spielt. Wie helfen Sie ihm auf und neben dem Rasen?

Außerhalb des Platzes ist es eher schwierig. Natürlich versuchst du gerade jüngeren Spielern auf dem Platz Hilfestellung zu geben. Gerade, wenn sich die Situationen ergeben. Ob das in der Spielform ist, ob das vielleicht auch noch mal ein, zwei Worte nach der Spielform sind, die bestimmte Situationen beschreiben. Im Endeffekt geht es ja darum, dass du als Team besser agierst und da ist es eigentlich egal, welcher Spieler das ist.

Inwiefern?

Wenn du irgendwo was siehst, was vielleicht besser hätte laufen können oder wo du vielleicht noch mal eine Hilfestellung geben kannst, dann besprichst du das. Aber das gilt für jeden anderen auch. Ich denke, das ist auch das, was einen ausmacht und was das Team verbessert, wenn du über bestimmte Situationen sprichst.

Robin Knoche (l.) wird von Unions U19-Talent Mathis Bruns beobachtet.
Robin Knoche (l.) wird von Unions U19-Talent Mathis Bruns beobachtet.Matthias Koch

Robin Knoche über den Beruf als Profifußballer: „Schon großes Glück“

Hatten Sie als junger Spieler damals ein besonderes Spiel oder einen speziellen Augenblick, durch den Sie merkten, dass Sie Profi werden können oder nicht?

Einen richtigen Moment gab es eigentlich nicht, weil du wirklich peu à peu darauf hingearbeitet hast. Natürlich nie wusstest, ob es klappt und von daher auch die anderen, gerade schulischen Aktivitäten, nicht außer Acht lassen durftest. Das war immer der Leitsatz auch bei uns oder vor allem bei mir.

Und als Sie dann die Chance bekamen?

Als sich die Möglichkeit ergeben hat, hast du es natürlich versucht und ich bin froh, dass es so gekommen ist, weil es einfach das ist, was mir Spaß macht, was mir als kleines Kind Spaß gemacht hat, was mir heute noch Spaß macht und dass man das zum Beruf machen darf, ist schon großes Glück.

Was hat Ihnen in Ihrer fußballerischen Entwicklung besonders viel gebracht?

Was mir auf jeden Fall geholfen hat, war dieser Zwischenschritt zwischen U19 und Profis, die U23. Viele Spieler aus der A-Jugend haben da Spielpraxis gesammelt, haben aber trotzdem gegen Männermannschaften gespielt und da das nicht immer die ganz feine Klinge war, hat es einen körperlich weitergebracht und robuster gemacht.

Was haben Sie gedacht, als einige Vereine - wie Wolfsburg - ihre U23 abgeschafft haben?

Ich muss sagen, dass ich mich da nicht groß mit beschäftigt habe, weil es mich persönlich ja nicht betrifft. Aber ich glaube, für den einen oder anderen ist es schade.

Robin Knoche (l.) am 23. Oktober 2010 im Einsatz für den VfL Wolfsburg II gegen den VfB Lübeck um Torjäger Bastian Henning.
Robin Knoche (l.) am 23. Oktober 2010 im Einsatz für den VfL Wolfsburg II gegen den VfB Lübeck um Torjäger Bastian Henning.IMAGO/ZweiKameraden

Wie hat sich die Nachwuchsarbeit Ihrer Meinung nach seit Ihrer Jugendzeit weiterentwickelt?

Heutzutage ist es ein bisschen anders, da kommen die jungen Spieler fast direkt aus der Jugend hoch zu den Profis, sind natürlich auch ein bisschen weiter, weil sich die Möglichkeiten in den letzten Jahren extrem verbessert haben. Dennoch siehst du bei dem ein oder anderen schon, dass da körperlich das ein oder andere fehlt. Das ist ganz normal. 

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen Jugend- und Männerfußball?

Auf jeden Fall die Körperlichkeit. Natürlich die Athletik, damit verbunden ist die Spielgeschwindigkeit auch etwas höher. Vor allem die Intensität der Zweikämpfe.  

Sie selbst wurden mit Wolfsburg 2011 Deutscher A-Junioren-Meister, das Finale (4:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern) war hochklassig, mit Ihnen wurden gleich acht VfL-Spieler Profis, auch beim FCK waren es sechs.

Wir hatten generell eine sehr gute Mannschaft bzw. einen sehr guten Jahrgang. Es ist ungewöhnlich, dass so viele den Sprung zu den Profis schaffen. 

Vielen Dank für das Gespräch!