Skurril, spannend, witzig

Sechs Berliner Museen für alle, die keine Lust auf Geschichte oder Kunst haben

Besuchen Sie Bud Spencer und Terence Hill, essen Sie Insekten, lassen Sie sich verzaubern – von magischen Tricks, traumhaften Kleidern, seltenen Instrumenten.

Im Disgusting Food Museum gibt’s Essen zum Ekeln und Nachdenken.
Im Disgusting Food Museum gibt’s Essen zum Ekeln und Nachdenken.Sabine Gudath

Gemälde, Fotografien und Geschichte sind nicht jedermanns Sache. Das ewig lange Betrachten von Bildern und Exponaten ist für viele Menschen keine Freude, sondern eher langweilig. Das ist aber gar nicht schlimm, denn zum Glück haben wir in Berlin viele tolle Museen, in denen man Dinge ausprobieren kann, die eher spielerisch sind oder einen Teil unseres Lebens beleuchten, den wir sonst eher nicht mit einem Museum in Verbindung bringen.

Natürlich ist das Naturkundemuseum in Mitte eines der tollen Museen der Stadt – nicht nur, weil mit Eisbär Knut, Panda Bao Bao und Gorilla Bobby drei der größten ausgestopften Zoo-Lieblinge hier gezeigt werden. Man kann darüber hinaus ins All und durch die Zeit reisen, Dinoskelette bewundern und dabei zusehen, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Tausende von Insekten digitalisieren.

Auch das DDR-Museum gegenüber vom Dom ist ganz nah dran am Leben, wenngleich es ein Leben ist, das es so heute nicht mehr gibt. Aber falls Sie mal (wieder) in einem Trabi sitzen wollen oder sich eine DDR-Plattenbauwohnung angucken möchten, sind Sie hier goldrichtig. Na, haben wir Ihre Lust geweckt? Dann lesen Sie mal, welche unserer Museen sich noch für Kunst- und Geschichtsmuffel eignen.


Mitte: Magicum

Gleich am Eingang des Magicums, dem Zauberei-Museum, können Sie lernen, wie man durch geschicktes Hantieren verknotetes Metall löst und mit feuchten Händen eine Wasserschale zum Klingen bringt, sodass das Wasser sogar Wellen schlägt. Dann geht’s die Treppe runter ins Gewölbe mit freigelegtem Mauerwerk, warmem Licht und rotem Teppich.

Dort wartet, versteckt hinter einem Metallgitter, das Alchemielabor des Nicolas Flamel, den viele von uns aus dem ersten „Harry Potter“-Band kennen. Aber den Gelehrten gab es wirklich; er lebte im 14. Jahrhundert und soll der Legende nach tatsächlich den Stein der Weisen gefunden haben und unsterblich geworden sein.

Darüber hinaus können Sie im Magicum allerhand Gedulds- und Geschicklichkeitsspiele ausprobieren, die echt Spaß machen. Es gibt einen bunt beleuchteten und verspiegelten Raum, in dem man sich aus allen Perspektiven betrachten kann – witzig. Außerdem liegen verschiedene Tarotkarten bereit, anhand derer man etwas über seinen Charakter erfährt. Man muss an Derartiges nicht glauben, aber unterhaltsam ist es allemal. Gleiches gilt für die Naturhoroskope (Welcher Baum sind Sie?) und Pendel, denen man Ja-Nein-Fragen stellen kann.

Im hinteren Teil des Museums findet sich alles rund um Hexen, inklusive verschiedenster mittelalterlicher Foltergeräte. Und es gibt ein riesiges, kunterbuntes Fantasiegemälde, auf dem Insekten und Schlüssel versteckt sind. Man soll alle finden und zählen, dann kriegt man am Ausgang eine Überraschung.

Magicum – Berlin Magic Museum, Große Hamburger Straße 17, 10115 Berlin; sechs Minuten zu Fuß vom S-Bahnhof Hackescher Markt (u.a. S3, S5, S7, S9). Geöffnet täglich von 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 9 Euro, Familienkarte ab 29 Euro. Kinder bis fünf Jahre haben freien Eintritt.


Friedrichshain: Computerspielemuseum

Zocken, gucken, ausprobieren, in Erinnerungen schwelgen, staunen. Das Computerspielemuseum wird das Kind ihn Ihnen wecken – und sehr glücklich machen. Hunderte Exponate, darunter unzählige zu Recht beliebte Klassiker, warten auf Sie; insgesamt sieben Jahrzehnte Computerspiel-Evolution. Vom Pong-Automaten über Playstations bis hin zu 3D-Spielen – man kann den Tag hier ganz wunderbar verdaddeln.

„Ein sehr tolles Museum. Eigentlich interessieren mich Computerspiele gar nicht, aber in das Museum gehe ich nochmal mit viel mehr Zeit (mindestens 2 Stunden)“, schreibt ein Google-Kritiker und vergibt fünf Sterne. Er ist einer von rund 8000 Rezensenten. Insgesamt wird das Museum mit 4,5 von fünf möglichen Sternen bewertet. Zum Vergleich: Das Pergamon hat ebenso viele Sterne, wenngleich natürlich viel mehr Bewertungen insgesamt.

Computerspielemuseum, Karl-Marx-Allee 93a, 10243 Berlin; vier Minuten zu Fuß vom U-Bahnhof Weberwiese (U5). Geöffnet täglich von 10 bis 20 Uhr. Eintritt: 11 Euro, ermäßigt 7 Euro, Familienkarte ab 18 Euro. Kinder bis fünf Jahre haben freien Eintritt.


Mitte: Bud-Spencer-Museum

Bei Madame Tussauds, direkt Unter den Linden, stehen all die großen Stars aus Hollywood und Deutschland: Sängerin Beyoncé, Comedian Teddy Teclebrhan, Schauspieler Matthias Schweighöfer, Fußballer Manuel Neuer, Model Heidi Klum – die Wachsfiguren kann man alle anfassen und Fotos mit ihnen knipsen. Das ist toll, das macht Spaß, ist aber auch ziemlich teuer.

Weitaus günstiger, ebenso zentral und viel näher dran an den Fan-Herzen ist das Bud-Spencer-Museum. Dort nämlich steht ein Carlo Pedersoli alias Bud Spencer in seiner Rolle des Bambino aus „Die rechte und die linke Hand des Teufels“, und direkt daneben steht sein nicht weniger beliebter Partner Terence Hill, der in dem 70er-Jahre-Film den Trinity spielte. Beide in originalgetreuer Kleidung, lebensgroß und fototauglich.

Beide Figuren wurden von einer Berliner Künstlerin von Hand gefertigt und sehen so aus, als würden sie gleich loslegen mit ihren Witzen und den Fäusten. Darüber hinaus finden sich in dem Museum ganz viele private Schätze aus dem Nachlass von Bud Spencer, die von seiner Familie zur Verfügung gestellt wurden. Zu sehen gibt’s zum Beispiel Originalkostüme, bislang unveröffentlichte Fotos, Filmplakate, aber auch Filmrequisiten wie die beiden Autos aus „Zwei wie Pech und Schwefel“.

Bud Spencer Museum, Unter den Linden 10, 10117 Berlin; zwei Minuten zu Fuß vom U-Bahnhof Unter den Linden (U5, U6). Geöffnet täglich von 10 bis 19 Uhr. Eintritt: 12 Euro, Kinder (ab 7 Jahren) und Jugendliche (bis 17 Jahre) 8 Euro, Familienkarte ab 18 Euro.


Tiergarten: Kunstgewerbemuseum

Ertappt – da wollten wir Ihnen doch ein bisschen Kunst und auch Geschichte untermogeln. Aber seien Sie nicht verschreckt, denn das Kunstgewerbemuseum wurde 1867 als „Deutsches Gewerbe-Museum zu Berlin“ gegründet und sollte Handwerkskunst populär machen. Und so finden sich in der Ausstellung auch heute noch Holzstühle verschiedenster Epochen und Designs, aber auch andere Möbelstücke und Geschirr, etwa reich verzierte Vasen. Manches davon würde man gern mit nach Hause nehmen.

Wissen Sie, wie ein Schreibkabinett aussieht und wofür man es braucht? Im Kunstgewerbemuseum finden Sie es heraus. Auch ein Radiermesser ist zu sehen, eine Horizontalsonnenuhr, eine mehr als 400 Jahre alte Reiseapotheke, astronomisches Besteck – eine Handwerksschau vom Mittelalter bis heute. Und allein die Worte klingen wie eine Zeitreise.

Dass Mode und Kunst miteinander verwoben sind, soll in der Modegalerie der Ausstellung gezeigt werden. Hier können Sie Kostüme, Kleidung und Accessoires (Ringe, Broschen und so weiter) aus den vergangenen 150 Jahren bewundern, insgesamt mehr als 260 Objekte, darunter wunderschöne Ballkleider und Korsagen.

Kunstgewerbemuseum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin; zwei Fußminuten von der Bushaltestelle Philharmonie (Bus 200, M41). Geöffnet von dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 11 bis 18 Uhr, montags geschlossen. Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro.


Tiergarten: Musikinstrumentenmuseum

Ein Reisecembalo von Königin Sophie-Charlotte, die Querflöten vom alten Fritz, eine riesige alte Orgel, reich verzierte Flügel und echte Stradivari-Geigen. Das sind nur einige der Highlights aus den 800 Objekten, die im Musikinstrumentenmuseum gezeigt werden. In den vergangenen 135 Jahren – die Sammlung wurde 1888 gegründet – sind jedoch mehr als 3000 Instrumente zusammengekommen; sie zeigen rund 500 Jahre Musikgeschichte.

Regelmäßig finden öffentliche Führungen statt, bei denen einige Instrumente sogar angestimmt werden. Es gibt auch Konzerte und Workshops für Kinder, bei denen sie selbst Instrumente ausprobieren können. Besonders beliebt sind die Stummfilmabende, die live mit einer „Mighty Wurlitzer“-Theaterorgel begleitet werden. Diese ist eines der beeindruckendsten Instrumente überhaupt, denn die Klangpalette, so das Museum, umfasst „Donnergrollen und Vogelzwitschern, Sirenengeheul und Glockengeläut“.

Und wussten Sie, dass der frühere US-Präsident und Namensgeber unseres Krankenhauses in Steglitz, Benjamin Franklin, ein richtiger Erfinder war? Unter anderem hat er nämlich eine sogenannte Glasharmonika erfunden. Zu sehen ist eine solche im Musikinstrumentenmuseum. Ihr Sound soll inspiriert sein von klingenden Gläsern, die mit Fingern in Schwingung versetzt werden. Mozart und Beethoven haben Stücke geschrieben, bei denen die Glasharmonika zum Einsatz kommt.

Musikinstrumentenmuseum, Ben-Gurion-Straße, 10785 Berlin; fünf Fußminuten von der Bushaltestelle Philharmonie (Bus 200, M41). Geöffnet dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, am Wochenende von 10 bis 17 Uhr. Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.


Tigerhoden und Saure Nieren: bestimmt nicht jedermanns Geschmack
Tigerhoden und Saure Nieren: bestimmt nicht jedermanns GeschmackSabine Gudath/imago

Mitte: Ekelmuseum

Der Spiegel schrieb 2021: „Dieses Museum ist zum Kotzen!“ Und wohl noch nie hat sich eine Ausstellung durch eine derart deftige Einschätzung geadelt gefühlt. Doch der Würgereiz gehört zum Kalkül des Disgusting Food Museums, das umgangssprachlich einfach nur Ekelmuseum genannt wird. Und deshalb ist das, was sonst eine Beleidigung wäre, hier ein Lob.

„Ekel stellt eine grundlegende menschliche Emotion dar. Universell ist er nicht. Was für den einen Menschen köstlich ist, kann für den anderen abstoßend sein“, schreibt das Disgusting Food Museum auf seiner Homepage und präsentiert in seiner Schau „über 90 außergewöhnliche Food-Exponate aus der ganzen Welt wie Bullenpenis, gegrillten Hund, Kuhblut oder Surströmming“. Letzteres ist vergorener Hering, der faulig riecht – eine Delikatesse in Schweden.

Sind Sie mutig genug, die Suicide Sauce zu probieren? Oder Insektenriegel? An der Tasting Bar können Sie die, nun ja, Spezialitäten verkosten, aber vieles können Sie auch kaufen, beispielsweise Insektenlutscher (ab 3,50 Euro). Übrigens: Den 70-minütigen Audioguide gibt’s auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch und Chinesisch.

Disgusting Food Museum, Schützenstraße 70, 10117 Berlin; vier Minuten zu Fuß vom U-Bahnhof Kochstraße/Checkpoint Charlie (U6). Geöffnet von freitags bis dienstags von 12 bis 18 Uhr, montags geschlossen. Eintritt: Erwachsene 16 Euro, Kinder und Jugendliche (6 bis 18 Jahre) 8 Euro, Familienticket 36 Euro, Kinder bis fünf Jahre kommen umsonst rein.