Die Hamburger auf Abstand halten. Das war das Motto beider Teams des 1. FC Union Berlin an diesem Wochenende. Denn: Bevor die Männer am Sonntag am Millerntor beim FC St. Pauli antreten, empfingen schon am Freitagabend die Unioner Frauen den Hamburger SV zur Bundesligapartie im Stadion an der Alten Försterei. Teil eins der Mission gelang nur halb. Mit 1:1 trennten sich die Eisernen vor 6.525 Fans in Berlin-Köpenick vom HSV nach Treffern von Sophie Weidauer und Sophie Hillebrand. So blieb der Abstand auf die Gäste bei vier Punkten. Acht Punkte sind es noch, die zwischen Union und den Abstiegsplätzen liegen.
Die Spielerinnen von Ailien Poese verloren gleich sechs der letzten sieben Spiele. Auch weil den Verein derzeit ungeahnte Verletzungssorgen plagen. Auch am Freitag fielen wieder zwölf Spielerinnen verletzt aus, sodass gleich drei Kaderplätze beim 1. FCU unbesetzt blieben. Marina Georgieva begann außerdem erstmals für Union. Sie nahm in der Innenverteidigung den Platz von Katja Orschmann ein, die eine Pause bekam. Den HSV schätzte Poese vor dem Spiel als „defensivstarke Mannschaft“ ein. Sie warnte sogleich vor dem „schnellen und geradlinigen Umschaltspiel“ und gab ihren Spielerinnen den Plan vor, „gut mit und gegen den Ball unterwegs zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen und alles in das Spiel zu geben, was möglich ist.“
Die Hamburgerinnen standen vor dem Spiel, vier Punkte hinter Union, auf dem 12. Platz. Sie konnten zuletzt jedoch ein Erfolgserlebnis sammeln und schlugen im DFB-Pokal Bayer Leverkusen im Elfmeterschießen. HSV-Trainerin Liése Brancão wollte aus diesem Spiel „die Leichtigkeit“ mit nach Berlin nehmen. Ihre Spielerinnen liefen Union von Beginn an sehr hoch an und versuchten, ihre Kontrahentinnen weit in der eigenen Hälfte zu Ballverlusten zu zwingen. Das gelang ihnen jedoch nicht. Stattdessen konnte Union die entstandenen Räume hinter der Hamburger Angriffsreihe für Umschaltmomente nutzen, zunächst jedoch ohne gefährlich zu werden.
Union muss zur Halbzeit führen – tut es aber nicht
Ein Abseitstreffer von Union-Stürmerin Sophie Weidauer (7.) blieb das Highlight der ersten halben Stunde, in der Hamburg versuchte, den Ball zu behaupten, und Union erst ab der Mittellinie die Zweikämpfe suchte. Dann jedoch ist das Spiel klar in Richtung der Berlinerinnen gekippt: Weidauer und allen voran Eileen Campbell kamen in der Schlussviertelstunde der ersten Hälfte mehrfach zu gefährlichen Abschlüssen und zwangen Larissa Haidner im Tor des HSV immer wieder zu starken Paraden.
Schiedsrichterin Davina Lutz hatte am Freitagabend die lange Leine dabei und erlaubte den Spielerinnen durchaus eine gewisse Robustheit in Zweikämpfen. Dies bekam Eileen Campbell besonders zu spüren. Kurz vor dem Halbzeitpfiff sahen alle Fans im Stadion ein strafbares Foul im Strafraum gegen die 25-Jährige – Lutz allerdings nicht. Sie ließ zunächst weiterspielen und musste die Partie dann unterbrechen, weil Campbell am Boden liegen geblieben war. „Schieber, Schieber“, riefen die Fans und auch Ailien Poese wollte die Situation nicht auf sich beruhen lassen. Sie lamentierte der Schiedsrichterin jedoch zu laut und sah die gelbe Karte.
Weidauer vergibt und trifft
Die zweite Hälfte begann so, wie die erste aufgehört hatte: mit Chancen für Union. In der 52. Minute musste eigentlich der Führungstreffer für die Eisernen fallen, als Weidauer frei aufs Tor zulief und sogar noch eine Anspielstation hatte, die sie durchaus hätte bedienen können. Sie entschied sich für den Schuss – Haidner wehrte ab. Auch der HSV jedoch wurde gefährlicher, sodass Chancen auf beiden Seiten das Spiel in dieser Phase prägten.
Nach einer Stunde war es dann so weit: der Führungstreffer für die Eisernen. Wie so oft brach Campbell hinter die letzte Linie der Hamburgerinnen durch. Wie so oft wurde ihr Schuss abgewehrt – doch dieses Mal stand Sophie Weidauer bereit und grätschte den Abpraller ins Tor.
Fans wüten gegen Schiedsrichterin
Nach dem Treffer beruhigte sich das Spiel erst einmal. Der HSV fand keine Lösungen gegen den kompakt stehenden FCU, die wiederum kamen seltener zu Chancen durch Umschaltsituationen. Dann der Schock: Eileen Campbell hatte gerade noch frei vor dem Tor die Entscheidung vergeben, und war dann im eigenen Strafraum mit der Hand am Ball. Schiedsrichterin Lutz zeigte auf den Punkt – Elfmeter. Wieder protestierten die Fans: „Schieber, Schieber“. Doch es änderte nichts: Sophie Hillebrand verwandelte zum Ausgleich für die Elbstädterinnen.


